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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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dem Schwanz, doch er bemerkte sie nicht, und genau da wurde ihr plötzlich klar, daß der Versorger überleben würde. Das überraschte sie, obwohl sie sich auch nicht im klaren war, woher sie geglaubt hatte, daß er stirbt.
    Und etwa in dem Moment wandte ihr Partner sich plötzlich um, hob in die Luft ab und landete neben ihr.
    Also schön, dann würden sie den Weichen halt am Leben lassen. Sie hoffte aber, entweder er oder der Versorger würden bald für Nahrung sorgen; sie hatte Hunger und haßte es zu jagen.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN MARKETENDER,
ICH HEIRATE KEINEN MARKETENDER,
DER TAUSCHT MICH GEGEN EIN PAAR GEWÄNDER.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Savn merkte, daß die Schatten länger wurden, und er fragte sich, ob er eingeschlafen war, als er so am Baum lehnte. Vielleicht ja. Alles war so still. Er prüfte Vlads Atmung, die in Ordnung war, dann den Verband um sein Bein, der durchgenäßt war. Er nahm ihn ab und sah sich die Wunde an. Wenigstens blutete sie nicht mehr – oder besser, sie hatte nicht mehr geblutet, bis er den Verband abnahm. Es gab, das wußte er, eine Methode, Verbände zu wechseln, ohne daß die Wunde wieder zu bluten anfing, aber er konnte sich nicht daran erinnern. Daß er etwas so Kniffliges, nämlich Vlads Lungen wieder zum Atmen zu bringen, geschafft hatte, aber nicht mehr darauf kam, wie man eine Wunde versorgte, ärgerte ihn.
    Aber er reinigte sie erneut, diesmal mit wenig Wasser, und wickelte sie in das, was von Tems edlem Bettuch noch übrigblieb. Abermals fiel ihm auf, wie blutig das Wasser aussah, und er fragte sich, ob es von Bedeutung sei; schließlich handelte es sich immerhin um Vlads eigenes Blut, vielleicht war es gut für ihn.
    Er lehnte sich wieder an den Baum. Dort überlegte er, ob er zu Meister Wack gehen sollte, wo er erwartet wurde, aber er wollte Vlad nicht allein lassen; lieber kein Risiko eingehen, indem er auf jemanden oder etwas traf, zufällig oder absichtlich, und damit seine ganze Arbeit zunichte machte.
    Während sich dieser Gedanke bildete, wurde ihm bewußt, daß er sich ziemlich gut fühlte: er hatte ein äußerst schwieriges Problem unter alles andere als idealen Bedingungen gelöst, obwohl er nur eine leise Ahnung hatte, wo das Problem eigentlich lag, ganz zu schweigen von der Lösung. Er schaute lächelnd auf Vlad, dann auf die beiden Jheregs, die inzwischen mit zusammengefalteten Flügeln nebeneinander auf dem Boden hockten.
    »Ich fühle mich, als könnte ich alles schaffen«, sagte er zu ihnen.
    Der kleinere sah ihn kurz an, drehte sich dann um und legte den Kopf auf den Hals, um Vlad anzuschauen. Was war das für eine Beziehung zwischen Vlad und den Jheregs? Irgendwas hatte es mit der Hexerei zu tun, soviel wußte er, doch was genau? Würde er es je erfahren? Würde er je ein so guter Hexer werden, um solche Dinge selbst zu vollbringen?
    Warum nicht?
    Wenn er einem Mann mittels eines Wasserkruges und zweier Lederstücke das Leben retten konnte, sollte er doch auch Beschwörungen sprechen können, erst recht nach allem, was ihm gezeigt worden war. Er erinnerte sich an diesen seltsamen Geisteszustand, der ihm wie ein Traum vorkam, dabei waren seine Gedanken schärfer als im wachen Zustand – fern, aber da. Warum sollte er sich nicht selbst so weit bringen können? Er dachte daran, wie Vlad es getan hatte; das müßte er doch alleine auch können.
    Er lehnte sich wieder an den Baumstamm und bildete sich ein, darin zu versinken. Langsam, Schritt für Schritt, ging er durch die Prozedur, die Vlad ihm gezeigt hatte, entspannte den Kopf, den Hals, Schultern und Arme und sonst jeden Körperteil. Als er bei den Fußsohlen war, fühlte er sich eigenartig lethargisch – er wußte, er konnte sich bewegen, wenn er wollte, aber er wollte nicht; sein eigener Willen hielt ihn regungslos. Ein komisches Gefühl, aber nicht ganz das, was er gewollt hatte.
    Versink, befahl er sich. In den Baumstamm, in den Boden hinab. Fühle dich schwer. Ich bin ein Lichtstrahl, bin leer, und ich werde hinein- und hinabtreiben. Ich bin schwer, also falle ich. Dort sind Stufen, die in den Baum führen, vorbei an den Wurzeln. Die nehme ich, eine nach der anderen, und mit jeder Stufe werde ich tiefer gehen. Und, beinahe zu seiner Überraschung, es funktionierte – er fühlte sich leicht wie Luft, schwer wie Stein; sein Blick war so durchdringend wie im Traum, aber er konnte ihn kontrollieren.
    Sein eigener Atem war ganz deutlich, die Geräusche der kleinen Tiere,

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