Atevi 3 - Erbe
wollen wie ich. Aber dein Weg zurück führt über die atevischen Konstrukteure, die wir als Paidhiin höflich behandeln und aufmuntern sollten, und er führt über Tabini-Aiji, dem die Paidhiin nützlich sein müssen. Und das dürfen wir nie, nie vergessen.«
»Ich versuch’s, Mann, ich versuche es.«
»Ich weiß.«
»Bren… Bren, sag mir die Wahrheit. Sei offen und ehrlich. Wenn das Shuttle jemals startet, werde ich an Bord sein?«
Wie, zum Teufel, kommt er darauf? dachte Bren im stillen. »Behauptet irgend jemand etwas anderes?« fragte er.
»Ich will’s nur hören.«
»Es werden zuerst natürlich Testflüge durchgeführt werden. Wenn dann der eigentliche Start erfolgt, bist du dabei.«
»Vorausgesetzt, der Aiji erlaubt’s.«
»Er wird dich gehen lassen.«
»Wer sagt das?«
»Er selbst, und das ist so gut wie eine Garantie. Außerdem investiert er eine Menge in deine Ausbildung, das heißt, er will dich als Übersetzer und Verbindungsmann mit dem Schiff.«
»Vielleicht bin ich ihm als Geisel nützlicher.«
»Das ist nicht sein Stil. Seine Mittel sind fair.«
»Er hat Hanks zur Geisel genommen.«
»Das ist etwas anderes. Er kennt die Regierung von Mospheira und hat sich entschieden, sie nicht erschießen zu lassen.«
»Ich sehe da keinen Unterschied. Was ist, wenn er von meinen Leuten etwas will?«
»Wie kommst du darauf? Gibt’s einen Anlaß, so etwas zu denken?«
»Sei nicht naiv, Bren.«
»Antworte: Wie kommst du darauf?«
»Ich will nur ausgeschlossen wissen, daß ich hier für immer festsitze.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen. Weshalb sollte er dich nicht gehen lassen?«
»Hör zu, ich will aus dieser Wohnung raus. Wen muß ich um Erlaubnis bitten?«
Vielleicht würde Jason die Aufnahmeprüfung ja doch bestehen. Fast wäre der Paidhi, trotz seiner diplomatischen Erfahrung, in die Falle getappt.
»Du kannst gehen, wohin du willst; ich begleite dich.«
»Warum hast du mich dann nicht mit auf die Reise genommen?«
Weil das so einfach nicht zu machen war. Aber mit Jason ließ sich im Moment nicht vernünftig reden. »Ich habe versprochen, dich demnächst mitzunehmen. Aber zuerst mußt du deine Verbformen beherrschen. Und außerdem mußt du vorher gelernt haben, auf voreilige Bemerkungen zu verzichten. Was du über unseren Gastgeber gesagt hast, war ein Beispiel dafür, daß du soweit noch nicht bist.«
»Zum Teufel mit den Verbformen!«
Zuerst Verwirrung, dann Wut. Er hatte das alles selbst durchgemacht. Zum Glück war Jason nicht so dumm, Tabini Vorwürfe zu machen. »Wenn uns bei den technischen Übersetzungen ein Fehler unterläuft, könnte es sein, daß du hier festsitzt, bis du schwarz wirst. Es sei denn, du stolperst vorher über irgendwelche tödlichen Sicherheitsdrähte, weil du nicht gelernt hast, auf solche Dinge achtzugeben. Es könnte dich auch das Leben kosten, wenn deine Angriffe gegen den Aiji den Landesfrieden stören. Oder du legst dich auf die faule Haut und schmarotzt, während ich deine Arbeit erledige. Das sind deine Optionen. Dazu zählt jedoch nicht ›zum Teufel mit den Verbformen!‹ Und die übrigen Wahlmöglichkeiten kommen alle nicht in Frage.«
Damit hatte er Jason endgültig zur Weißglut gebracht. Im vergangenen Herbst noch war Jason in ähnlicher Situation aus dem Sessel gesprungen und auf und ab gerannt. Jetzt blieb er sitzten. »Das schaffst du sogar in unserer Sprache, nicht wahr?« sagte er.
»Was?«
»Nadi«, antwortete Jason auf ragi, in gemäßigtem Tonfall und ohne eine Miene zu verziehen, »meine Optionen wären mit einer fünften Alternative glücklicher ausgewogen.«
»Und was könnte das für eine sein?« »Die Sie sich wünschen: meine bereitwillige Mitwirkung, Nadi.«
Bren hatte bewußt vier – unglückliche vier – Optionen aufgezählt, während drei auch nach menschlicher Sicht aller guten Dinge gewesen wären. Immerhin hatte Jason das so erkannt. »Gut, sehr gut. Du machst dich.«
»Saidin hat eine Dienerin abgestellt, damit sie mir Nachhilfe gibt. Und ich bin wirklich fleißig. Ich arbeite bis spät in die Nacht hinein in der Hoffnung, daß ich möglichst bald aus dieser Enge herauskomme und im Rahmen meines Jobs vielleicht auch mal wieder einen sexuellen Auftrag annehmen darf.«
Bren lachte nicht. Er zuckte nicht mal mit der Wimper. »Du hoffst auf eine Gelegenheit.«
Jason wurde rot. »Ja, eine Gelegenheit.«
»Wie dem auch sei, du machst mir Mut. Und ich werde alles daransetzen, daß du mich bei meiner nächsten Reise
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