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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zuerst die Anführer erwischte, mit dazu bei, daß es unter Atevi nur selten zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam. Die Pistole in der Innentasche schlug ihm gegen die Rippen, als Ilisidi die Gangart verschärfte. Zusammen mit ihr bildeten Bren, Cenedi, Jason, Jago und Banichi die Spitze des Feldes. Als die Talsohle erreicht war, liefen die Tiere fast so schnell sie konnten.
    Ein Mensch vermochte kaum nachzuvollziehen, mit welch unbändiger Leidenschaft ein Ateva getrieben war, einer Anführerin wie Ilisidi zu folgen. Er kannte solche Verfolgungsjagden aus Machimi-Spielen und hatte sie früher immer für eine dramatische Konvention gehalten, bis er lernte, daß in ihnen das atevische Verständnis von unbedingter Treue vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck kam.
    Auch Bren fühlte sich von Emotionen mitgerissen. Hatten wehende Fahnen und Hörnerschall vor Zeiten für Menschen nicht ähnliche Bedeutung gehabt? Es blieb dem einzelnen kaum etwas anderes übrig als zu folgen. Es blieb dahingestellt, ob Ilisidi oder den Männern, die sie anführte, in einem solchen Moment wirklich bewußt war, welchen Einfluß sie ausübte. Bren fühlte sich jedenfalls angesteckt.
    Plötzlich krachte ein Schuß, und von einer Hausfassade platzte weißer Stuck, der auf schwarz schimmerndes Straßenpflaster hagelte. Alle Reiter erwiderten das Feuer, worauf auch aus anderer Richtung Schüsse krachten. Bren duckte sich. Einzig Jagos eindringliche Warnung hielt ihn, verunsichert wie er war, davon zurück, die Pistole zu ziehen, sich aufzurichten und zu schießen.
    Hör auf Jago, schärfte er sich ein. Mit dem Leben davonkommen und diejenigen, die ihn bedrohten, mit seinen Mitteln bekämpfen, nicht mit der Waffe, sondern indem er ihnen einen Strich durch die Rechnung machte und alles vorenthielt, worauf sie in dieser Nacht aus waren.
    Im Hintergrund flammte gleißendes Licht auf, das lange Schatten über die Straße warf. Bren hoffte, daß die zu Fuß folgenden Mitglieder der Informantengilde gescheit genug waren, in Deckung zu gehen. Da hatten es nicht bloß ein paar einzelne Schwachköpfe auf sie angelegt, nein, sie waren in einen gefährlichen Hinterhalt geraten. Tabinis Männer hatten diesen Abschnitt nicht unter Kontrolle.
    Vor ihnen blinkte ein einzelnes Licht auf, darauf ein rotes zur Rechten, einmal, zweimal.
    Waren das Signale der Verbündeten? Kurz entschlossen lenkte Ilisidi ihr Mecheita in eine gespenstisch verlassene Seitengasse und ritt in vollem Galopp durch den alten Ortskern in Richtung Hafen.
    »Aiji-ma!« brüllte jemand aus einem Fenster über ihnen, und andere stimmten grüßend mit ein. Doch es war niemand zu sehen.
    »Weiter geradeaus!« tönte es vor einer Straßenkreuzung aus finsteren Schatten. »Weiter, weiter, Sidi-ji!«
    Die Dunkelheit der Straße wich offenem Nachthimmel, dem Ausblick auf Hügel und schimmernde Wasseroberfläche, und sie sprengten auf diese Öffnung zu. In einem Fenster am Ende der Häuserzeile blinkte Licht. Auf dem Weg zum Hafen tauchten da und dort Gestalten auf mit Taschenlampen, die mit roten oder weißen Lichtzeichen Ilisidi und den Gildenmitgliedern geheime Informationen zukommen ließen.
    Vorm Hafenbecken hielt Ilisidi an. An der Landungsbrücke war auf einer großen Tafel der Fahrplan der Fähre verzeichnet, aber da hatte kein Fährschiff festgemacht.
    Es näherte sich jedoch ein Boot, keine Fähre, wenn das einschätzen konnte, wer solche Dinge bislang nur im Fernsehen gesehen hatte, wohl aber ein ziemlich großes Boot.
    »Kommt uns das gelegen?« fragte Jason kleinlaut und fast unhörbar, bei all dem Geschnaube der Mecheiti ringsum und dem Knarzen von Leder. Von dem Boot war nicht viel mehr als das Weiß der gischtigen Bugwelle vor den dunklen Hügeln am Horizont zu erkennen.
    »Wieder mal zu spät!« schimpfte Ilisidi. »Ich kann mich nicht erinnern, daß dieser verflixte Geigi jemals pünktlich zu einer Verabredung erschienen wäre.« Sie ließ Babsidi in die Knie gehen und stieg ab. Auf ihrer Hand glänzte schwarz ein dünnes Rinnsal, das Cenedi in helle Aufregung versetzte. Doch: »Ich bin nur von einem Steinsplitter geritzt worden«, sagte sie. »Der Kerl hat dreimal den Zeitpunkt seiner Ankunft nach hinten verschoben – und kommt trotzdem zu spät.«
    Bren stieg ab, so auch Haduni. Ilisidi sah sich unter den Mecheiti um. Bei einem entdeckte sie einen langen Riß an der Flanke. Zwei Männer waren leicht verletzt; ein dritter blutete stark aus der Wunde eines offenen

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