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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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Schottrahmen und schob eine schwebende, halbmeterbreite Trageplatte vor sich her.
    »Die Frau zuerst«, sagte ich. Ich legte mir den Zellaktivator wieder um. Gemeinsam hoben wir Neife Varidis so vorsichtig wie möglich an und legten sie auf die Trage. Die Geheimdienstchefin hatte das Bewusstsein verloren. Als wir sie berührten, stöhnte sie, erwachte aber nicht. »In mein Quartier«, ordnete die Pilotin an.
    Archotique schob die Plattform aus dem Segment-Container.
    »Ich kann selbst gehen«, widersprach Musek, als ich ihn um etwas Geduld bat. »Wenn Sie mir nur Ihren Arm reichen wollen, Lor… Koramal.«
    »Kommen Sie, Mr. Musek.« Ich legte mir seinen Arm um die Schulter und geleitete ihn zur Schleuse.
    »Einen Moment! Werden Sie uns melden?«, hakte Trilith nach.
    Patty Ochomsova drehte sich langsam zu ihr um. »Sehe ich so aus? Ich meine, sehe ich so aus, als wollte ich mir den Folienkram wirklich antun? Ich bin eine Müllfrau, Süße. Die sind da oben ohnehin davon überzeugt, dass ich Dreck am Stecken habe. Ich soll mir tausendundeine eidesstattliche Versicherung in einundzwanzigfacher Vervielfältigung notariell beglaubigen lassen? Nur um sauber dazustehen? Nur um zu beweisen, dass ich mit eurer gequirlten Scheißspionage nichts zu tun habe? Nur damit ich meinen Gulmendreckjob behalte?« Damit rauschte sie erhobenen Hauptes aus der Schleuse und an mir und Musek vorbei.
    Ich musste unwillkürlich schmunzeln. Trilith hatte Patty in ihrer Underdog-Ehre verletzt.
    Trilith verließ als letzte den Container in der ihr eigenen, lauernden Gangart; es sah nicht nur so aus, als wolle sie unseren Rückzug decken.
    Ihre hellroten Augen loderten, als sie zu mir und dem nur langsam vorankommenden Musek aufschloss. Doch sie enthielt sich eines Kommentars.
    Die Doppelschleuse fuhr zischend zu. So schnell es ging, suchten wir das Quartier der Pilotin auf.
     
     
     
    Derius Manitzke; Vergangenheit
     
    »Fertig. Du kannst ihn ab sofort einschalten.« Dr. Vitali Vagansk hielt die Hände in ein Sterilisierfeld und nickte seinem Patienten aufmunternd zu.
    Der Mediziner, ein fast fünfzigjähriger Mann, war dank eines immensen täglichen sportlichen Programms durchtrainiert und athletisch. Er hatte zudem nie seinen jugendlichen Charme verloren – selbst Pessimisten schätzen ihn auf höchstens dreißig. Vitali Vagansk weckte ohne Zweifel Begehrlichkeiten bei Frauen aller Altersgruppen: Er sah mit seinen 192 Zentimetern, dem markant-männlichen Gesicht mit den tiefblauen Augen und seiner immer gebräunten Haut überaus attraktiv aus. Vitali galt als Frauenheld. Die gebrochenen Herzen des weiblichen medizinischen Personals des Urdhana-Großklinikums hätten, wären sie gesammelt und ausgestellt worden, mit Leichtigkeit einen kleineren Saal mit doppeltürigen Vitrinen gefüllt.
    Derius Manitzke, vom Typ her das genaue Gegenteil, erhob sich langsam von der Untersuchungsliege, schwang die Beine über den Rand und richtete sich in eine sitzende Haltung auf. Er war um einen Kopf kleiner als der Arzt, schmächtig und wirkte ungelenk. Im Gegensatz zur vollen und lockigen schwarzen Haarpracht des Doktors waren Manitzkes Haare dünn, glatt, von einer undefinierbaren Farbe zwischen braun und dunkelblond, und bildeten so die perfekte Ergänzung zu seinem nichtssagenden Gesicht. Derius Manitzke war ein Mann, der in der Menge unterging.
    Die beiden ungleichen Freunde hatten einander beim Studium an der Suniastra kennen gelernt, dem Universitätszentrum am Nordrand der rudynischen Metropole Genzez.
    Nun war der große Moment also gekommen.
    Es war soweit.
    Er war soweit.
    Derius blinzelte im Licht der hellen Lampen.
    Zehn Jahre harter, heimlicher und oft entnervender Arbeit lagen hinter Derius und seinem Freund Vitali. Immer wieder hatte er sich im Laufe der Zeit vorzustellen versucht, wie es sein würde, wenn der Tag endlich da wäre, an dem er ihn aktivieren würde.
    Heute war dieser Tag.
    Sicher, es hatte Testläufe gegeben. Simulationen, die im Prinzip zeigten, wie es funktionierte; aber alle hatten an Modellen stattgefunden, an Dutzenden von Medodummies oder virtuell in ihrem Laborrechner, und eben ohne die mikro-hypertoyktische Humanverzahnung, auf die es letztlich ankam.
    Zehn Jahre zuvor. Bei Ephangs Schatten, was für eine lange Zeit …
     
     
    Zuerst war es ein Witz gewesen, eine Schnapsidee, geboren beim sechsten oder siebten Glas Whiskey in einer der Kneipen, die sich rund um den Raumhafen Moltov Port gruppierten wie Staub, der

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