Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
tatsächlich klappen. Ich bin froh, daß seine Sachen so gut gearbeitet sind.«
    Er setzte sich neben den Ostländer und legte ihm eine Hand auf den Brustkorb. Vlad reagierte nicht auf die Berührung, also war er vielleicht schon zu sehr im Delirium, um mitzubekommen, was hier vor sich ging. Der nächste Teil war gruselig, und Savn hatte Angst, wenn er nur ein wenig zögerte, daß sein Mut ihn verließe. »Also los«, sagte er zu den Jheregs und öffnete mit den Fingern die Wunde.
    Der Stich war klein, aber böse, zwischen der fünften und sechsten Rippe, und weiterhin blutete er kaum, schäumte und blubberte aber und machte dieses Gurgeln, das nie aus einem Körper ertönen sollte. Das Scheidenende würde leicht in den Stich passen, aber er mußte am äußeren Wundrand vorbei, der vielleicht zu groß war.
    Savn fing die Schwertscheide zu biegen an, aber dabei kippte der Krug fast um. Er fluchte, ließ die Wunde los und bog die Schwertscheide mit beiden Händen, so daß ein Knick entstand. Das würde nie funktionieren.
    Er spürte sein Zittern und gab um ein Haar völlig auf, dann biß er doch die Zähne zusammen und spielte mit Lage und Winkel des Kruges herum, bis er die lange Scheide locker zur Wunde ziehen konnte, ohne daß scharfe Kanten darin entstanden.
    Wieder öffnete er die Wunde mit den Fingern der linken Hand und versuchte, das Ende der Scheide hineinzuschieben. Es war eng, und die Haut riß sogar ein wenig ein, doch es gelang ihm, den Einstich zu bedecken, während er die Wunde um die Scheide zudrückte. Er hielt sie so fest er konnte dort und wünschte, ihm wäre eine Lösung eingefallen, bei der er nicht die Hände benutzen mußte. Na, mit etwas Glück würde Vlads Haut zur Versiegelung dienen, und lange müßte sie ja nicht so bleiben.
    Einige lange Sekunden beugte er sich zum Krug hinüber, ohne dabei die Lage der Schwertscheide zu verändern, doch es klappte, und wo es gerade so gut lief, atmete er aus.
    Dann schloß er den Mund über der Dolchscheide, versicherte sich, daß er mit der linken Hand fest Zugriff, und atmete durch die Scheide ein.
    Die Ergebnisse waren erstaunlich.
    In der Flasche blubberte es, und Vlad zuckte; Savn gelang es eben noch, die Schwertscheide auf der Wunde zu halten. Doch er hielt sie fest, und als er sich traute, den Ostländer anzuschauen, konnte er die Veränderung kaum glauben. Beide Körperhälften dehnten sich nun gleichmäßig aus, und sein Hals war nicht mehr so merkwürdig schräg – Savn hatte gedacht, selbst wenn es funktionierte, würde es nicht so schnell gehen. Nun fürchtete er plötzlich, daß er es irgendwie übertrieben hatte, obwohl er nicht wußte, ob das überhaupt möglich war oder wie es dann aussehen würde.
    Hätte er früher nur mehr auf Vlads normale Gesichtsfarbe geachtet, jedenfalls war dieser aschfahle Teint nun weg und die Lippen nicht mehr blau. Er ruderte auch nicht mehr mit den Armen und atmete tiefer und langsamer.
    »Das ging schnell«, bemerkte Savn zu den Jheregs. Der kleinere fauchte, breitete die Flügel aus und blieb so, was, so hoffte Savn, bedeutete, daß er zufrieden war.
    Der nächste Schritt war jedoch der schwerste: die Wunde versiegeln, ohne daß Vlads Lunge wieder einfiel.
    Mit der linken Hand hielt er weiter die Scheide gegen die Wunde in Vlads Seite; er erhöhte den Druck so sehr er konnte und nahm den Dolch in die rechte. Einer der Jheregs fauchte. »Schnauze«, sagte Savn beiläufig. »Ich versuche, ihm zu helfen.«
    Das Messer zu bedienen, um Wachs vom Korken abzuschaben, während er dabei gleichzeitig die Wunde fest zudrücken mußte, war vielleicht das Schwierigste, was Savn je getan hatte – und es hätte überhaupt nicht geklappt, wenn er sich hätte beeilen müssen. So konzentrierte er sich dermaßen, daß er kaum mitbekam, wie Vlad wieder zu sprechen anfing, diesmal verständliche Wörter, jedoch ohne erkennbaren Zusammenhang. Savn hörte ihn sprechen, achtete jedoch nicht darauf.
    Als er einen Wachsflocken auf der Messerklinge hatte, ließ er ihn auf einen der Stoffstreifen auf den Steinen am Feuer fallen, dann schabte er wieder einen ab, bevor er darüber nachdenken konnte, wie schwierig das hier eigentlich war. Der nächste fiel daneben, doch er ließ ihn am Boden und machte weiter, und diesmal fiel er wieder auf den Stoff, und der vierte ebenfalls.
    Das sollte reichen.
    Das Wachs war geschmolzen, und was vorher nur Stoff war, müßte nun ein luftdichter Verschluß sein. Er nahm ihn an einem Ende auf und

Weitere Kostenlose Bücher