Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
Grundvoraussetzung.
Auch die Mitteilung, dass ich schon sehr bald auf Lepso landen und er mit mir persönlich zusammenarbeiten würde, nahm er gefasst auf.
Ich erklärte ihm die Situation und kündigte meine Ankunft als Elias Pattri auf dem Raumhafen Pynko Taebellu an. Wir vereinbarten einen Treffpunkt.
Das Letzte, was wir von Ohm Santarin zu hören bekamen, war ein erstauntes, nicht für unsere Ohren bestimmtes »USO-Spezialist«.
Auf dem Weg zu unserem Raumschiff knuffte mir Decaree in die Seite. »Wenn ich schon Ronald Tekener nur ermattet in seinem Krankenbett gesehen habe, so hat sich der Ausflug doch gelohnt. Dieser Ohm Santarin …« Sie pfiff vergnügt durch die Zähne.
Von Informanten und bösen Überraschungen
Eine Holoschrift flackerte unablässig in fünf Metern Höhe und schleuderte kurzlebige, tiefrote Lichtkaskaden in den düsteren Innenhof. Schatten zuckten über den Boden und verschmolzen wieder mit der Dunkelheit, um kurz darauf neu zu entstehen.
Ohm Santarin legte den Kopf in den Nacken und warf einen gelangweilten Blick auf die Schrift. Sie bot die Ware dar, mit der in diesem Teil Orbanas jedes Etablissement, jeder Schuppen und jedes großspurig so genannte Hotel warb: Sex.
Sex mit dem holografisch generierten Wunschpartner Mehr als eine Million Prominente aus tausend Völkern vorprogrammiert , Sex mit Fremdartigen Erlebe den Kick des Unbekannten , ja sogar Sex mit sich selbst Eine exakte Kopie – erfahre, wie du wirklich bist!
Der Schriftzug über ihm war plakativ. Er bestand nur aus dem einen Wort: SEX. Angesichts des pointierten Angebots überall in der Umgebung wunderte es Ohm nicht, dass dem Betreiber dieser Werbung offenbar kein Geld zur Verfügung stand, die Schrift zu reparieren. Das Flackern kam zu unregelmäßig, um absichtlich programmiert zu sein.
Plötzlich fiel die Holografie vollständig aus.
Der Innenhof verdunkelte sich. Der Anblick berührte Ohm eigenartig. Er lebte nun schon einige Jahre in Orbana, und außerhalb der eigenen Wohnung Dunkelheit zu erleben kam praktisch nie vor. Überall brannten Lichter, leuchteten Werbetafeln …
Seine Augen benötigten einige Zeit, um wahrzunehmen, dass doch keine völlige Dunkelheit herrschte. Schemenhaft schälten sich Konturen heraus. Das einzige Schott zu diesem Innenhof stand offen. Der Zugang war nur durch das Erdgeschoss eben jenes Etablissements möglich, dessen Holowerbung soeben ausgefallen war.
Eine Gestalt kam auf Ohm Santarin zu. Ein drohender Schatten, aus dem sechs Gliedmaßen ragten. Mindestens einen halben Meter größer als er selbst.
Schon dieser Anblick hätte genügt, den anderen zu identifizieren, aber der durchdringende Gestank nach Exkrementen, mit starkem Moschusduft vermengt, lieferte den endgültigen Hinweis. Nicht zum ersten Mal fragte sich Ohm, was unangenehmer war, der Eigengestank oder das penetrante Parfüm.
»Sehr wirkungsvoll«, begrüßte Ohm den Neuankömmling, dessen Namen er nicht kannte. Sein Gegenüber bestand auf völliger Diskretion; Ohm wusste nur, dass er es mit einem Shaniden zu tun hatte.
»Nicht wahr?« Die Stimme klang amüsiert. »Die Dunkelheit über unserem Treffpunkt ist ein netter Nebeneffekt. Nicht einmal eine zufällig über uns fliegende Kameradrohne könnte unser Gespräch aufzeichnen. Eigentlich manipulierte ich die Energieversorgung dieses Ladens, um im Inneren für einige Unruhe zu sorgen. Die da drin haben jetzt Besseres zu tun, als sich um das zu kümmern, was in ihrem Innenhof vorgeht.«
Ohm räusperte sich. Ihn interessierte nicht, was die Kunden dieses Sexshops zu tun hatten . »Kommen wir zur Sache.«
Der Shanide schleifte einige seiner Gliedmaßen über den Boden und erzeugte so ein durchdringendes, kratzendes Geräusch. Eine Geste der Empörung bei seinem Volk. »Wir müssen uns nicht beeilen. Keiner hat mich an diesen Platz verfolgt und Sie hoffentlich auch nicht.«
»Selbstverständlich nicht. Ich bin kein Anfänger.«
»Dann verfügen wir über so viel Zeit, wie wir nur wollen. In diesem Sexschuppen bricht genau in diesen Momenten Chaos aus. Wissen Sie, nur zwielichtige Gestalten suchen ihn auf. Kunden, die sich eine ordentliche Hure einfach nicht leisten können.«
Ohm verzog angewidert das Gesicht, als sich der Gestank noch verstärkte. Sein Informant war offensichtlich guter Laune, was sich in einer Verstärkung der Ausdünstung niederschlug.
»Das bedeutet, dass die Kunden dieses Hauses die Dunkelheit nicht lieben oder nur dann, wenn sie sie
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