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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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und brachte ältere Erinnerungen zum Vorschein von einem Tänzer, der vor langer, langer Zeit hiergewesen war.
    Etwas Rotes spritzte auf die Stiefel, und Savn blickte an Vlads Körper hinauf, bis er eine böse Wunde in seiner Seite erblickte. Er wußte nicht, was sie verursacht hatte. Außerdem sah er, wie ein Soldat sich am Boden wand, und Tems Lampen spiegelten sich im blanken Metall einer Klinge wider.
    Irgendwo unter Savns bewußten Gedanken gewahrte er Tem und seine Gäste, wie sie durch Türen und Fenster aus dem Weg stolperten, doch das schien unwichtig; Savn, nicht in der Lage oder willens, sich zu bewegen, starrte auf das Schauspiel vor sich.
    Nur einen Augenblick lang konnte er das Spiel der Schwerter verfolgen, drei Soldaten gegen den Ostländer, vier Klingen, die hieben, stießen und wirbelten, als vollzögen sie einen schaurig-schönen Tanz, und als einer durchbrach und Vlad tief in den Oberschenkel traf, schien auch das vorgeschrieben und notwendig.
    Die Illusion zerbrach, als Vlad plötzlich wankte und mitten zwischen die Stühle und Tische fiel. Gleichzeitig ließ einer der Soldaten sich zurückfallen und drehte sich um. Zuerst dachte Savn, die Hand des Mannes sei verletzt worden, dann sah er, wie er sich an die Kehle griff, die grausam aufgeschlitzt war. Er sah ihn umfallen, und ihm wurde übel.
    Und zwei bekannte geflügelte Gestalten flogen in den Raum und schlugen zwei Soldaten in den Rücken, die noch standen, und zwei andere Soldaten kamen durch die Hintertür herein.
    Savn erinnerte sich später, wie er ganz klar dachte: Na, falls ich noch Zweifel wegen der Jheregs hatte, die kann ich nun vergessen.
    Eine Zeitlang waren nur noch durch die Luft wirbelnde Schwerter, dann hörte alles auf, und die beiden Jheregs flogen wieder hinaus.
    Einer der Soldaten fragte: »Wo ist er hin?«
    Ein anderer sagte: »Holt den Heiler!«
    Ein dritter: »Für Tevitt ist es zu spät.«
    Savn starrte dorthin, wo Vlad gelegen hatte und nun nur noch ein paar rötliche Flecken waren; dann, ohne einen Gedanken an die verwundeten Soldaten oder seine schockierte Schwester, drehte er sich um und floh nach draußen. Er rannte hinten um Tems Haus und versteckte sich zitternd in den Ställen.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN ARMEN MALER,
ICH HEIRATE KEINEN ARMEN MALER,
DA WÜRD ICH IMMER DÜNNER UND SCHMALER.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Savn hörte das laute Fußgetrappel Tems Haus verlassen. Um sicherzugehen wartete er noch etwas, dann kehrte er wieder zurück nach drinnen. Polyi saß dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Verwundete oder Tote waren nicht zu sehen, aber Tem machte schon dort sauber, wo Blut geflossen war.
    Savn setzte sich neben Polyi und bemerkte, daß ihm die Hände zitterten. Er versteckte sie auf seinem Schoß unter dem Tisch. Sie fragte: »Bist du nicht spät dran für Meister Wack?«, als sei nicht Außergewöhnliches vorgefallen.
    »Ich glaube, ja«, sagte er.
    Nach einer Weile fragte sie: »Warum bist du rausgerannt?«
    »Ich hatte zuviel Angst«, antwortete er.
    »Oh. Ich auch.«
    »Warum bist du dann nicht auch rausgelaufen?«
    »Ich konnte mich vor Angst nicht rühren.«
    »Geht es dir jetzt wieder gut?«
    »Ich glaube. Aber ich zittere noch.«
    »Ich auch.«
    Er sah, daß mehrere Leute eingetreten waren, die durch eine Art Magie an den Ort der Aufregung gezogen wurden, die er nicht verstand. Sie sprachen gedämpft miteinander und deuteten auf die umgeworfenen Tische und Stühle, die Tem gerade wieder aufrichtete.
    »Du solltest nach Hause gehen«, sagte Savn.
    »Mach ich«, sagte Polyi. »Gehst du zu Meister Wack?«
    »Ja. Ich – ich weiß nicht genau. Ich möchte erst mal ein bißchen hier sitzen.«
    Polyi kriegte plötzlich ganz große Augen. »Ich kann es kaum erwarten, Slee davon zu erzählen.« Bevor Savn etwas erwidern konnte, selbst, wenn ihm so schnell etwas eingefallen wäre, war sie schon aufgestanden und rannte durch die Tür.
    Savn überlegte, was er tun wollte. Meister Wack erwartete ihn, aber Vlad war irgendwo dort draußen, verletzt. Doch er konnte ihn kaum finden, selbst wenn er es wollte.
    Nach einigen Überlegungen ging er zu Tem, der mit Aufwischen fertig war. Er bat ihn um etwas zu essen, das er in einen großen Beutel steckte, der ebenfalls Tem gehörte. Diesen schien es nicht zu interessieren, wofür Savn die Sachen brauchte, oder vielleicht war auch der Gastwirt so von den Geschehnissen überrannt worden, daß er nicht mehr klar denken konnte. Savn bekam

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