Athyra
lästig, das Schwert zu tragen?«
»Nein. So oder so, früher hatte ich viel mehr dabei.«
»Mehr was?«
»Mehr Metall.«
»Warum?«
»Ich habe an einem gefährlicheren Ort gelebt.«
»Wo denn?«
»In Adrilankha.«
»Da bist du gewesen?«
»Ja, allerdings. Den größten Teil meines Lebens.«
»Adrilankha würde ich gerne mal sehen.«
»Das hoffe ich doch.«
»Wie ist es dort?«
»Kommt darauf an, was man draus macht. Es ist tausend Städte in einer. Dort gibt es, so scheint es, mehr Edelleute als Teckla. Ein Ort voller Leichtigkeit, Luxus und plötzlicher Gewalt, je nachdem, wo du bist und wer du bist. Ein Ort, an dem sich Wünsche erfüllen und an dem man sich ewig nach etwas sehnt. Ein Ort wie jeder andere, denke ich.«
Sie stiegen zu den Höhlen auf. »Hat es dir dort gefallen?«
»Ja.«
»Warum bist du gegangen?«
»Einige Leute wollten mich umbringen.«
Savn blieb stehen, drehte sich um und versuchte, in Vlads Gesicht zu lesen, ob er ihn auf den Arm nehmen wollte, aber es war zu dunkel, um es genau zu sehen. Eigentlich war es sogar zu dunkel, um sich sicher fortzubewegen. Von oben ertönte ein Flattern. Savn erkannte den Vogel nicht, aber er hörte sich groß an. »Wir sollten uns beeilen«, sagte er nach einer kurzen Pause.
»Geh voran.«
Das tat Savn. Sie erreichten die Erhebung vor der ersten Höhle, die niedrig war und zu nichts Interessantem führte, also ging er vorbei. Er fragte: »Hast du wirklich Leute getötet?«
»Ja.«
»Gab es in Adrilankha wirklich jemanden, der dich töten wollte?«
»Ja.«
»Das ist bestimmt gruselig.«
»Nur, wenn sie mich finden.«
»Suchen sie denn noch nach dir?«
»Oh, ja.«
»Glaubst du, sie finden dich?«
»Ich hoffe nicht.«
»Was hast du denn getan?«
»Ich bin fortgegangen.«
»Nein, ich meine, warum wollen die dich töten?«
»Ich habe einige Geschäftspartner verärgert.«
»Was für ein Geschäft hattest du denn?«
»Dies und das.«
»Oh.«
»Ich höre da unten Wasser.«
»Die Untiefen im Fluß. Da gehen die Leute aus dem Dorf Braunlehm und aus Großeklippe zum Baden und Waschen hin.«
»Ah, ja. Da bin ich vorhin gewesen. Mir ist nicht aufgefallen, daß wir genau hier sind. Dann ist dies also Großeklippe.«
»Ja.«
»Du hast gesagt, du kennst eine Höhle mit Wasser?«
»Eine von den tiefen. Da gehen wir hin.«
»Sehr gut. Hört sich an, als wäre es genau das, was wir suchen.«
»Was machen wir dann dort?«
»Das wirst du schon sehen.«
»Na gut. Hier ist sie. Sie reicht tief nach drinnen und nach unten, und je tiefer man hinabsteigt, um so nasser werden die Wände, und ich weiß, daß wir einmal Wasser unter uns plätschern hörten, aber wir haben es nicht finden können.«
»Ausgezeichnet. Schauen wir mal, wie es da aussieht.«
Die unmittelbare Umgebung füllte sich mit einem weichen, gelben Licht, und die moosbedeckten Felsen wurden sichtbar. Savn fragte: »War das Hexerei?«
»Nein, Zauberkunst.«
»Oh. Dann hätte mein Päner das auch gekonnt.«
»Ja. Gehen wir hinein.«
Der Höhleneingang war niedrig und eng, so daß er selbst im Hellen schwer zu finden gewesen wäre, hätte Savn nicht gewußt, wo er lag. Er zeigte ihn Vlad, der in die Knie ging und sein Zauberlicht das Loch erhellen ließ. Darauf hörten sie Geräusche kleiner Tiere, die aus ihrer Ruhe geschreckt wurden und in andere Verstecke davonwuselten.
»Ist wohl besser, wir sehen nicht nach, was das für welche sind«, sagte Vlad.
»Genau«, stimmte Savn zu und führte sie in die Höhle.
Drinnen wölbte sie sich sofort, und in dem ursprungslosen, flirrenden Licht wirkte sie um einiges größer, als Savn sie in Erinnerung hatte. Die Schritte ihrer weichen Stiefel waren deutlich zu hören, sogar ihr eigenes Atmen klang laut.
»Kann man auch durch Hexenkunst Licht erzeugen?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Vlad. »Ich habe es noch nie probiert. Eine Fackel mitbringen ist einfacher. Welche Richtung?«
»Bist du sicher, daß du weiter hineinwillst, Vlad?«
»Bin ich.«
»Dann hier entlang.«
Das fahle Licht zog mit ihnen, und an engen Stellen schien es heller, an größeren Wölbungen schwächer.
Nach einer Weile fragte Savn: »Willst du den ganzen Weg bis zum Wasser hinuntergehen?«
»Wenn wir können. Es ist gewiß ein Ort der Kraft.«
»Weshalb?«
»Weil Lord Kleineklippe ihn benutzt hat. Selbst, wenn es vorher keiner war, als er fertig war, ist es einer geworden. So ist er.«
»Weiter als bis hier bin ich noch nie gegangen.«
»Dann
Weitere Kostenlose Bücher