Atevi 3 - Erbe
Nadiin. Das Programm muß den Atevi dazu verhelfen, in Frieden und Selbstbestimmung zu leben.«
»Ist dies zu vereinbaren mit dem Man’chi der Paidhiin?« fragte derselbe. Er stand immer noch vor seinem Stuhl.
»Allerdings. Daran zu zweifeln hieße, den Vertrag in Frage zu stellen«, konterte Bren, der wieder an Saigimi denken mußte und an dessen Versuch, Lord Geigi zu ruinieren, um sich in einer sehr heiklen Situation seine Zustimmung zu sichern.
»Hatte der Paidhi auf der Halbinsel denn keine Angst um seine Sicherheit gehabt?«
Diese Frage war unzulässig und widersprach den Grundregeln von Pressekonferenzen. Bren konnte davon ausgehen, daß Tabini den, der sie gestellt hatte, ordentlich zurechtstoßen würde. Unter den anderen Pressevertretern machte sich Unruhe breit; doch Bren hob die Hand und gab so zu verstehen, daß er auf diese Provokation zu antworten vorhatte.
»Der Paidhi«, entgegnete er ruhig und in makellosem Ragi, »ist sich des Wohlwollens aller, die ehrlich sind, sicher.« Der Nachrichtensender, den dieser Reporter vertrat, versuchte, entweder von Deana oder Tabinis Gegnern dazu ermutigt, Fronten aufzubauen und unterstellte, daß der Paidhi oder Lord Geigi mit der jüngsten Assassination zu tun habe. Bren empfand keinerlei Hemmung, sich trotz der für diese Konferenz knapp bemessenen Zeit auf langatmige Ausführungen einzulassen. Auch er wußte, eine Live-Übertragung für sich zu nutzen.
»Lassen Sie mich Ihnen, Nadiin, die Szene schildern, die sich mir bot, als ich die Fabrik verließ und draußen vorm Tor die Menge der Arbeiter zusammenlief. Man überhäufte mich mit Blumen. Und vom startenden Flugzeug aus sah ich neben den Fahrzeugen meiner örtlichen Begleitung einen Teppich aus Frühlingsblumen ausgelegt. Ich war gerührt von soviel Großzügigkeit und vor allem auch von der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre historische Aufgabe wahrnehmen. Ihre Hoffnung auf die Zukunft ist geradezu spürbar und nimmt konkrete Gestalt an.« In später gesendeten Zusammenfassungen dieser Konferenz würde Etliches wegfallen, und Bren war darauf aus, nur positive und eine glücksversprechende Anzahl von Statements loszuwerden. Der Paidhi mischte sich nicht ein in innere Angelegenheiten der atevischen Politik. Er tat, wozu ihm geraten worden war, und mimte den unbeteiligten Beobachter. »Ich war sehr beeindruckt, Nadiin, ja, so sehr, daß ich wie jene ganz fest an das Glück dieses Projektes glaube, an das Glück der Nation und das des Aiji, der so weitsichtig war, genau in dem Moment nach den Sternen zu greifen, als all diese glücksverheißenden Dinge zusammenkamen.«
Ein zweiter Journalist erhob sich von seinem Platz. »Haben Sie erlaubt, nand’ Paidhi, daß während Ihrer Abwesenheit ein direkter Kontakt zwischen der Insel und dem Schiffs-Paidhi zustande kommt?«
Was, zum Teufel, sollte denn diese Frage?
»Ich habe es nicht verboten, Nadi.«
»Können Sie bestätigen, nand’ Paidhi, daß es im Haus des Schiffs-Paidhi einen Todesfall gegeben hat?«
Eine undichte Stelle. Aller Wahrscheinlichkeit nach Deana.
Verflucht, dachte er. Er hatte längst eine entsprechende Meldung herausgeben wollen, denn weil die Bediensteten ohnehin etwas ahnten, konnte es leicht zur Entstehung falscher Gerüchte kommen. Doch hatte er erst Jasons Gespräch mit seiner Mutter abwarten wollen. Der Todesfall auf dem Schiff würde als Unglückszeichen gewertet werden.
Bren war drauf und dran, die Konferenz abzubrechen, was ihm zugestanden hätte nach den zwei protokollwidrigen Fragen. Statt dessen aber nahm er sich vor, die Herausforderung anzunehmen – und seinen Sicherheitskräften den Auftrag zu geben, herauszufinden, von dem diese beiden Journalisten geimpft worden waren.
»Es ist leider so, wie Sie sagen, Nadi«, antwortete er. »Ich weiß aber bislang auch nicht viel mehr, als daß es sich um einen natürlichen Tod handelt. Ich werde noch genauere Informationen einholen. Doch bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, denn das wäre bestimmt zusätzlich schmerzlich für Jason-Paidhi, der sich so engagiert für das Wohl sowohl der Menschen als auch der Atevi einsetzt. Ich bin sicher, daß Sie ihn in dieser Anstrengung nicht behindern wollen.«
Manchmal wunderte er sich selbst darüber, wie hart er reagieren konnte. Die Presse wollte natürlich Bescheid wissen, so die Öffentlichkeit im allgemeinen und die Numerologen im besonderen, aus nachvollziehbaren oder irrationalen
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