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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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fragte, ob ich mit einem der Ruderer sprechen dürfte.
    »Sind Sie von der Presse? Ein Interview mit meinen Schützlingen kostet einen kleinen Aufpreis, den ich aber gerne auf die Rechnung setze.«
    Ich akzeptierte und schlenderte zu den Ruderbänken. Bei einem der Oxtorner, den der tumbe Riese gerade passiert hatte, beugte ich mich und flüsterte dem Ruderer zu: »Brauchen Sie Hilfe? Ich hätte Mittel, Sie zu befreien.«
    Der Oxtorner hob seine dunklen Augenbrauen voller Verwunderung. »Das ist wahrscheinlich sehr liebenswürdig von Ihnen gemeint, Prospektor«, sagte er erheitert und so laut, dass alle seine Genossen aufmerksam wurden und mithörten. »Aber ich habe 250 Solar für diesen Spaß bezahlt. Jeder Hieb, den ich mir gönne, kostet mich 3 Solar extra. Und wenn ich mich von Ihnen befreien lasse, muss ich noch einen Aufschlag bezahlen. Propektor, ich befürchte, ich kann mir die Befreiung nicht leisten!«
    Die ganze Bande brach in Gelächter aus.
    Offenbar war ich in einen Betriebsausflug oxtornischer Masochisten geraten.
    Ich richtete mich auf, um zu meinem Platz zurück zu gehen. Der Einpeitscher hatte sich umgedreht und folgte mir, links und rechts Hiebe austeilend. Bei jedem Schlag stöhnte er selbst laut auf – ob vor Anstrengung oder vor Vergnügen, konnte ich nicht heraus hören. Ich drehte mich zu ihm um. Sein Kamelgesicht glotzte mich blöde an.
    »Gefällt es dir, zuzuschlagen, ja?«, raunzte ich ihn an.
    »Es ist eine kleine Nebenbeschäftigung und hilft mir, mein Studium zu finanzieren«, erwiderte die Kreatur mit wohl tönender Stimme. »Eigentlich hat mir Madam eine Position als Koch offeriert, aber in den Pausen zwischen den Menüs arbeite ich gerne ein wenig an der frischen Luft. Für den Abend habe ich übrigens ein Duett von Marongscho-Filet und Stopfleber auf die Karte gesetzt, als Dessert ein Baiser von Pfefferbeeren. Darf ich Ihnen einen Tisch reservieren?«
    Spät in der Nacht erreichten wir einen kleineren Yachthafen an der Peripherie der Altstadt von Orbana.
    Ich bezahlte meine Schulden bei Madam: 200 Solar für die Fahrt, 10 für das Interview mit dem Ruderer und 120 für das Menü. Alles war sein Geld wert, irgendwie.

 
Hals über Kopf verliebt
     
    Ich hatte Tante Tipa um Unterstützung gebeten. Wieder hatte sie den Treffpunkt bestimmt, und wieder war es dabei nicht ohne eine kleine Anzüglichkeit abgegangen. Oder warum sonst sollte ich mich wieder nicht in einem Schiff ihrer prachtvollen Flotte, sondern im »Tanz- und Speiselokal Hals über Kopf verliebt« einfinden?
    Ich holte den Lederkoffer mit dem Artefakt aus dem Tresor und flog los. Ich wollte Tipa bitten, das Artefakt an den Hökerer zurück zu geben.
    Ich musste zwischen dem Gleiterlandeplatz und dem Eingang einige hundert Schritte zurücklegen und war völlig durchnässt, als ich das Lokal erreichte.
    Im Foyer des Lokals summte ein Trocknerfeld. Auch der Koffer mit dem Tyarez-Artefakt wurde getrocknet. Das Lokal selbst war eine halbhohe, runde Halle. Die Tische standen tief gestaffelt, auf jedem Tisch eine brennende Kerze. Gediegene Kellner in langen, roten Gewändern schoben Antigravtabletts vor sich her und servierten. Viele verhaltene Stimmen füllten den Raum, Geplauder, Gelächter, das Klingen von Gläsern.
    An der Decke des Raumes wurde getanzt. Paare und einzelne Tänzer bewegten sich zu einer Musik voller Glissandi. Von Zeit zu Zeit und zu einem bestimmten Takt stampften die Tänzer auf den Boden – oder die Decke. Die künstliche Gravitation hielt sie dort, ihre Köpfe zwei oder höchstens drei Meter über den Köpfen der Gäste, die im Restaurant-Teil des Lokals speisten.
    In der Mitte des runden Saales verband ein Antigravfeld Boden und Decke miteinander. Im Feld flirrte goldenes Konfetti, so dass man sah, welche Hälfte des Feldes einen Hub nach oben, welches einen Zug nach unten hatte. Das Feld war so eingestellt, dass seine Passagiere unterwegs auf den Kopf gestellt wurden – oder auf die Beine, je nach Sichtweise.
    Tipas Erster Wesir Kampt Ruyten tauchte neben mir auf, begrüßte mich und bat, vorweg gehen zu dürfen. Ich hätte Tantchen aber auch so gefunden. Ihre Sänfte war unübersehbar geparkt. An der Tafel saßen die vier epsalischen Träger, drei Stühle waren frei, die Plätze aber eingedeckt. Ich stellte den Lederkoffer neben Tipas Stuhl. »Ich denke, das ist bei dir in guten Händen. Kannst du es dem Hökerer bei Gelegenheit zurückgeben?«
    Auch, nachdem Kampt und ich uns gesetzt hatten,

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