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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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blieb ein Platz frei.
    »Ist das eine alte, von dir soeben erfundene Piratensitte: ein Platz frei für den Geist der Kameraden, die beim Entern gefallen sind? Oder erwartest du noch jemanden?«
    »Such dir etwas aus. Wir warten schon eine Ewigkeit und haben Hunger«, herrschte Tipa mich an und drohte mit ihrem Stock.
    Ihr Stock war nicht ganz ohne. Meiner Kenntnis nach hatte sie – oder hatte ihr Fan-Club von Kopernikus – mehrere konventionelle und hyperphysikalisch arbeitende Ortungs- und Sendegeräte darin untergebracht, einen Elektroschocker, einen Paralysator, einen Impulsstrahler sowie einen Desintegrator. Schließlich konnte Tipa mit Hilfe einer Hydraulik im Stock über fünf Meter weit oder hoch springen. In ihrer Gürtelschnalle steckte ein siganesischer Mikroprojektor zur Erzeugung eines Hochenergie-Überladungsschirmes, und selbst in ihrem Haarknoten sollten Waffen versteckt sein. Man sah es ihr zwar nicht an, und auch mir fiel es immer wieder schwer, es zu glauben, aber Tante Tipa war nicht nur eine erschreckend rüstige Dame, sondern eine schlagkräftige Armee .
    Erst jetzt bemerkte ich einen kleinwüchsigen Kolonialterraner, der sich in einer Umlaufbahn um den Tisch der Piratin bewegte. Er trug einen langen, schwarzen Bart und auf dem Kopf den hohen spitzen Kegelhut, die Landestracht des Planeten Vavam im Tondeley-System.
    Die Arme des Vavamen wirkten überproportional lang und kräftig; in beiden Händen hielt er eine elektronische Fliegenpatsche, mit der er nach neugierigen Kameradrohnen schlug – mit einigem Erfolg. Immer wieder erwischte das blau-flirrende Feld am Ende der Stange eine der Drohnen entweder voll oder streifte sie doch. Beides genügte. Die Störelemente im Feld versetzten die Drohnen bei der leichtesten Berührung ins Taumeln, Volltreffer legten sie ganz lahm.
    Ich schaute der Jagd eine Weile zu, dann warf ich einen ausführlichen Blick in die Folien der Karte. Von jedem dargestellten Gericht stieg eine Duftprobe auf.
    »Kannst du was empfehlen?«
    »Ja. Ich empfehle dir, dich schnell zu entscheiden. Es ist unhöflich, die Dame seines Herzens warten zu lassen.«
    »Ich weiß nicht, was Frauen immer an diesem öden Pumpmuskel finden«, grummelte ich.
    Die Tänzer über unseren Köpfen hatten sich nun zu einer Art Polonaise aufgestellt. Den Takt gab eine A-cappella-Gruppe vor. Sie sang:
     
    Die Straße nach Andromeda
    war lang nicht mehr so frei.
    Ich will nach Haus, will Vircho sehn
    und will im Licht von Tefa stehn.
     
    Das Lied war die heimliche Hymne der Milchstraßen-Tefroder, deren Vorfahren sich nach dem Untergang der Meister der Insel vor dem drohenden Krieg mit den Maahks in die Menschheitsgalaxis gerettet hatten.
    Der Tanz ging langsam, schleppend, und glich eher einem Pilgerzug. Zwei sehr schlanke Aras überragten die anderen Tänzer; sie schlurften verblüffend dicht über den Köpfen einiger speisender Gäste dahin.
    Wir bestellten. Auf Anraten des Kellners wählte ich einen Eisbraten mit Zuckerreis.
    Die vier Epsaler bestellten eine Schlachtplatte mit Blähgurken. Geschmäcker sind eben verschieden.
    Während wir aßen, fragte Tipa: »Womit kann ich dir helfen, Old Boy?«
    Ich lutschte an einem Stück Eis aus scharf gewürztem Fleisch und schluckte. »Hast du zufällig Kontakt zu einer arkonidischen Familie da Onur?«
    »Haben wir?« Sie sah Ruyten fragend an.
    »Wir haben nicht mehr. Die da Onur sind nicht sehr lukrativ. Sie haben uns einige Möbelstücke angeboten. Antiquarisch, aber dem Bild nach verwohnt. Dafür überteuert.«
    »War das alles?«, fragte Tipa.
    »Nein«, sagte ich. Dann erzählte ich ihr von meinem Erlebnis im Gelände und dem Hinweis, den ich von den Energiegeleekugeln bekommen hatte: dass möglicherweise ein Tyarez-Schiff auf Lepso stünde.
    »Davon weiß ich nichts«, antwortete Tipa. Sie blickte Ruyten an, aber auch der schüttelte den Kopf.
    Bei den vier Epsalern zeitigten die Blähgurken erste Erfolge. Tipa warf ihnen einen verweisenden Blick zu. Ein Kellner in Rot kam herbei und platzierte einen kleinen, handtellergroßen Projektor auf dem Tisch. Der Projektor hüllte das Quartett in ein Geruchsdämpfungsfeld.
    Ich bedankte mich bei Tipa. Der Eisbraten war gut gewesen. Ich tupfte mir den Mund ab und stand auf.
    »Du willst schon gehen?«, fragte Tipa überrascht.
    »Ja.«
    »Setz dich wieder«, kommandierte sie. »Wir beide haben noch einen gemeinsamen Gast.« Sie deutete auf den leeren Stuhl. »Jemanden, der leider unter einer Art

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