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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Entfernung und Perspektive. Wahres Verständnis erfordert Verwicklung.«
    »Oh«, machte Savn und schob diese Antwort beiseite, um später darüber nachzudenken oder auch nicht.
    Langsam gingen sie zu den wenigen übriggebliebenen Gebäuden im Westen des Dorfes; Savn kämpfte bewußt den Drang zu rennen nieder. Inzwischen waren sie völlig allein, abgesehen von den Stimmen aus dem Pferdestall, wo Nährer sagte: »Ich sag also zu ihm, ein Kethna mit einem Holzbein ist mir noch nie untergekommen, und wie kann es sein, daß …« Savn fragte sich, mit wem er wohl sprach. Bald liefen sie auf dem Weg zum Herrschaftshaus, westlich der Stadt. Savn fragte: »Was macht einen Ort der Kraft aus?«
    »Verschiedenes. Manchmal ist es das Gelände, manchmal Dinge, die dort geschehen sind oder Leute, die dort gelebt haben; manchmal weiß man den Grund nicht, sondern spürt es einfach.«
    »Also gehen wir so lange, bis du etwas spürst?« Savn stellte fest, daß er die Vorstellung, die ganze Nacht zu laufen, bis sie einen Ort erreichten, der dem Ostländer »vom Gespür her« zusagte, nicht sonderlich mochte.
    »Außer du kennst einen Ort, der wahrscheinlich ein Ort der Kraft ist.«
    »Wie sollte ich einen erkennen?«
    »Weißt du von einer Stelle, an der man Menschen geopfert hat?«
    Savn erschauerte. »Nein, so etwas gibt es nicht.«
    »Gut. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es mit so etwas aufnehmen wollen. Also, lebt hier in der Nähe ein mächtiger Zauberer?«
    »Nein. Obwohl, du hast gesagt, Lord Kleineklippe ist einer.«
    »Oh, ja, habe ich, nicht wahr? Aber es dürfte schwierig sein, den Ort zu erreichen, an dem er arbeitet, den ich auf der anderen Seite des Flusses vermute, in seiner Behausung.«
    »Nicht im Herrschaftshaus?«
    »Wahrscheinlich nicht. Natürlich ist das nur eine Vermutung; aber in sein Herrschaftshaus können wir wohl auch kaum, oder?«
    »Eher nicht. Aber ein Ort, an dem er gearbeitet hat, wäre ein Ort der Kraft?«
    »Ziemlich sicher.«
    »Na, was ist denn dann mit dem Wasser, das er benutzt hat?«
    »Mit dem Wasser? Ach, ja, das Dunkle Wasser. Was soll damit sein?«
    »Na, wenn er Wasser in den Höhlen gefunden hat –«
    »Höhlen? Natürlich, die Höhlen! Wo sind sie?«
    »Nicht weit weg. Bis Großeklippe ist es eine gute halbe Meile, dann den Hang zur Hälfte nach unten und den Pfad entlang.«
    »Kannst du bei dieser Dunkelheit hinfinden?«
    »Na klar.«
    »Dann geh voran.«
    Savn verließ augenblicklich den Weg, um direkt die Abkürzung zu den Hügeln vor Großeklippe zu nehmen, und er fand sich aus der Erinnerung und dem Gefühl heraus zurecht. »Hier vorsichtig sein«, warnte er, als sie den Abhang bewältigten, der die Hügel durchschnitt. »Die Kiesel sind locker, und wenn du hinfällst, könntest du dich verletzen.«
    »Ja.«
    Sie erreichten einen schmalen, aber ebenerdigen Pfad zu den Höhlen, und das Gehen wurde einfacher. Savn fragte: »Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, daß du Banditen angestachelt hast, dich anzugreifen?«
    »Ja.«
    »Hast du, ähm, hast du mich da veralbert?«
    »Nicht ganz«, sagte Vlad. »Tatsächlich habe ich es nur ein- oder zweimal gemacht, also kann man wohl sagen, ich habe ein wenig übertrieben.«
    »Oh.«
    »Wieso fragst du?«
    »Ich habe nur überlegt, ob das der Grund ist, daß du ein Schwert bei dir hast.«
    »Ich habe ein Schwert bei mir, falls jemand mich zu verletzen trachtet.«
    »Ja, aber ich meine, war das der Grund? Tust du das deshalb, damit diese Banditen –«
    »Nein, ich habe es schon wesentlich länger.«
    »Aber warum dann –«
    »Wie ich schon sagte, falls jemand mich zu verletzen trachtet.«
    »Ist das denn mal passiert? Vorher, meine ich?«
    »Daß jemand mich verletzen wollte? Ja.«
    »Was hast du getan?«
    »Manchmal habe ich gekämpft. Manchmal bin ich geflohen.«
    »Hast du jemals … Ich meine –«
    »Ich bin noch am Leben; das sollte dir einiges sagen.«
    »Oh. Kommt daher die – ich meine, deine Hand …«
    Vlad blickte auf seine linke Hand, als hätte er vergessen, daß er eine hat. »Ach ja. Wenn jemand mit einem Schwert auf dich losgeht, und du bist unbewaffnet, ist es möglich, die Klinge mit der Hand abzuwehren, indem du die Handfläche exakt parallel zur Breitseite des Schwertes hältst. Die Abstimmung muß perfekt sein. Außerdem sollte man darauf achten, den kleinen Finger aus dem Weg zu nehmen.«
    Savn zuckte mitfühlend zusammen und beschloß, nicht weiter nachzubohren. Etwas später versuchte er es mit: »Ist es nicht

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