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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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schätzte, dass es mindestens doppelt so viel Gefangene werden würden, bis die Baracken gefüllt waren.
    Zwanzig Meter vor mir hatte die Hochschwangere größte Mühe, sich im Gedränge durchzusetzen. Sie wurde auf eines der äußeren Gebäude zugetrieben. Ich arbeitete mit härtester Ellbogentechnik, um ihr gegen den Strom anderer Gefangener folgen zu können.
    Im Inneren jener Halle, in der ich mich schließlich wiederfand, reihte sich Liegestatt an Liegestatt. Unter den Matratzen zeigten sich hölzerne Sparren, die die Rahmen notdürftig zusammenhielten. Auf den Nachtkästchen waren verschlissene Laken und Bettzeug aufgetürmt. Sand reichte bis weit ins Innere des Gebäudes. Die Netze weißgliedriger Spinnen flatterten im Wind. Aus einer offen angebrachten Wasserleitung tröpfelte in Kopfhöhe trübes Wasser. Die Latrinen waren in einem miserablen Zustand, wie der Geruch, der von dort zu uns herwehte, bewies.
    »In einer Stunde komme ich wieder!«, rief unser Freund mit der Neuropeitsche. Der Arkonide fuhr mit der Hand durch sein spärliches Haar. »Bis dahin ist das Gebäude vom Sand befreit, sind die Betten bezogen und ist ein Lagerrat gewählt, der meine Befehle entgegennimmt. Solltet ihr Lahmärsche innerhalb dieser großzügig bemessenen Zeitspanne nicht zurechtkommen, suche ich mir drei von euch aus, die es mit meinem Freund Oskar zu tun bekommen.« Er lachte laut und kurz und schwang seine Peitsche durch die Luft. »Ihr kennt Oskar nicht? Seht ihn euch an! Ich habe ihn nach einem Terraner benannt, den ich mit einem Hieb in zwei Hälften gespalten habe.«
    Er zog durch und ließ »Oskar« durch die Luft schnalzen. Neuerlich sprühten Funken. Eine lange Spur zog sich über die Plastdecke dort, wo er getroffen hatte. Sand und Plastikgranulat regneten auf uns herab.
    »Eine Stunde. Keinen Augenblick länger.«
    Er verließ die Baracke und ließ das einzige Tor hinter sich zuschnappen. Trübes Licht fiel durch wenige Oberlichter in die Halle.
    Das alles ist unmöglich in einer Stunde zu schaffen! , meinte der Extrasinn leidenschaftslos. Sieh dir bloß diese willenlosen Gestalten an.
    Ich kümmerte mich nicht um die Vorbehalte des Logiksektors. Ich benötigte niemanden, der mir sagte, was möglich war und was nicht.
    »Wir teilen uns die Arbeit!«, rief ich durch den Raum. »Ein Trupp reinigt die Baracke, der andere richtet die Betten her.«
    »Was hast du hier zu befehlen, Fettwanst?« Ein rothaariger Mann mit starker Gesichtsbehaarung, wahrscheinlich ein Springer, fauchte mich an. »Der Sklaventreiber sucht einen Vorwand, um Blut fließen zu sehen. Was wir auch immer unternehmen – er wird ein paar Schuldige finden. Wir suchen uns ein paar der Schwächeren aus und schieben sie in den Vordergrund, damit es sie zuerst erwischt.«
    Ich trat auf ihn zu, zog ihn an den Haaren zu Boden und versetzte ihm einen heftigen Tritt. Sein Gesicht flog beiseite; Blut tropfte zu Boden. »So, wie ich das sehe, zählst du nun zu den Schwächeren. Sollen wir dich also mit Oskar Bekanntschaft schließen lassen?«
    Ein paar der Frauen und Männer lachten nervös. Die meisten jedoch schwiegen. Ich hatte zumindest ihre Aufmerksamkeit gewonnen und vielleicht auch ihren Respekt. Und das in Rekordzeit.
    »Dort hinten lehnen die Statikbesen, Schaufeln und die Gleitbehälter.« Ich deutete auf jene Mitgefangenen, die sich an der rechten Seite der Baracke aufgereiht hatten. »Ihr fangt augenblicklich mit dem Kehren an. Von hinten nach vorne. Die Betten und Kästen werden angehoben, Matratzen und Bettzeug von einem weiteren Arbeitstrupp kräftig ausgeschüttelt. Sobald der Kehrtrupp vorbei ist, werden die Betten bezogen.«
    Zögernd setzten sich die ersten Arkoniden, Terraner, Rumaler und Blues in Bewegung. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich mit Interesse, dass sich die schwangere Frau in eine der vordersten Reihen der Arbeitswilligen eingliederte. Weitere folgten ihr, und als ich selbst bei den schwersten Handgriffen mit anpackte, übertrug sich endlich meine deutlich zur Schau gestellte Willenskraft auf sie.
    Die Arbeitsteilung funktionierte anfänglich mehr schlecht als recht. Die Männer und Frauen kamen sich immer wieder in die Quere. Mehrmals musste ich mir in Erinnerung rufen, mit wem ich es zu tun hatte. Mit einfachen Leuten, die das Schicksal hierher verschlagen hatte und die keineswegs darauf vorbereitet gewesen waren.
    Eine halbe Stunde verging, erst ein Drittel der Arbeit war getan. Aber neuer Mut erfasste die Gefangenen. Sie

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