Atlan 006 - Endstation Wüstenplanet
Kandare war ein terranisches Sprichwort?”
“Er hat eine bemerkenswerte Auffassungsgabe, unser Freund”, warf Tekener ein. “Fast wie ein Pferd. Meinen Sie nicht auch, Tradino?”
“Hm, aber eher wie ein Nilpferd.”
Er erstarrte, als auf dem Diagrammschirm der Funkortung die charakteristischen Ausschläge erschienen, die 1 beits das erste Hyperfunksignal erzeugt hatte. Augenblicklich begann er zu rechnen.
Als Tekener die Daten erhielt, pfiff er durch die Zähne.
“Diesmal geht es über zweieinhalbtausend Lichtjahre. Hoffentlich hält Ihr Kalup das durch, Hanor. Die Sterndichte nimmt in der angegebenen Richtung ziemlich schnell ab. Niemand könnte uns helfen, und ich glaube kaum, daß Ihr Hyperkom noch besonders leistungsfähig ist.”
Hanor war ganz grün im Gesicht, als er die Funkzentrale verließ.
Ronald Tekener errechnete die neuen Daten für die Linearetappe aus und gab sie an den Kommandanten der HANOR XIII weiter.
Diesmal schaffte es der Kalup gleich beim zweiten Ansatz.
Nach dem siebten Linearflugmanöver blieben die Signale aus. Dafür stellte die Ortungszentrale fest, daß die nächste Sonne nur anderthalb Lichtwochen entfernt war.
“Ungefähr achtzehntausendsechshundertzehn Lichtjahre—vom Firing-System entfernt”, berichtete Sinclair M. Kennon nach einer komplizierten Berechnung. “Wir befinden uns irgendwo auf der Westside der Galaxis. Moment.”
Er stellte mit Hilfe einer altersschwachen Positronik einige weitere Positionsberechnungen an.
“Unser Kurs ist im Zickzack verlaufen, dennoch glaube ich, daß meine Berechnungen stimmen. Demnach sind wir rund sechzehntausend Lichtjahre von Sol entfernt.”
Ronald Tekener hatte längst die Sternkartenprojektion eingeschaltet. Sie war eines der wenigen Geräte an Bord der HANOR XIII, das einwandfrei funktionierte.
Nach Kennons Angaben stellte er mehrere Dreiecksberechnungen an. Dann seufzte er resignierend.
“Nirgends ein bekanntes Sonnensystem zu finden, Tradino. Es gibt in dem in Frage kommenden Pyramidensektor vierunddreißig gelbrote Sonnen; keine ist registriert.”
Er wandte sich um, als Hanor eintrat.
“Ich schlage dennoch vor, wir nehmen Kurs auf das System vor uns. Zum Spaß hat man uns sicher nicht hierher gelotst.”
Er wölbte die Brauen, als der Springer nicht sofort antwortete. Erst jetzt fiel ihm auf, daß Guzmel Hanor grüblerisch an ihm vorbei auf die Kartenprojektion starrte.
“Was ist los, Hanor ...?”
Der Springer sah auf. Seine Augen waren unnatürlich geweitet. Mehrmals setzte er zum Sprechen an; beim viertenmal gelang es ihm.
“Ich ... ich habe mit Ihnen zu reden, Tekener. Bitte, kommen Sie mit. Und Sie; Tradino, ebenfalls.”
Die beiden USO-Spezialisten sahen keinen Grund, weshalb sie sich sträuben sollten. Schweigend folgten. sie dem Springer in dessen Privaträume.
Hanor bot ihnen Plätze an und ließ sich selbst in einen Sessel fallen. Einige Minuten lang saß er, reglos da, das Kinn in die Fäuste gestützt und noch immer den grüblerischen Ausdruck im Gesicht. Endlich gab er sich einen Ruck.
“Ich weiß, wo wir sind.”
Tekener und Kennon tauschten vielsagende Blicke, schwiegen aber. Sie ahnten, daß es psychologisch falsch wäre, den Springer zu drängen.
“Die rotgelbe Sonne vor uns heißt Sokah. Sie ist auf unserer Kartenprojektion nicht eingetragen, denn mir war die Position von Sokah bis vor wenigen Zeiteinheiten selbst nicht bekannt. Dennoch handelt es sich um ein System, das von Springern entfleckt worden sein muß, denn Sokah heißt in einem unserer Dialekte soviel wie’Große Schlange’.”
Er knetete geistesabwesend seinen Bart.
“Sokah besaß früher vier Planeten. Der sonnennächste barst vor Urzeiten; von ihm ist nur noch ein Staubring um die Sonne übrig. Die heutige Nummer eins ist eine heiße Wüstenwelt, unfruchtbar, mit wenig freiem Wasser, jedoch atembarer Sauerstoffatmosphäre.” ‘
Er fuhr sich über die Stirn.
“Ich weiß nicht, woher ich diese Kenntnisse habe.”
“Memohypnose mit Auslöser”, warf Sinclair Kennon ein. “Jemand hat Ihnen unter Hypnose die Informationen über das Zielgebiet gegeben und zwar so, daß sie erst durch einen Auslöser frei wurden, beispielsweise durch das Ausbleiben der Hyperfunkfeuer—oder auch durch das Studieren der Kartenprojektion.”
“Ja, so muß es gewesen sein”, erwiderte Hanor. “Woher sollte ich sonst wissen, daß Sokah I etwa marsgroß ist, daß seine Schwerkraft 0,62 Terranormgravos beträgt und die Rotationsdauer 19,3 Stunden Erdzeit.
Weitere Kostenlose Bücher