Atlan 006 - Endstation Wüstenplanet
Springerpatriarchen.
Hanor nickte und eilte in die Funkzentrale. Kennon und Tekener schlenderten hinter ihm her. Mit grimmigem Lächeln beobachteten sie die vergeblichen Versuche des Springers, Kontakt mit dem akonischen Schiff zu gekommen.
“Geben Sie’s auf”, meinte Ronald Tekener schließlich. “Die Herrschaften fühlen sich anscheinend zu fein, um mit uns zu sprechen.”
“Beiboot löst sich von Akonenschiff!” meldete ein Orter. “Boot kommt auf uns zu.”
“Backbordhauptschleuse öffnen!” befahl Guzmel Hanor.
“Schalten Sie die Innenbeleuchtung ein, falls Sie über einen solchen Luxus verfügen, Hanor”, sagte Kennon alias Polos Tradino. “Wir möchten sehen, wer uns da mit seinem Besuch beehrt.”
Der Springer murmelte etwas und führte die USO-Spezialisten in die Kommandozentrale zurück. Dort drückte er eine Schaltplatte nieder. Nachdem er die Geräteabdeckung mehrmals mit der Faust bearbeitet hatte, flammte der Bildschirm darüber auf. Das Innere der Backbordhauptschleuse wurde sichtbar.
Die Schotte waren bereits offen. Aus dem schwarzen Rechteck, an dessen rechter Seite ein fingerbreites Stück der Sonne Sokah zu sehen war, tauchte ein lichtreflektierendes rundes Objekt auf, schwoll an und glitt lautlos in den Schleusenhangar hinein. Die Schotte schoben sich im Hintergrund wieder vor die Öffnung. Nach einigen Sekunden wurde zuerst ein schwaches, winselndes Geräusch hörbar, das dann zu einem dumpfen Fauchen anschwoll: Die Hangarschleuse füllte sich mit Luft.
Oberstleutnant Ronald Tekener zündete sich eine Zigarette an und rauchte hastig. Das blieb allerdings das einzige Anzeichen seiner steigenden Nervosität.
Eine Minute später öffnete sich die Bodenschleuse des Beiboots. Die energetische Rampe baute sich flimmernd auf.
Dann erschien der erste Akone.
Kennon schnalzte mit seiner künstlichen Zunge.
Der Akone, ein alter, grauhaariger, leicht gebeugter Mann, war niemand anders als ihr alter Bekannter Baars von Athonir.
Baars trug den Druckhelm zurückgeklappt auf dem Rücken und blinzelte mit säuerlichem Lächeln ins grelle Licht der Hangarbeleuchtung.
Drei hochgewachsene Männer in Raumanzügen schoben sich an Baars von Athonir vorbei. Sie trugen schwere Desintegratoren in der Armbeuge “und sahen sich wachsam um.
Und noch eine fünfte Person erschien.
“Nicht übel!” meinte Tekener. “Da kommt schon der Nachtisch, und wir haben noch gar nicht gefrühstückt!”
Aus dem Halbdunkel der Beibootschleuse schritt eine mittelgroße, zierliche Frau—zierlich bis auf den Busen, an den die goldblonden Haare herabfielen.
“Barbarella!” flüsterte Sinclair M. Kennon, halb anerkennend, halb ironisch.
“Ich habe sie zuerst gesehen”, erklärte Tekener und drohte dem Freund mit dem Zeigefinger.
Mit glänzenden Augen starrte er das Abbild der Frau an. Sie paßte so gar nicht zu den Akonen mit ihren harten, verschlossenen Gesichtern, die Baars von Athonir begleiteten.
Die blauen Augen in dem makellosen Puppengesicht wirkten verängstigt. Ihre schwingenden Hüften widersprachen ‘diesem Eindruck jedoch. Sie schien eine Frau zu sein, die sich ihres Einflusses auf Männer genau bewußt war und offenbar darauf hoffte, daß man sie über die Innenbeobachtung sah.
“Anblicke wie dieser können unsereinen mit seinem harten Schicksal versöhnen”, meinte Kennon verträumt. “Ich wette, das ist eine Terranerin.”
“Und ich sagte dir bereits, ich habe sie zuerst gesehen. Und wer sie zuerst sieht, dem gehört sie”, witzelte Tekener.
Er meinte es nicht ernst, genauso wenig wie der Freund seine Bemerkungen ernst nahm. Alles das waren Versuche, das Bedrohliche der Situation herunterzuspielen und den Springern gegenüber ihr Image zu wahren.
Nachdem die Akonen und die Frau die Hangarschleuse verlassen hatten, schaltete Major Kennon die Innenbeobachtung ab.
“Lassen Sie einen Liter Parfüm oder sonstige wohlriechende Stoffe versprühen, Honar. Ihr glaubt doch nicht, daß der Gestank hier einer Dame behagen könnte ...!”
Hanor zupfte verzweifelt an seinem Zopfbart. Mit überschnappender Stimme schrie er seinen Leuten Befehle zu. Einer tauchte schließlich mit einer Art Flitspritze auf und versprühte etwas, das einen Duft wie verbranntes Rizinusöl verbreitete. Brennbar war es außerdem; von Tekeners Zigarettenglut zuckte eine Aureole blauweißer Flämmchen auf. Der Oberstleutnant fluchte und schleuderte die Zigarette fort.
Er packte Guzmel Hanor bei der Schulter und stieß ihn zur Seite, als das
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