Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
kontaktierte er dich?«
»Über einen Mittelsmann, der mir einen so dicken Batzen Geld in die Hand drückte, dass ich unserem ehemals geliebten Thakan seine kleine Bitte nicht abschlagen konnte.«
»Warum ließ er mich nicht töten?«
»Er fürchtet, dass du für den Fall eines plötzlichen Todes gewisse Vorkehrungen getroffen hast. Und das hast du doch auch, nicht wahr? Du wärst ein Narr, wenn du es nicht getan hättest.«
Ohm Santarin nickte nachdenklich. Natürlich hatte er das. »Also ist das Kapitel Flakio Tasamur für mich beendet. Genau wie die Zeit mit dir.«
Acsais atmete tief ein, streckte den Oberkörper. »Uns beiden bleiben noch zwei Stunden, ehe ich aus deinem Leben verschwinde.« Sie hakte die Träger ihres Kleides auf und hob die Arme. Der Stoff glitt an ihr hinab, und zum Vorschein kamen um den Oberkörper gebundene Schleiertücher. »Du nimmst mir doch nichts übel, Ohm? Es war ein Geschäft, das wir auf angenehme Weise beenden könnten. Nichts Persönliches.«
Er sah zu, wie sie mit kleinen Bewegungen aus dem Kleid stieg. Ihre Fingerspitzen nestelten bereits an den Knoten der Tücher.
»Ich nehme dir nichts übel«, versicherte er. Was hatte sie gesagt? Es blieben ihnen zwei Stunden. Danach musste er eben ein Aufputschmittel nehmen, um Atlan fit gegenüberzutreten.
Schließlich brachte es einige Vorteile mit sich, weder eine Freundin noch eine unerledigte Vergangenheit mit sich zu schleppen, wenn man mit dem Lordadmiral der USO in einen geheimen Einsatz ging.
Halb wehmütig beobachtete er zum letzten Mal, wie sich Acsais aus den Schleiertüchern wand.
Hoffins lässt grüßen
Ich war bereits einige Stunden auf der HAPPY FEW, dem Prospektorenschiff meiner Tarnexistenz Elias Pattri, unterwegs in Richtung Lepso, als mir etwas einfiel.
Ich erinnerte mich an die Begegnung mit dem derzeitigen Thakan auf Lepso, Aerticos Gando. Es war allgemein bekannt, dass der Thakan nur nominell die Herrschaft ausübte, in Wirklichkeit jedoch wie eine Marionette an den Fäden des Staatlichen Wohlfahrtsdienstes hing.
Als ich Aerticos Gando gesprochen hatte, war ich zu einer ganz anderen Einschätzung gelangt, was die derzeitigen Machtverhältnisse betraf Zumindest dieser Thakan war alles andere als eine Schachfigur des SWD.
Aerticos Gando besaß eine starke Persönlichkeit, was sich in seinem ganzen Auftreten niederschlug – und in der Tatsache, dass sein Gesicht die Narben trug, die nur die Lashat-Pocken hinterließen. Gando hatte einst an jener Krankheit gelitten, die in den meisten Fällen zum Tode führte. Wer sie überlebte, bewies allein dadurch, dass er etwas Besonderes war.
Mir waren bis dato nur zwei Personen bekannt, die die Lashat-Pocken überlebten. Aerticos Gando … und Ronald Tekener.
Ich stellte eine Hyperfunkverbindung mit dem Smiler her. Zwar nutzte ich eine geschützte Verbindung, aber da man nie wissen konnte, führte ich das Gespräch mit Tek ganz in meiner Rolle als Elias Pattri. Der Smiler verstand und spielte, ohne zu zögern, mit.
»Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen«, begann ich und schob noch einige weitere Floskeln nach. »Sie gestatten mir eine persönliche Frage?«
Tek gab ein unwilliges Räuspern von sich. »Wenn Sie die UHB um ihre Dienste bitten, weiß ich nicht, warum persönliche Dinge eine Rolle spielen sollten.«
»Wie allseits bekannt ist, überlebten Sie die Lashat-Pocken.«
»Und weiter?« Tekeners Stimme war deutliches Interesse anzuhören. Er fragte sich wohl, warum ich dieses für ihn sensible Thema ansprach.
»Ist Ihnen noch jemand bekannt, der diese Krankheit überlebte? Ein Meter siebzig groß, schmales, ausgezehrtes Gesicht, schwarze Haare und …«
»Und Pockennarben?«, unterbrach der Smiler . »Sparen Sie sich die Mühe einer weiteren Beschreibung, Prospektor. Ich kannte nur eine Person, die die Lashat-Pocken überlebte. Eine junge Frau. Bedauerlicherweise nahm sie sich das Leben, weil sie aufgrund ihrer Entstellungen von allen gemieden wurde.«
»Sonst niemanden?«
»Niemanden, Pattri. Warum sollte ich lügen?«
Ich beendete das Gespräch und konzentrierte mich auf das, was vor mir lag.
Ich wusste selbst nicht, warum ich bei Tek nachgehakt hatte. Ob der Thakan die Pocken überlebt hatte oder nicht – was spielte es für eine Rolle? Wahrscheinlich würde ich ihm nie wieder gegenüberstehen. Zwei andere Männer waren für meine weiteren Pläne wesentlich bedeutender.
Artemio Hoffins, der Leiter der Schwarzen Garde. Mein Feind.
Und
Weitere Kostenlose Bücher