Athyra
so war«, sagte er endlich. »Ich war vorsichtig. Wie konntest du erkennen, daß eine Beschwörung auf ihnen liegt? Und übrigens, woher weißt du, daß ich es war?«
Savn schnaubte. »Wer hätte es denn sonst sein können? Und daß sie verhext sind, ist nicht so leicht zu übersehen. Die benehmen sich, als lebten sie in einer Traumwelt. Anscheinend hat es sie gar nicht interessiert, was Polyi und ich machen. Sie –«
»Verstehe«, sagte Vlad. »Offenbar habe ich es übertrieben.«
»Was wolltest du denn erreichen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit.«
Er schaute Polyi an, die zögerte, sich dann aber mit erwartungsvollem Blick hinsetzte.
Vlad holte tief Luft und nickte. »Ich dachte, ich könnte deine Hilfe gebrauchen«, sagte er. »Und so ist es ja auch gekommen, allerdings nicht in der Form, wie ich erwartet hatte.« Er lächelte leicht und schaute an sich herab, als wollte er Savns Arbeit begutachten.
»Was für eine Art Hilfe hattest du denn erwartet?«
Vlad zuckte die Achseln. »Als ich wußte, was Zaum zugestoßen war, dachte ich, ich könnte Augen, Ohren und Gedächtnis eines Dorfbewohners benötigen. Und so war es, allerdings fiel die Wahl nicht auf dich, weil ich Sara und Fird kennengelernt habe.«
Polyi fragte: »Was hat das mit der Beschwörung von Mä und Pä zu tun?«
Vlad setzte sich auf, den Rücken an die Höhlenwand gestützt. Er breitete die Arme aus. »Wenn ich gewollt hätte, daß ihr euch für mich umseht, hätte ich keine Störung von Eltern gebrauchen können, die wissen wollen, wo ihr wart und was ihr gemacht habt. So stark sollte es allerdings nicht wirken.«
Savn nickte. »Du hast es gemacht, als du mich damals in der Nacht nach Hause begleitet hast, stimmt’s?«
»Da habe ich es ausgelöst, könnte man sagen, aber vorbereitet war es schon.«
»Wie? Du warst doch vorher gar nicht in ihrer Nähe.«
»Ja«, seufzte Vlad. »Erinnerst du dich an den grünen Stein, den ich dir gab?«
»Welchen grünen Stein?«
»Weißt du noch, als wir uns getroffen haben?«
»Klar. Auf der Straße zum Herrschaftshaus, am Kurvenstein.«
»Genau. Da habe ich dir etwas gegeben.«
»Ich erinnere mich nicht … Halt. Ja. Du hast gesagt, in deinem Land sei es Sitte –« Er brach plötzlich ab. »Warum hatte ich das vergessen? Was hast du mit mir gemacht?«
Vlad stöhnte auf und wandte sich ab. Nach einer Weile schüttelte er wie für sich selbst den Kopf. »Eigentlich nicht so viel«, sagte er. »Du kannst es auf meine Freunde hier schieben«, er deutete auf die Jheregs am Höhlenboden, die Polyi und Savn nicht aus den Augen ließen, »die nicht richtig acht gegeben haben. Du hast mich bei etwas gesehen, von dem ich nicht wollte, daß es bekannt wird, deshalb gab ich dir den Stein, und durch ihn gab ich dir ein, nicht über mich zu sprechen, und daß du dich an den Stein nicht erinnerst. Und ich habe den Stein für andere Beschwörungen verwendet, die du erkannt hast. Als ich dich in jener Nacht nach Hause brachte, hatte ich schon vorgesorgt und –«
Savn starrte ihn an. »Du hast anscheinend überall Hexenzauber gesprochen, wie?«
»So sieht es vielleicht aus –«
»Was hast du mit Polyi gemacht?« fragte er wütend, bereit, den Ostländer zu erwürgen, Jheregs hin oder her.
»Nichts«, erwiderte Vlad. »Aber, wie ich sagte, ich habe diesen Stein benutzt, um deine Eltern durch dich zu beschwören, damit du mir nützlicher wirst. Wenn du also nach einem Grund zur Beschwerde suchst, bitte.«
Savn spuckte aus und funkelte den Ostländer böse an. Vlad hielt seinem Blick ruhig stand.
»Na, und nützlich war ich doch, oder?« fragte Savn bitter. »Ich habe dir das Leben gerettet –«
»Ich weiß.«
Immer mehr Hinweise gingen ihm auf. Er fragte: »Ich nehme an, du hast mich dazu gebracht, dich zu behandeln. Deshalb habe ich dich so schnell gefunden?«
»Nein«, antwortete Vlad.
»Was soll das heißen, nein?«
Vlad rutschte ein Stück an der Wand entlang. »Ich war bewußtlos, und selbst, wenn ich es nicht gewesen wäre, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, daß du mich heilen könntest.« Er überlegte. »Wie hast du mich denn gefunden?«
»Ich habe mich daran erinnert, was du über Zauber gesagt hast, die einen Teleport einfacher machen, und daran, was du auf der Straße gemacht hast, und ich habe überlegt, wie schnell du dich teleportiert hast, und dann eins und eins zusammengezählt.«
Vlad stieß einen seiner charakteristischen Lacher aus – ein kurzes
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