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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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kühl. Vielleicht war das Blut von Ostländern kälter als das von Menschen.
    Savn meinte aber, daß kühle Umschläge und Gesänge keinesfalls schaden konnten. Er nahm ein paar der blutigen Fetzen vom ersten Verband, feuchtete sie an und legte sie Vlad auf die Stirn, während er soweit er konnte die Abwehr gegen die Fieberkobolde aufsagte. Außerdem versuchte er, Vlad Wasser einzuflößen, was ihm teilweise gelang, auch wenn mehr Wasser am Gesicht hinabtropfte als in seinen Mund. Savn sang und kühlte ungefähr eine halbe Stunde lang, bis er merkte, daß Vlad erwacht war und ihn beobachtete.
    »Wie geht es dir?« fragte Savn, der sich irgendwie ertappt fühlte.
    »Schwach«, antwortete Vlad. »Die Seite tut mir weh wie … sie tut mir weh.«
    »Kannst du essen?«
    »Nein.«
    »Du solltest essen.«
    »Bald.«
    »Na gut. Etwas Wasser?«
    »Ja.«
    Savn gab ihm Wasser.
    »Ich hatte ein paar komische Träume«, erzählte Vlad. »Wieviel davon wahr sind, kann ich nicht sagen. Hatte ich gerade einen Kampf mit sechs sehr großen, mit Schwertern bewaffneten Männern im Gewand der Athyra?«
    »Sieben, glaube ich.«
    »Und einer von denen hat mich erwischt?«
    »Zwei oder drei.«
    »Und ich habe ein paar von denen erwischt?«
    »Ja.«
    »Das stimmte also. Hatte ich schon befürchtet. Hat mich auch jemand hinter ein Pferd gespannt und als Pflug benutzt?«
    »Nein.«
    »Das hatte ich auch eher für einen Traum gehalten. Haben drei kleine Gestalten um mich herumgestanden und gestritten, wer welche Teile meines Körpers bekommt und was man mit dem Rest anstellen soll?«
    »Nein.«
    »Gut. Da war ich mir nicht so sicher.« Er zuckte plötzlich zusammen, mit angespannten Muskeln und zusammengekniffenen Augen. Was es auch war, es ging vorbei, und er atmete aus. »Die Seite tut mir echt weh«, sagte er beiläufig.
    »Ich wünschte, ich könnte etwas tun«, sagte Savn. »Ich kenne mich nicht so gut mit Schmerzmitteln aus –«
    »Aber ich«, sagte Vlad. »Nur würde die Hexenkunst mich umbringen, und durch Zauberei würde mir das Hirn explodieren. Ist egal. Es geht schon vorbei. Hoffe ich. Habe ich im Traum gesprochen?«
    »Du hast etwas gemurmelt, als ich dich gefunden habe, aber ich konnte kein Wort verstehen. Später dann …«
    »Ja?« fragte Vlad, als Savn nicht weitersprach.
    »Hast du Sachen gesagt.«
    »Was für Sachen?«
    Savn zögerte. »Du hast ein paar Namen gesagt.«
    »Welche Namen?«
    »Cawti war einer.«
    »Ah. Und die anderen?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich glaube, du hast ›Kiera‹ gerufen.«
    »Interessant. Was habe ich sonst noch gesagt?«
    »Sonst kann ich mich nur erinnern, daß du gesagt hast: ›dreh es andersherum‹.«
    »Hmmm. Das war bestimmt unglaublich wichtig.«
    »Glaubst du, du kannst dich bewegen?«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Es macht mich nervös, dich hier liegenzulassen. Wir sind nicht weit von der Straße zum Herrschaftshaus entfernt, weißt du, und –«
    »Und sie könnten nach mir suchen. Ja. Leider kann ich mich, glaube ich, wirklich nicht bewegen.«
    »Dann sollte ich noch ein paar Tücher holen, und Wasser und Essen.«
    Vlad schien Savns Gesicht zu studieren, als suchte er nach der Auflösung eines Rätsels. Dann schloß er die Augen.
    »Im Krug ist frisches Wasser«, sagte Savn. »Und hier was zu essen.«
    »Es geht schon«, sagte Vlad.
    »Also gut«, sagte Savn und ging wieder zur Straße, die ihn ins Dorf zurückbrachte.
     
    Savn hörte den Mob, noch bevor er ihn sah, so daß er sich seitwärts in die Büsche schlagen konnte, ehe sie bei ihm waren. Gerade wollte er über den letzten Hügel vor Tems Haus gehen, als er ein unverständliches Stimmengewirr gefolgt von Getrampel vernahm. Savn verbarg sich in den flachen Büschen, die am Straßenrand wuchsen, und sah die Dorfbewohner über den Hügel kommen und vorbeiziehen. Fünfundzwanzig oder dreißig mußten es sein, und er erkannte einige Gesichter. Die meisten hatten Hacken und Forken dabei, und in ein paar Händen erblickte er auch Messer. Die Leute wirkten grimmig, aber auch aufgeregt.
    Savn wartete ein paar Minuten, nachdem sie vorbeigezogen waren, dann rannte er zu Tems Haus hinab. Wie erwartet war es leer bis auf Tem selbst, der die Tische abwischte, und die Sängerin Sara, die allein neben ihren Instrumenten vor einem Becher saß. Tem blickte auf, als Savn eintrat. »Du hast sie verpaßt«, sagte er.
    »Wen verpaßt?« fragte Savn.
    »Alle. Die sind losgezogen, den Ostländer zu suchen.«
    Savn spürte, wie sein Herz eine

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