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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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anzusehen, dass sie für uns alle bald zur Belastung werden würde.
     
     
    Keinen Augenblick lang hatte ich daran geglaubt, dass man uns einen ganzen Tag lang in Ruhe lassen würde. Immer wieder tauchten Wächtertrupps auf, schrien durcheinander und hieben willkürlich auf Wesen jedweder Art und jeglichen Geschlechts ein. Sie durchwühlten das Bettzeug, zerrissen uns die wenige Bekleidung, die wir am Leib trugen. Sie urinierten auf den frisch gekehlten Boden, zerschlugen Betten, setzten eine Kiste mit rasch in dunkle Winkel davonhuschenden Schlangen aus – kurzum: Sie unternahmen alles, damit wir sie zu hassen und zu fürchten lernten.
    Dies ging weit über übliche Schikanen hinaus. Man wollte uns binnen kürzester Zeit alle Illusionen rauben und zu Sklaven formen. Nur wer völlig gebrochen war, würde aufhören, über sein Schicksal nachzudenken, und jedwede Befehle bedingungslos hinnehmen.
    Nun – so weit würde ich es nicht kommen lassen.
    Miguel de Cervantes hätte seine Freude an dir gehabt , mäkelte der Extrasinn. Hat er etwa dich als Vorbild für seinen Don Quixote genommen? Du willst wieder einmal gegen Windmühlen ankämpfen, den großen Helden markieren, das System brechen und eine ganze Welt retten. Ganz abgesehen davon, dass ich in unserer derzeitigen Situation nicht den kleinsten Hoffnungsschimmer ausmachen kann, verlierst du das eigentliche Ziel aus den Augen.
    Die Tyarez. Nein, ich hatte sie nicht vergessen. Doch derzeit schienen sie und der ganze Problemkreis, der mit ihnen zusammenhing, so weit weg, dass ich sie ganz tief in mein Hinterstübchen weggesperrt hatte.
    Trotz des schmerzenden Rückens lief ich während des ganzen Tages auf und ab, sprach meinen Schicksalsgenossen Mut zu und hielt dabei die Augen offen. Ich musste die Alphatierchen unter den Gefangenen aussieben und für meine Pläne begeistern.
    Pläne? Ich wüsste nicht, dass wir welche hätten.
    Wir werden welche haben, davon bin ich überzeugt , gab ich dem Extrasinn zur Antwort. Zuallererst muss ich Genaueres darüber in Erfahrung bringen, was uns eigentlich erwartet.
    Krummperlen, so sagte man mir, entstammten dem Magen einer Tiefwasserpflanze namens Haya , die im Dunkel des ozeanischen Schelfabhangs tierischen Räubern nachsetzte.
    Sie lockte sie mit ihren phosphoreszierenden Algenblättern an, versetzte sie dann mithilfe eines Kontaktgifts in Starre und fraß sie schließlich auf. Dabei lebte sie in seltsamer Symbiose mit einem stachelbewehrten Blähfisch, der sich in der Nähe ihres meist ausgestülpten Verdauungstrakts aufhielt und für die Pflanze Grätenteile in verdauliche Einzelportionen zerbrach.
    »Man kann die Haya nicht züchten«, sagte eine narben-gesichtige Arkonidin, die von Krämpfen geschüttelt wurde. »Sie wehrt sich verbissen dagegen, dass ihr die Krummperlen entnommen werden. Ist es einmal geschafft, so stirbt sie und der Blähfisch mit ihr.«
    »Ihre Ableger lassen sich niemals verpflanzen«, ergänzte ihr Sitznachbar. »Auch die Großkopfeten, die sich mit Forschung und Gentechnik beschäftigen, sind niemals hinter ihre Geheimnisse gekommen.«
    »Hayas sind gewaltige Kämpfer«, ergänzte ein Dritter, »und sie benehmen sich, als besäßen sie einen gut geschmierten Verstand. Den Krummperlen wiederum werden Heilkräfte zugeschrieben, die sie vor allem bei den Blues-Völkern besonders beliebt machen.«
    »Erzählt mir über den Pikast«, forderte ich die jungen Zwillingsmädchen auf, die, obwohl arkonidischstämmiger Herkunft, schwarzes Naturhaar trugen.
    »Während des größten Teils des Jahres bleiben sie in tiefen Gewässern«, sagte jenes Mädchen mit den Schuppenverwachsungen im Gesicht. »Nur bei Vollmond, bei Kirahim , nähern sie sich dem Küstenbereich der alten Städte Somia, Penoin und Zyr.«
    Ihre Schwester, deren Hüfte deformiert war, malte mit ihren Händen seltsame Zeichen in die Luft, wohl Sinnbilder eines archaischen Aberglaubens. »Dann benehmen sie sich wie toll und greifen alles an, was ihnen vor die Flossen kommt. Die Wissenschaftler sagen, dass sie nur dann ihre Atmung auf die verkümmerten Lungen umstellen. Sie pumpen gewaltige Mengen Sauerstoff und berauschen sich daran. Während dieser Tage des Vollmonds pflanzen sie sich fort und können – wenn man den richtigen Moment erwischt – getötet werden.«
    Kirahim. Vollmond.
    Ich hatte die Informationen in meinem Dossier noch an Bord der REVENGE überflogen. Niemals hätte ich gedacht, dass ein derartiges Naturschauspiel

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