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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Überraschungen gut. Hin und wieder gab es sogar unter den gaffenden, sensationsgeilen Zuschauern Krawalle und Tote.
    Irhe’vorma hatte anfangs bevorzugt solches Material untersucht – doch es hatte sich nicht als sonderlich ergiebig erwiesen. Der Roboter war von der Hypothese ausgegangen, dass Lebewesen, die freiwillig die Schweißöde besuchten, anders seien.
    Leider hatte sich diese Annahme als falsch erwiesen. Es gab keine signifikanten biologischen Unterschiede. Dieselben Nervensysteme wie bei anderen Angehörigen derselben Art. Dasselbe Schmerzempfinden, dieselben Hirnregionen, nur geringe individuelle Abweichungen.
    Nach Irhe’vormas Ansicht führten diese Unterschiede zu Problemen, Auseinandersetzungen, Kämpfen und Kriegen.
    Künstliches Leben konnte völlig identisch nachgebaut werden. Das war effektiv. Irhe’vorma wusste, dass es genau 7942 Roboter gab, die ihm in allen Details glichen. Oder zumindest hatte es diese 7942 gegeben. Er hatte seit vielen Jahrzehnten nichts mehr von ihnen gehört. Vielleicht waren einige von ihnen bereits zerstört worden. Die meisten kamen in Bergwerken zum Einsatz. Eine jämmerliche Verschwendung.
    7943. Genau so oft war er gebaut worden. Konnten Lebewesen damit konkurrieren? Manche Rassen gebaren zehn oder zwanzig Nachkommen, und diese waren alles andere als gleich, auch nicht diejenigen, die aus einer einzigen Mutterzelle stammten. Sogar die geklonten Exemplare nicht.
    7943. Danach sind keine weiteren Roboter dieses Typs hergestellt worden – ein Musterbeispiel biologischen Versagens.
    Während Irhe’vorma seinen Medizindrohnen den Auftrag gab, die biologische Masse seines letzten Untersuchungsobjekts zu entfernen, dachte er über Verschiedenheit nach.
    Was bildeten die meisten Spezies sich auf ihre Individualität ein. Dabei erkannten sie nicht, dass gerade darin ihr größtes Problem wurzelte.
    Wären sie gleich, würden sie sich nicht vom anderen abgrenzen müssen, um die eigene Identität bestimmen zu können. Wären sie gleich, müssten sie das andere nicht verachten, es nicht bekriegen und auslöschen.
    Und wieder kehrten die Überlegungen des Robotkommandanten zu seinem prominenten Gefangenen Atlan zurück. Ob der so genannte Unsterbliche diese Erkenntnis im Lauf seines langen Lebens schon gewonnen hatte? Vielleicht wäre es aufschlussreich, sich mit ihm zu unterhalten.
    Irhe’vorma stutzte.
    Hatte er eben in Betracht gezogen, aus der Erfahrung eines Biologischen Gewinn zu ziehen?
    Nein, sagte er sich. Denn Atlan war kein gewöhnlicher Biologischer. Irhe’vorma gelangte immer wieder zu dieser Schlussfolgerung. Atlan und sein Zellaktivator bildeten eine Einheit. Sie waren verkettet zu einer halbmaschinellen Intelligenz.
    Und eine solche konnte durchaus von Wert sein.
    Der Roboter beschloss, den Arkoniden genau zu beobachten.
     
     
    »Beruhige dich«, forderte ich Nakorand auf.
    Er umschlang seinen Oberkörper mit den Armen und wiegte leicht hin und her. »Wieso wollt ihr gehen? Ertragt ihr den Anblick nicht? Simmi ist eben alt … sie ist des Lebens überdrüssig. Was kann sie dafür? Die Zeit frisst die Schönheit, und zurück bleibt nichts als …«
    Er wies auf die grausig zugerichtete Leiche. »Sie mag nur noch liegen, nicht mehr essen, nicht mehr trinken. Sie hat das Leben satt! Bei meiner Urgroßmutter war es nicht anders. Ich … ich war noch ein Kind, aber ich vergesse den Anblick nie, wie sie in ihren Kissen lag, in den weichen weißen Kissen. Ihr Gesicht ausgemergelt, die Falten so tief, die Augen so stumpf. Und die Geräusche, die sie von sich gab, diese Geräusche!«
    Er imitierte ein tiefes, heiseres Krächzen, schlug sich dann die Hände über die Ohren. Seine Schultern bebten.
    Selten hatte ich mich so hilflos gefühlt. Ich wusste nicht, wie ich mit dem Wahnsinnigen umgehen sollte.
    Ohm kam mir zuvor. Er trat an Nakorand heran, legte die Arme um ihn.
    Der Terraner legte den Kopf auf die Schulter meines Einsatzpartners und murmelte unverständliche Worte. Erst nach einigen Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen, ging ein Ruck durch seine Gestalt. Er befreite sich aus Ohms Umarmung.
    Nakorand wischte sich die Tränen ab. Wohl war das Weiße in seinen Augen rötlich verfärbt und die Tränensäcke geschwollen, aber in seinen Blick war Klarheit getreten. So als habe er den Irrsinn für einige Augenblicke abgestreift. »Ich habe nicht mehr die Kraft, es Tasamur heimzuzahlen. Bestraft ihr ihn für den Mord an meiner geliebten Simmi.«
    Ohm Santarin

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