Atevi 3 - Erbe
stand.
Wohl keiner von Brens Vorgängern hatte je soviel gehört von Reibereien mit der Gilde und der Sicherheitszentrale.
Und jede Wette, daß Banichi ihm all dies mit Tabinis Wissen erzählt hatte und darüber zu verstehen geben wollte, wo die Ursache zu suchen war, wenn es in der Vergangenheit Informationsprobleme gegeben hatte und sooft welche in der Zukunft auftreten sollten. Im Klartext lautete die Botschaft: Glaub nur ja nicht, daß du alles gehört hast, was vom Schiff gefunkt worden ist; verlaß dich nicht darauf, daß alle Nachrichten bei dir ankommen. Da ist ein Knoten in der Leitung.
Schlimmer konnte es kaum kommen. Eine Untergruppe der Gilde hatte den Aiji nicht ein-, sondern zweimal durch schlechte Dienste verärgert, was, wie Bren vermutete, für Tabini kaum verzeihlich war und nach durchgreifenden Maßnahmen verlangte. Das hätte noch gefehlt, dachte Bren, daß es zu einem Machtkampf innerhalb der Administration kommen würde oder Tabini die Assassinen gegen die Informanten der Gilde ins Spiel brächte.
Die Informationen, die vom Schiff über Mogari-nai nach Shejidan und zurück flossen, bestanden hauptsächlich aus Diagrammen, Datensätzen und Handbüchern. Doch es gab noch andere Arten von Information, zum Beispiel Jasons Berichte.
Bren hatte geahnt, daß da jemand war, mindestens einer und wahrscheinlich in Mogari-nai, der die gesendeten Informationen auf eigene Faust auswertete. Und es machte durchaus Sinn, daß diese Person zu den Informanten gehörte und nicht zu den Assassinen, die den Aiji beschützten. An welche Stelle die Informanten ihre Erkenntnisse weiterleiteten, wußte Bren nicht.
Banichi verabschiedete sich mit dem Hinweis, noch zu tun zu haben.
Und als Bren in die Bibliothek zurückkehrte, sah er Jason in ein Buch vertieft, und es schien, als habe er sich wieder gefangen.
12
Nachdem er sich um Jason gekümmert hatte, mußte sich Bren mit seinen eigentlichen Aufgaben befassen, mit den Berichten und Protokollen, die er von der Inspektionsreise mitgebracht und nicht sogleich an Tabinis Personal weitergereicht hatte.
Er mußte Briefe schreiben und Versprechen halten, die er an so vielen Orten gegeben hatte, daß er sich kaum mehr an alle erinnern konnte.
Sein Computer war voll von Dateien unerledigter Anfragen, von denen er vielleicht einige in andere Hände würde legen können; doch zuerst mußten sie alle gesichtet und gewichtet werden.
Und da waren noch Mengen von Notizen auszuwerten, die er nicht etwa sämtlich, wie vorgenommen, in das eigens dafür vorgesehene Buch geschrieben hatte, sondern vielfach auch auf diverse, zufällig griffbereite Zettel – ein mühseliges Unterfangen, das er lieber an seine Schreibkräfte delegiert hätte; doch zuvor mußte geprüft werden, ob sich darunter nicht womöglich ein Vermerk befand, der einer besonderen Geheimhaltungsstufe zuzuordnen war. Er glaubte, alles beisammen zu haben, doch als er das Notizbuch sah, das er auf dem Weg durch die verschiedenen Laboratorien immer bei sich getragen hatte, war er sich dessen nicht mehr sicher.
Zum Glück war die Sache mit Jason vorläufig beruhigt. Nicht erledigt, aber beruhigt. Er hatte getan, was in seiner Macht stand, auch wenn er gern mehr getan hätte. Er wünschte, es wäre ihm gelungen, Jason persönlich näherzukommen. Jason aber war anscheinend darauf bedacht, die für seine Vorgesetzten bestimmten Berichte und Beobachtungen möglichst objektiv zu fassen, und darum wollte er vermeiden, daß sich jene Nähe einstellt, die verpflichtet, zu was auch immer. Es dauerte Bren, daß Jason traurig war; es irritierte ihn, brachte ihn auf unangenehme Gedanken an Sterblichkeit und an die eigene zerrüttete Familie. Und er fürchtete, daß Jason, temperamentvoll wie er war, nicht in der Lage sein würde, Isolation und Verlust zu verwinden.
Ausgerechnet jetzt: Allgemeine Nervosität und Unordnung. Wenn er sich jetzt darum Sorgen machte – und außerdem um offene Sicherheitsfragen, Informationslücken… nun, damit würde es nun vorbei sein.
Banichi und Jago waren weg gewesen. Tano und Algini hatten, so gut sie auch waren, die beiden nicht ersetzen können, und so hatten sich Probleme eingeschlichen. Ihnen war manches von dem, was sie hätten wissen müssen, unterschlagen worden.
Jetzt waren Banichi und Jago wieder zur Stelle. Mit ihnen würde sich alles regeln lassen.
Fürs erste blieb ihm nichts weiter zu tun übrig; er hatte über Jasons Situation alles, was zu erfahren war, in
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