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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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nicht mehr als ein bemitleidenswerter, gebrochener Mensch war, streichelte weiter das tote Fleisch. »Warum?«, flüsterte er immer wieder.

 
Der Fluch der Popularität
     
    »Wer war sie?«, fragte ich. Der Extrasinn war zu derselben Einschätzung gelangt wie ich. Dieser Terraner spielte uns nichts vor. Er war voller Verzweiflung über den Tod der Frau. Er hatte uns tatsächlich für die Mörder gehalten.
    Und er hat aller Wahrscheinlichkeit nach den Verstand verloren oder steht kurz davor.
    Der Schwarzhaarige drehte sich zu uns, fuhr mit den leicht gekrümmten Fingern der Linken über die Lippen, während der Daumen über die Schwellung am Kinn rieb. »Meine Geliebte«, hauchte er. »Ich rettete ihr das Leben, nachdem sie schwer verletzt hier ankam.«
    Ich spürte eine Berührung auf der Schulter und zuckte zusammen. Es war nur Ohm, der mich wortlos bat zu schweigen.
    »Du hast sie verloren«, sagte er. »Ich fühle mit dir, glaube mir. Auch ich habe vor wenigen Tagen eine Freundin verloren, die ich liebte. Sie … sie täuschte mich. Nutzte meine Gefühle aus.«
    Nun verschränkte unser Gegenüber die Hände ineinander, ließ sich kraftlos neben der Leiche nieder, sodass er sowohl die Tote als auch uns im Blick halten konnte. »Bist du deswegen hier?«
    Ohm sah ihn fragend an.
    »Hast du sie ermordet, weil sie dich täuschte?«
    »Ihr Verlust schmerzte zu sehr«, erwiderte mein Einsatzpartner, und ich zollte seinem Verhandlungsgeschick Respekt. »Ich war wütend auf sie, aber die Leere in mir war stärker.«
    »Ich heiße Pas. Pas Nakorand.« Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Die Finger zitterten. »Ihr habt meine geliebte Sim nicht getötet?«
    »Wir haben nichts damit zu tun«, versicherte Ohm. »Im Gegenteil. Wir hätten ihr beigestanden, wenn wir zum Zeitpunkt des Mordes schon hier gewesen wären.«
    Nakorand stand umständlich auf. Er fasste mit der Rechten in den Vorhangstoff und zog sich nach oben. »Ich hätte euch nicht angreifen dürfen.«
    »In der Tat«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. »Du kannst froh sein, dass ich dich entwaffnen und besiegen konnte, ohne dir größeren Schaden zuzufügen.«
    »Warum nimmst du Rücksicht? Ich hätte euch beide getötet.« Er kicherte, und es fügte mir einen schmerzhaften Stich zu, als ich sah, dass ein Speichelfaden aus dem Mundwinkel über das Kinn lief, ohne dass Nakorand es bemerkte. Sein Blick wanderte unruhig im Zimmer umher. Der Daumen spielte unablässig mit den anderen Fingern.
    »Du warst irregeleitet«, erklärte ich. »Es gibt keinen Grund, dich zu töten.«
    Er kicherte wieder, lauter und schriller. »Hörst du, Simmi? Hörst du? Sie können noch nicht lange hier sein, die beiden. Haben noch nicht gelernt, dass hier nur das Überleben zählt. Halten an einer alten Ethik fest.«
    Er hat den Bezug zur Realität verloren , meldete sich der Logiksektor zu Wort. Frag ihn, wie lange die Frau schon tot ist, mit der er redet.
    »Wann ist Sim gestorben?«
    »Gestorben?« Er strich ihr wieder über die bleiche Wange. »Aber nein, nein … Du irrst dich. Sie ist doch nicht tot. Sie ist krank, meine arme Simmi, sehr krank. Sie wäre beinahe gestorben, ja, aber sie hat es geschafft, noch einmal geschafft.« Er lächelte der Toten zu. Ein makabres Bild angesichts des durchschnittenen Halses und der verdrehten Augen.
    »Bist du sicher?«, fragte Ohm.
    Wieder dieses Kichern. »Welch verrückte Frage. Sieh doch hin! Sag du es ihnen, Simmi.« Er nickte versonnen. Die Zunge fuhr über die Lippen. »So, hört ihr? Hört ihr es jetzt? Kann etwa eine Tote reden?«
    Ohm warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Es tut mir leid, dass ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Wir werden dich nun mit deiner Geliebten allein lassen.«
    Nakorand sprang auf. »Aber warum? Ihr könnt doch nicht einfach schon gehen!« Er brüllte uns die Worte voll Zorn entgegen, und dann, als sei er von der Intensität seiner Gefühle selbst überwältigt, begann er zu weinen.
    Wie ein Kleinkind, das noch keine Kontrolle über sich selbst erlernt hat. Es gab keinen Zweifel. Nakorand hatte über dem Tod seiner Geliebten den Verstand verloren.
     
     
    Der Ara war gestorben.
    Irhe’vorma empfand kein Bedauern, Studienobjekte waren schließlich in ausreichender Anzahl vorhanden.
    Die biologischen Lebensformen bekriegten und töteten sich. Manchmal sammelte er die Verletzten auf, die er zumindest einige Tage am Leben erhalten konnte. Auch die Gladiatorenkämpfe waren immer für

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