Atlan 006 - Endstation Wüstenplanet
stürmte auf sie zu und stoppte wenige Meter vor den beiden Männern ab.
Die lachsfarbenen Nüstern in dem massigen “Nilpferdkopf” blähten sich erregt; das Tier stieß einen dumpfen, trompetenartigen Laut aus. Seine mächtigen Schaufeln wühlten den Sand auf, und die breiten vierzehigen Füße scharrten auf dem Boden.
“Gutes Tier”, sagte Tekener und trat näher.
Er zog ein Paket mit Zuckerwürfeln hervor, die er eigens zu diesem Zweck gekauft hatte, und warf einen der Würfel zielsicher in den geöffneten Rachen des Gusirs.
Dabei hütete er sich jedoch, den messerscharfen Schaufeln zu nahe zu. kommen, die beiderseits aus dem Maul ragten. Es waren diese Werkzeuge, die Gusirs vor allem bei Kolonisten so beliebt machten. Mit ihrer Hilfe vermochten sich die Tiere mühelos ihren Weg durch dichtestes Unterholz zu bahnen; die Schaufeln zerschnitten selbst drei Finger starke Äste oder Stämme.
Ebenso wichtig wie die elchartigen Schaufeln waren die gefalteten Häute zwischen den vier Zehen. Auf Sumpfgelände wurden die Zehen gespreizt, und die entfalteten Häute bildeten eine Auflagefläche, die ausreichte, um das Tier vor dem Einsinken zu bewahren.
Auf Dschungelplaneten, die eben erst entdeckt worden waren, hatten sich die Gusirs als ausdauernde, verläßliche und anspruchslose Reit- und Transporttiere bewährt. Sie benötigten weder Brennstoffzellen, Öl und Ersatzteile wie Gleiskettenfahrzeuge, sondern fraßen während des Marsches die abgeschnittenen Zweige, Lianen und selbst Dornen.
Ronald Tekener wich den Schaufeln des Tieres aus und klopfte seinen Hals. Der Gusir schnaubte. Als Tekener ihm die Hand auf die Kruppe legte, spreizte er die Beine etwas und stand ganz still. Mit seiner Intelligenz, die die terranischen Pferde übertraf, Wußte es offenbar genau, was der Mensch vorhätte.
Tekener lächelte, schwang sich auf den Rücken des Gusirs und schnalzte mit der Zunge. Behutsam setzte das Tier sich in Bewegung. Der USO-Spezialist ritt eine Runde und erntete Beifall aus der Zuschauermenge.
Nachdem er abgesessen war, näherte, sich ein beleibter, auffällig gekleideter Mann. Er hielt eine enorme Zigarre zwischen den feuchten Lippen und behielt sie auch im Mund, während er sprach.
“Gefällt Ihnen das Tier, Mr. Tekener?”
Der Oberstleutnant nickte.
“Ausgezeichnet. Stark und willig. Schade, daß ich augenblicklich keine Verwendung für Gusirs habe.”
Der Dicke machte ein enttäuschtes Gesicht.
“Oh, und ich dachte, Sie wollten es kaufen. Gewöhnlich erproben nur unsere Käufer die Tiere. Ich meine ...”
“Lassen Sie nur”, erwiderte Tekener gleichgültig, “ich verlange kein Honorar fürs Vorführen. Adios, Mr. Topiri!”
Er winkte flüchtig und entfernte sich in Richtung Ausgang. Kennon folgte ihm und fragte:
“Meinst du, er wollte Geld für deine Vorführung bezahlen ...?”
Ronald Tekener lachte lautlos.
“Nein, er wollte welches dafür verlangen. Dreh dich um!”
Sinclair M. Kennon wandte den Kopf und sah, wie Mr. Topiri auf die drei Pseudocowboys einredete. Doch die Männer schüttelten nur den Kopf. Offenbar kannten sie Tekener gut genug, um zu wissen, daß man sich mit ihm besser nicht anlegte.
Kennon grinste breit.
“Sicher wird er heute nacht keinen Schlaf finden, weil ihm ein paar Solar entgangen sind.”
“Wir auch nicht”, entgegnete Tekener trocken. “Es gibt noch zahlreiche Stellen auf Mars, an denen wir uns noch nicht blicken ließen.—Aber jetzt zu unserer Auktion.”
Er nahm den Kodegeber und wollte ihn gegen die Tür seines geparkten Gleiters drücken, als. sich von links ein dürrer, rotbärtiger Mann mit verwahrlostem Äußeren näherte. Dem Aussehen nach mußte es sich um einen Paria, einen geächteten Springer, handeln.
“Hallo!” rief der Springer und fuchtelte mit den Armen. “Sie, Mr. Ronald Tekener?”
Der Oberstleutnant zog die Hand mit dem Kodegeber zurück und musterte den Paria kühl.
“Der bin ich. Sie wünschen?—Aber fassen Sie sich kurz; ich habe es eilig:”
Der Springer kicherte, als hätte er einen Witz gehört. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die tropfende rote Nase und anschließend durch den verfilzten Bart. Als er weitersprach, waren in seinem Mund schwarze Zahnstummel zu sehen, daneben aber auch ein Goldzahn, eine Erinnerung an bessere Zeiten.
“Mein Name Hos Kreilo, und Sie es gleich noch eiliger haben werden. gegeben sich schnellstens in MARSQUEEN und starten in Richtung Lepso. Klar ...?”
Oberstleutnant Tekener musterte den Paria von oben
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