Atevi 3 - Erbe
eindeutig auf die Seite des Aiji in Shejidan, was insbesondere jene Nachbarlords zur Kenntnis nehmen sollten, die dem Aiji möglicherweise zu schaden trachteten, indem sie seinen Schützling in dieser Provinz anzugreifen versuchten.
Geigi ging mit Bren über den betonierten Weg hinunter zu dem Wagen. Es herrschte betretenes Schweigen, auch unter den jeweiligen Leibwachen. Fast verlegen meinte Bren an Tano gerichtet: »Kümmern Sie sich bitte auch um die Sicherheit von nand’ Borujiri, Tano-ji.«
»Wir haben dem Werkschutz schon entsprechende Ratschläge erteilt«, antwortete Tano, als sie sich der Wagenkolonne mit dem Auto des Paidhi in der Mitte näherten. Tano würde unter keinen Umständen von seiner Seite weichen. Wahrscheinlich hatte er, während Bren die Karten unterschrieb, über Geigis Mann Gesirimu den Werkschutz instruieren lassen, ohne ihn, Bren, damit zu behelligen. So war es auch möglich gewesen, die Journalisten in Schach zu halten.
»Sehr bedauerlich«, sagte Lord Geigi. »Ich kann dem Paidhi allerdings garantieren, daß seine Sicherheit ganz und gar unbeeinträchtigt ist. Alles andere brächte mich selbst in arge Verlegenheit.«
»Bewahre«, entgegnete Bren. »Ich würde meinen Gastgeber niemals einem solchen Risiko aussetzen, und bitte, Lord Geigi, unterschätzen Sie nicht, wie wertvoll Sie für den Aiji sind. Ich weiß, daß Tabini-Aiji jede gegen Sie oder Ihre Leute gerichtete Aktion konsequent bestrafen wird.«
Das war nicht nur höflich dahin gesagt, sondern entsprach auch der Wahrheit. Geigi stand für den Bau des Schiffes ein. Von ihm hingen nun Stabilität und Wohlstand in dieser Region ab.
Sie näherten sich der Straße und wurden von einigen Werksangehörigen vom Werksgelände aus in ihrem Geleit entdeckt und wiedererkannt, worauf die Tore aufgingen und eine große Menge auf sie zuströmte, winkend und mit Blumen in den Händen, begleitet von Reportern und Kameraleuten. Bren und Geigis Leibwachen waren darüber sichtlich verärgert.
Doch die Arbeiter ahnten offenbar nichts von der erhöhten Alarmbereitschaft seitens der Sicherheitsbeauftragten, und daß höfliche Atevi einer an sie adressierten Rede stumm und reglos zuhörten, bedeutete nicht, daß sie auch dann Zurückhaltung übten, wenn man sie für sich gewonnen hatte. Jubelrufe wurden laut und Blumensträuße hinter die mit einem Seil markierte Absperrung geworfen, die eilends errichtet worden war. Daß die Blumen auf den Rasen fielen und nicht bis vor die Füße des Paidhi, dem sie galten, konnte die Arbeiter nicht entmutigen. Es reichte ihnen, daß ihre Geste verstanden wurde, und außerdem waren sie an strenge Sicherheitsmaßnahmen gewöhnt; je höher der Rang einer Person, desto strikter und nervöser die Wachen ringsum.
Bren eilte ein paar Schritte voran bis zum Rasen, wo er sich bückte und einen Blumenstrauß aufhob, was einem Lord des Bundes unmöglich gewesen wäre; er aber, als Mensch mit weißem Band, kannte in dieser Hinsicht keine Vorbehalte und empfand auch nicht die Notwendigkeit, die Würde eines Lords zu bewahren. Er hielt den Strauß in die Höhe und winkte damit der jubelnden Menge zu, während Tano und Algini darauf drängten, daß er den Wagen bestieg.
Das Wohlwollen der Menge gewährte ebenfalls Schutz, wie er fand, und Öffentlichkeitsarbeit gehörte mit zu seinem Job. Die Menge war begeistert. Sie jubelte und winkte um so mehr. Zufrieden waren auch die Journalisten, die wirkungsvolle Bilder vor die Kameras bekamen.
Ihn vor bösen Folgen solcher Alleingänge zu bewahren war die Aufgabe von Tano und Algini, und als er und Lord Geigi von entgegengesetzten Seiten ins Auto stiegen, nahmen Tano auf seinem Sitz im Fond und Algini vorn neben dem Fahrer Platz. Ein Pulk von motorisierten Sicherheitsangestellten folgte dem anfahrenden Wagen dichtauf.
»Die Einladung gilt nach wie vor«, meinte Lord Geigi. »Es lachen die Fische.«
»Ich freue mich schon darauf, irgendwann einmal mit Ihnen fischen zu gehen«, antwortete Bren, »und hoffe auf eine Einladung rechtzeitig zur nächsten Wanderung dieser wackeren Gelbschwänze. Ich wünschte, ich hätte schon heuer Gelegenheit. Also bleibt mir nur zu hoffen, daß Sie sich das nächste Mal an mich erinnern.«
»Das werde ich. Verlassen Sie sich darauf.«
Es war deutlich, daß sich Tano und Algini nicht eher würden entspannen können, bis sie die Provinz verlassen hatten.
Bestimmt hatten sie von dem Attentat früher erfahren als die Nachrichtendienste, es sei denn,
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