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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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alle spürten plötzlich, was möglich war, wenn die einzelnen Zahnrädchen ineinander griffen.
    Ich huschte von einer Ecke zur anderen, fluchte, schimpfte, brachte manchem meiner Lagergenossen Handgriffe bei, die er niemals zuvor getätigt hatte.
    Noch fünf Minuten, die Arbeit war fast erledigt. Die Begeisterung wuchs. So sehr, dass ich sie bremsen musste. Nichts und niemand würde unseren Sklaventreiber davon abhalten, Peitschenhiebe auszuteilen. Es kam lediglich darauf an, seinen Zorn zu ventilieren.
    Die Stunde war um. Wir bezogen unsere Plätze, ordneten ein letztes Mal die Betten, stellten uns vor ihnen hin.
    Das Tor öffnete sich.
    Totenstille.
    Der Peitschenschwinger trat herein, gefolgt von weiteren Wächtern. Mit dem Griff seiner Rute schlug er auf die offene Fläche der anderen Hand, immer und immer wieder.
    Grenzenlose Überraschung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Wahrscheinlich wurde er das erste Mal damit konfrontiert, dass seine Forderungen etwas anderes als Angst oder Panik ausgelöst hatten.
    »Nicht schlecht«, murmelte er, »nicht schlecht. Vielleicht seid ihr ja doch für etwas zu gebrauchen.« Er war die gesamte Länge der Baracke abmarschiert, kam nun wieder zurück. Ich sah ihm an, wie sehr es in ihm kochte. »Wo ist der Lagerrat?«, fragte er schließlich.
    Ich trat vor, brüllte ein lautes »Hier!«.
    Er kam zu mir. Musterte mich von oben bis unten. Er reichte mir gerade mal bis zur Kinnspitze. Sein Haupthaar war ausgedünnt, die Pupillen seiner Augen verengt. Wahrscheinlich betäubte er sein erbärmliches Leben mit irgendwelchen Drogen.
    »Ich wollte nicht nur eine Ansprechperson haben«, sagte er leise. »Der Verschleiß an organischem Material in dieser Gegend ist relativ hoch.«
    »Wir konnten keine Einigung erzielen«, murmelte ich mit gespielter Betroffenheit. »Offen gesagt fand sich niemand außer mir, der sich diese Aufgabe zutraute.«
    »Und du bist also der Einzige, der sich für mutig genug hält, um Ezio in die Augen zu blicken?«
    Ezio hieß er also.
    »So ist es.«
    »Du willst dich mit mir messen, du Menschenschwein?« Er schlug zu, so plötzlich, dass selbst ich beinahe überrascht wurde, zu meinem Glück nur mit dem Stiel der Neuropeitsche. Ich ging mit dem Hieb mit, wich zur Seite, wandte Ezio den Rücken zu und ließ mich mit einem Schrei zu Boden gleiten.
    »Du meinst, mir gleich zu sein? Auf ein und derselben Ebene mit mir verhandeln zu dürfen? Dir werd ich geben …« Er prügelte mich, immer wieder, immer heftiger.
    Ich deckte Brust und Gesicht ab und bot Ezio lediglich meinen Rücken als Ziel seines Zorns an. Dabei wälzte ich mich von einer Seite zur anderen, schrie und jammerte, während sich mein verlottertes Oberhemd endgültig zerlegte. Ich fühlte, wie sich Blut über meiner Kehrseite verteilte.
    Zehn Schläge mit der auf »Schwach« eingestellten Neuropeitsche.
    Dann hob er mich brutal auf die Beine und sah mich an. Seine Nasenöffnungen gingen wie die Nüstern eines wütenden Raubtieres auf und zu, immer wieder.
    Ich hatte mir während des Sturzes die Lippe blutig gebissen. Nun hielt ich die Augen schreckhaft weit geöffnet, wimmerte und zitterte, während ich so tat, als könnte ich mich nicht mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten.
    »Wenn du das überlebst, Kerl«, sagte Ezio, »wirst du mir morgen früh drei weitere Lagerräte nennen. Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte schwach, er ließ mich los. Ich drehte den Kopf beiseite und fiel schwer zu Boden.
    Ezio verlor augenblicklich jegliches Interesse an mir. Er marschierte davon, der kleine Tross der Wachen hinter ihm her.
    Ich wartete mehrere Minuten, nachdem das Tor von außen geschlossen worden war. Dann richtete ich mich auf, zog mir die Fetzen des Hemdes endgültig vom Leib und ließ mich verbinden. Manche der Schläge hatten lange Striemen auf meiner Haut hinterlassen.
    »Das war ein großartiges Schauspiel!«, spendete mir jener Springer Beifall, der mir noch vor einer Stunde erklärt hatte, dass wir die Schwachen opfern mussten, um die Starken möglichst lange am Leben zu erhalten. Am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt, als er mich umarmte.
    Ich beobachtete die Schwangere. Hatte ich gehofft, dass sie nun mehr Vertrauen in mich zeigen würde, so wurde ich enttäuscht. Sie trug zwar ihren Teil zum im Entstehen begriffenen Gruppengefühl bei, hielt sich dabei aber stets im Hintergrund. Auch wurde sie von den meisten anderen Lagerinsassen geschnitten. Schließlich war ihr allzu deutlich

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