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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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willig auf das Ende wartete. In Wirklichkeit suchte er Zugriff auf das tierische Bewusstsein des Angreifers.
    Ohm hielt den rechten Arm hoch, am Ellbogen abgeknickt, dass der Unterarm parallel zum Körper stand. Die Finger umklammerten den Griff des Dolches, die Klinge wies im rechten Winkel von ihm.
    Ich erwartete die Bestie waffenlos. Und sie wählte – natürlich – den kauernden Mutanten aus. Sie stieß sich mit muskulösen Hinterläufen ab. Mit jedem Sprung sank unsere Hoffnung. Ich wagte einen Blick auf den Mutanten. Tasamur war nicht anzusehen, ob sein Bemühen von Erfolg gekrönt war. Er bot ein Bild höchster Konzentration.
    Ohm bewegte die Klinge leicht hin und her. Er stand starr, hielt jeden Muskel angespannt.
    Die Bestie war bis auf wenige Meter heran. Nun konnte ich ihre Größe abschätzen. Fast zwei Meter hoch und mindestens vier Meter lang.
    Sie landete mit den Vorderpfoten auf dem Sand – und stockte mitten im Angriff. Durch den Schwung trieb sie weiter auf uns zu. Die Tatzen zogen Furchen.
    Sie legte den Kopf schief, stand so dicht vor uns, dass ich sah, wie sich die Pupillen weiteten. Ein Zittern durchlief den mächtigen Leib.
    Tasamur musste es geschafft haben. Er suggerierte der Bestie, sich von uns abzuwenden. Doch was immer er versuchte, es schien nicht auszureichen. Langsam öffnete das Raubtier das Maul. Stinkender Atem schlug uns entgegen. Eine raue, dunkelrote Zunge glitt über bräunliche Zähne.
    »Gib mir das Messer«, forderte ich leise. »Mach ja keine hektische Bewegung.«
    Ohm streckte den Arm langsam zu mir, drehte die Faust, öffnete die Finger. Ich nahm die Waffe, senkte die Klinge und schlich seitlich auf die Bestie zu. Die scharrte mit einer Tatze im Sand, folgte mit den gelben Augen jeder meiner Bewegungen.
    Als ich bis auf einen Meter heran war, brüllte das Tier, wandte sich mir zu.
    Tasamur stöhnte. »Es entgleitet mir.«
    Die Bestie sprang … und prallte an eine unsichtbare Mauer, verlor jedoch nicht den Halt. Sie schüttelte benommen den Kopf, fauchte wütend.
    Ich sah, wie sich ihre Beine verknoteten. Sie stolperte und rutschte förmlich zur Seite. Sie sträubte sich mit aller Kraft gegen die unsichtbare Titanenfaust, von der sie in den Sand gedrückt und festgehalten wurde.
    Das war der Moment. Mit der Linken packte ich in das struppige Fell, mit der Rechten stieß ich zu.
    Die Klinge bohrte sich in den Nacken. Blut spritzte. Die Bestie bockte. Doch es gelang mir, ein zweites Mal zuzustechen.
    Das Messer drang tief ins Fleisch. Das Raubtier warf sich jaulend zu Boden. Ich verlor die Klinge.
    Blutverschmiert taumelte ich zurück.
    Wie von Geisterhand bewegt, zog der Dolch im Halbkreis über den Rücken, drehte sich um die eigene Achse. Als die letzten Zuckungen des gewaltigen Leibs endeten, schnitt es den Bauchraum auf. Stinkende Gedärme quollen ins Freie. »Das wird alle Raubtiere der Umgebung anlocken und von uns ablenken. Verschwinden wir von hier.«
    Wir rannten los.
    Die Dämmerung neigte sich bereits ihrem Ende zu, ging bei rapide fallenden Temperaturen in die Nacht über. Kälte griff beißend nach der frei liegenden Haut, drang durch die Kleidung. Trotz der körperlichen Anstrengung durch den Lauf begann ich zu frösteln. »Wir müssen in Bewegung bleiben. Das ist unsere einzige Chance, dem Erfrierungstod zu entgehen.«
     
     
    Irgendwann setzte uns die Kälte enorm zu. Wir umarmten uns, halfen uns mit unserer Körperwärme aus, doch die Muskeln zogen sich in der eisigen Luft schmerzhaft zusammen.
    »Leider blieb keine Zeit, mich zu erholen«, sagte Tasamur mit zittriger Stimme. »Meine Kräfte sind erschöpft. Ich kann uns nicht wegbringen.«
    Um uns herrschte die Schwärze der mondlosen Nacht. Am Firmament glänzten als winzige Lichtpunkte die Sterne. Wir waren verloren, nach all den überstandenen Gefahren zum Tod durch Erfrieren verurteilt.
    Plötzlich zerriss ein intensives grünes Leuchten die Dunkelheit.

 
Ein warmes Willkommen
     
    »Wüstenkäfer.« Ohms Zähne schlugen klappernd aufeinander. »Dieser Lichteffekt stammt von Wüstenkäfern.«
    Als würde in der Ferne ein Feuerwerk tiefgrüner Kaskaden gezündet. Nun drangen auch die entfernten Echos leiser Knallgeräusche bis zu uns. Ich erinnerte mich an das, was Ohm mir über die Balz dieser Wüsteninsekten berichtet hatte. Ehe unser Gleiter abstürzte, hatte er gehofft, dieses Schauspiel beobachten zu können.
    Die Lichtspeere durchschnitten die Finsternis, verglühten nur langsam und wurden

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