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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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von einem elektrostatischen Gegenstand angezogen wurde. Weihnachten, das Fest der Einheit, stand damals vor der Tür, daran erinnerte sich Derius noch genau. Wie immer hatte es zu dieser Jahreszeit in Genzez geregnet. Die Union verzichtete generell auf jegliche Wetterbeeinflussung, wie dies auf Terra und den Arkonplaneten und vielen anderen degenerierten Welten üblich war.
    3092 …
    Derius war mal wieder an einem Punkt völliger Hoffnungslosigkeit angelangt.
    Es waren im Prinzip die altbekannten Fragen, die ihn quälten: Wer bin ich? Wo komme ich her? Wohin gehe ich?
    Auf sich gemünzt, fügte er noch ein paar hinzu: Was sollte das alles? Wofür plagte er sich den lieben langen Tag? Wofür strengte er sich an, wenn am Ende doch nur das verherrlichte Getue herauskam, was die Union als höchste Ideale ihrer zentralgalaktischen Bürger verkündete?
    Es sind doch alles nur hohle Phrasen , dachte er in jenem Dezember, als er an dem regnerischen Tag nach einer langen und deprimierenden Büroschicht in der Raumhafenkneipe gelandet war, mit dem festen Vorsatz, seinen Kummer gehörig runterzuspülen; auch damals waren die Parolen über die TriVid-Schirme geflimmert, die in einer Reihe über dem Tresen der langen Bar hingen. Nach jedem Werbeclip folgte einer dieser verlogenen und verhassten Motivationssprüche, eingerahmt von donnernden Fanfaren und intoniert von einschmeichelnden Mädchenstimmen.
    Gong. Fanfare. »Auch Sie, Bürger, auch Sie, Bürgerin, tragen mit jedem Atemzug dazu bei, dass es uns allen besser und besser ergeht. Die Union ist mächtig, die Union ist stark, weil STÄRKE DURCH MACHT unsere Bestimmung ist.« Fanfare. Gong.
    Ja, genau. Und was war mit denen, die keinerlei Macht besaßen, die, wie Derius, tun mussten, was man ihnen sagte? Die Antwort war simpel – sie blieben schwach. Weil ihre ganze Kraft von der Union vereinnahmt, geradezu verschlungen wurde. Sie blieben klein und unbedeutend, wie sein Vater, wie seine Mutter, wie er selbst.
    Früher, als Kind, hatte Derius Manitzke noch anders empfunden. In der Schule berichteten die Lehrkräfte nur das Beste vom Besten über die Zentralgalaktische Union. Es war eine außerordentliche Ehre, ein Privileg, auf Rudyn geboren zu sein, dem zentralen Planeten eines mächtigen Sternenreichs, dem 288 weitere Planeten Untertan und zu Tribut verpflichtet waren.
    Der erste Satz, die er schreiben lernte, lautete: Die ZGU, das bist du. Heute wurde ihm übel, sobald er sich nur daran erinnerte.
    Was waren seit seinen Kindertagen nicht schon alles für Sprüche gekommen, die den Bürgern unentwegt auf Hololeuchtschriften, in den TriVids, im Hearas-Netz und selbst auf den Rückenteilen der Kleidungsstücke ziviler Beamter begegneten, die ihnen rund um die Uhr förmlich eingehämmert wurden?
    Deine größte Freiheit liegt darin, dich dem Ganzen ganz und gar anzuvertrauen.
    Wenn du die Union liebst, dann liebt auch dich die Union.
    Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir alle zusammen.
    Wir müssen geduldig sein, dann dauert es nicht mehr lang.
    »Die Union will nur dein Bestes, Junge.« Wie aus weiter Ferne hörte Derius die Stimme seines Vaters in seinen Gedanken widerhallen.
    Sein Vater, Gregor Manitzke – schon Derius’ früheste Erinnerung zeigte ihn ihm als einen hageren, selten lächelnden Mann in der strengen grauen Uniform der Unionsflotte. Über dem Herzen prangten in einem Kreis die weinroten, ineinander verschnörkelten Buchstaben ZGU.
    Eine Weile hatte Derius angenommen, sein Vater flöge morgens hinaus in die Weiten des Alls, rettete unzählige Intelligenzwesen und erlebte tausenderlei Abenteuer am Rande der Unendlichkeit, ehe er am Abend heimkehrte.
    Stolz auf diesen Vater erfüllte seine Brust so sehr, dass er glaubte, beinahe platzen zu müssen vor Glück. Im Kinderhort berichtete er seinen Spielgefährten über die väterlichen Heldentaten. Und Derius sonnte sich in der Bewunderung, die ihm die anderen Kinder entgegenbrachten. Deren Väter waren bestenfalls Administrale und meistens nur mit Kontrollaufgaben versehene Werktätige.
    Bis Derius mit fünf oder sechs erstmals mitbekam, dass Gregor Manitzke auf dem militärischen Abschnitt des Raumhafen Moltovs lediglich einfachen Bodendienst verrichtete, als Logistiker im Flottennachschub. Ein paar Kollegen von ihm waren eines Tages zu Besuch, und während sich die Erwachsenen zwanglos unterhielten, verstand Derius plötzlich, dass er einer Illusion aufgesessen war.
    Als die Gäste fort waren, erlitt

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