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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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warte.«
    Savn gehorchte und hörte Fledermausflügel flattern, während Vlad die Augen zukniff und dann kopfschüttelnd wieder öffnete und schließlich die Lippen bewegte, als würde er eine Beschwörungsformel murmeln. »Also gut«, sagte er darauf. »Es ist sicher. Wenn wir über diesen Vorsprung klettern, etwa fünfzehn Schritte abwärtskriechen und uns dann fallenlassen, werden wir nach gut anderthalb Metern auf einer Ebene landen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Um das herauszufinden, bist du doch mitgekommen, oder?«
    »War das Hexenkunst?«
    »Ja und nein. Ohne die Kunst wäre es mir nicht möglich gewesen.«
    »Und du bist sicher –«
    »Ja.«
    Savn zögerte kurz, doch Vlad glitt ohne abzuwarten über den genannten Vorsprung, der in Wirklichkeit ein enger Schlitz in der Felswand war, gerade groß genug für sie, und kroch langsam hinab. Savn merkte, daß er schon seit einigen Minuten Wasser gurgeln hörte. Er folgte dem Ostländer; dann hängte er sich, genau wie Vlad es getan hatte, über die Kante und ließ los und landete weich. Das Plätschern klang hier lauter. Langsam wurde das gelbe Licht heller, bis es eine große Grotte ausleuchtete, durch die ein dunkler, schmaler Fluß, vielleicht einen guten Meter breit, gemächlich in den Hügel floß.
    »Ist es hier?« fragte Savn und hörte die Worte wieder zurückkommen. »Oder sollten wir weiter hineingehen?«
    »Was meinst du?« fragte Vlad.
    »Keine Ahnung.«
    »Kannst du etwas spüren?«
    »Was meinst du?«
    »Öffne dich für alle Gefühle. Spürst du Kraft?«
    Savn schloß die Augen und versuchte, etwas wahrzunehmen. Seine Haut nahm eine leichte Kälte auf, und Wind flüsterte ihm leise in die Ohren, aber das war alles. »Nein«, sagte er. »Aber ich weiß auch nicht genau, was ich fühlen soll.«
    »Dann versuchen wir es hier noch mal. Setz dich auf den Felsen. Nimm meinen Umhang und lege ihn dir in den Nacken, damit du dich zurücklehnen kannst.«
    Savn befolgte die Anweisungen. »Und jetzt?«
    »Entspanne dich.«
    Er versuchte, sich in die ungewohnte Haltung zu bringen, doch nicht ganz erfolgreich.
    »Spürst du deine Kopfhaut? Fühlst du sie? Nein, ich meine nicht, du sollst sie anfassen. Leg die Hände wieder in den Schoß. Also, spürst du deine Kopfhaut? Denk daran, wie sie sich entspannt. Stell dir vor, wie jedes Haar auf deinem Kopf sich entspannt. Deine Schläfen, deine Ohren, deine Stirn, deine Augen, deine Wangen, dein Kiefer. Versuch, einen nach dem anderen, diese Muskeln locker zu machen. Nun dein Nacken. Fühle, wie dein Kopf in den Umhang sinkt, stell dir vor, du fällst in die Wand hinter dir …«
    Einige Zeit später fragte Vlad: »Wie fühlst du dich?«
    Savn wurde bewußt, daß viel Zeit vergangen war, aber er konnte sie nicht genau ermessen, auch nicht, was währenddessen geschehen war. »Ich fühle mich gut«, antwortete er zu seiner eigenen Überraschung. »Als wäre ich, keine Ahnung, lebendig.«
    »Gut. Es ist dir gut bekommen.«
    »Du meinst, ich bin jetzt ein Hexer?«
    »Nein, dies war nur der erste Schritt, um deinen Geist auf die Reise vorzubereiten.«
    »Es fühlt sich toll an.«
    »Ich weiß.«
    »Was machen wir als nächstes?«
    »Als nächstes gehen wir nach Hause. Es ist spät.«
    »Echt?« Savn holte sich die Zeit und erbleichte. »Bei den Göttern! Ich hätte nie gedacht –«
    »Mach dir keine Sorgen.«
    »Mä und Pä –«
    »Ich rede mit ihnen.«
    »Aber sie –« Er biß sich auf die Lippe. Er hatte sagen wollen, daß sie einem Ostländer nicht zuhören würden, aber dann wurde ihm klar, daß es dafür keine höfliche Wendung gab. Und Vlad würde es ohnehin bald selbst erfahren.
    Der Ostländer schien nicht zu bemerken, daß der Satz nicht zu Ende ging. Er bedeutete Savn, näher zu kommen, und als sie beieinander standen, ballte Vlad eine Hand zur Faust, wandte sich nach oben, und Savn fand sich in Kleineklippe wieder, am Nordrand der Stadt, und er konnte die Umgebung in dem schwachen gelben Strahlen, das Vlad weiterhin erzeugte, kaum erkennen.
    »Du hast uns teleportiert!« rief er aus.
    »Ich weiß, daß du irgendwo wohnst, und ich kenne nur diesen Ort hier ausreichend gut, daß –«
    »Aber du hast uns teleportiert!«
    »Nun, ja. Du hast gesagt, du wärst schon spät dran. Ich hoffe, es war dir recht.«
    »Na klar, aber ich kenne sonst niemanden, der das Können dafür besitzt.«
    »So schwierig ist es gar nicht.«
    »Du bist ja auch Zauberer.«
    »Nun, das stimmt, unter anderem.«
    Savn starrte ihn mit

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