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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sein – Ylve war immer noch eine Arkonidin.
    Die Morgensonne warf kraftlose Strahlen über das Meer. Kira, der Mond, bestimmte den Himmel. Er wirkte heute so groß und so nahe, als würde er jeden Moment auf uns herabstürzen.
    Gewaltige Wassermassen leckten über die grauen Mauern der drei Alten Städte. Gischtende Brecher stiegen hoch und höher, wuchsen über Minuten hinweg an, entwickelten dabei einen gurgelnden Ton, der meinen Körper zum Vibrieren brachte.
    Auch den Gleiterpiloten war sichtlich mulmig zumute. Sie mussten zwischen den Wellenbergen hinabmanövrieren, um uns einigermaßen sicher ins Wasser zu bringen. Die Gebirge aus Wasser mochten in einem Abstand von einem Kilometer oder mehr herannahen – die Geschwindigkeit, mit der sie reisten, wirkte erschreckend.
    Die miserablen Schutzanzüge, die uns zur Verfügung standen, würden dem Druck und der Gewalt zusammenfallender Riesenwellen keinesfalls widerstehen. Wenn die Welle gegen die Steinwände prallte, mussten wir uns bereits tief im Wasser befinden.
    »Jetzt!«, brüllte einer unserer Peiniger.
    »Nein«, antwortete ich, »noch nicht! Es ist zu früh!«
    Der Wächter duldete keinen Widerspruch. Zornig zielte er mit dem Kolben seiner Waffe gegen mein Gesicht. Ich wich in der Enge des Gleiters aus, so gut ich konnte. Der Kolben streifte über die Kante des Schutzanzugs und meine Schläfe, schürfte mir die Haut auf. Es war mir egal; ich musste Zeit gewinnen. Wenige Sekunden entschieden über das Wohl und Wehe meiner Leute.
    Ich stolperte, ließ mich zu Boden fallen, versperrte den Ausstieg und zählte bis zehn, bis ich meine angebliche Benommenheit abgeschüttelt hatte.
    »Du springst jetzt, du stinkendes Aas!«, brüllte der Schläger mit entsicherter Waffe.
    Ich blickte mich um. Links und rechts vom Gleiter erhoben sich Wellenberge von apokalyptischen Ausmaßen. Sie verdunkelten allmählich die Sicht auf alles andere.
    Lediglich in weiter Ferne konnte ich ein Stück der Steinmauer erahnen, auf der sich weitere Aizela-Schriftsymbole befanden.
    Ja, dies war der richtige Moment. Ich ließ mich aus dem Fluggleiter rollen, schob den Helm in die Halsnabe und erwartete den Aufprall auf das relativ ruhige Wasser.
    Ich durchbrach die Oberfläche. Augenblicklich startete ich die Steuerungsmotoren und drängte weiter nach unten, zwischen den unsichtbaren Wellenfüßen hinab.
    Eine Art Ruhepol existierte hier, der dem Auge eines Hurrikans ähnelte. Ich und meine Partner mussten dieses überlebenswichtige »Vakuum« zwischen den einzelnen Wellenbergen nutzen, um den Grund des Ozeans rechtzeitig zu erreichen.
    Ich wartete in einer Tiefe von etwa zehn Metern, winkte und trieb meine Leute an mir vorbei; dann tauchte ich hinter ihnen hinab, so schnell es meine Schubdüsen zuließen.
    Ein vernarbter Körper wurde für wenige Momente von einem Scheinwerferkegel erfasst. Links von uns und vielleicht nochmals zwanzig Meter tiefer trieb er dahin. Lediglich Teile seines gewaltigen Körpers wurden sichtbar. Er schien zu verharren, als warte er auf etwas.
    Auf uns?
    »Ein Pikast!«, rief eine Frau panisch über Funk.
    »Ruhig bleiben!«, mahnte ich. »Er hat kein Interesse an uns. Seht doch, wie er atmet; offenbar stellt er gerade seine Atmung von Kiemen auf Lunge um. Wir haben keine Zeit, ihm auszuweichen. Wir müssen so schnell wie möglich runter zum Meeresgrund, sonst erwischen uns die Wellen.«
    Ich schob mich zwischen meine Begleiter, winkte ihnen, mir zu folgen. Für einen Moment schien es, als würden sie mir nicht vertrauen. Endlich folgten sie und ließen sich so wie ich unter höchstem Energieeinsatz in das dunkle Ungewisse hinabsteuern. Immer stärker rissen und zerrten Strömungen an mir. So gut wie möglich passte ich mich den unsichtbaren Gewalten an.
    80 Meter Tiefe. Dann 90. Schließlich 100.
    Von Riffkristallen überbackener Boden tauchte vor mir auf.
    Ich sichtete einen schrägen Kamin, eine Art Hohlraum. Mein Scheinwerfer zeichnete schillernde Reflexe. Der relative Schutz dieses Lochs hatte Tausende Tiefseefische angezogen. »Dorthin!«, rief ich und steuerte auf den Eingang zu. Kaum noch kamen meine Energiepaks gegen die Gewalten an, die die weit über uns zusammenbrechenden Wellenberge auslösten. Ich fuchtelte mit den Händen umher, vertrieb einer Teil der abstrus geformten Fische, zwängte mich an anderen vorbei. Hinein ins Dunkel der Höhle, meine Gefährten knapp hinter mir wissend. Ylve und ihr Begleiter staksten im Marschbot durch den Eingang.

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