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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Melancholie spürten wir beide, und manchmal dachte ich, dies wäre das eigentliche Geheimnis unserer Beziehung. Ich stand auf und holte die Flasche aus dem Kühlbehälter.
    »Dieser edle Schaumwein«, flüsterte sie und richtete sich auf, »ist für mich das Symbol für ein Leben ohne ernsthafte Verpflichtungen, ohne Verantwortung für allzu viele Dinge.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich in einem Holovid-Empfänger auf dem Schreibtisch das rote Flackern einer Diode. Ich ignorierte das Signal und wartete, bis sich der Schaum in den Gläsern gesetzt hatte. Leise sagte ich: »Du hast Recht. Aber keiner von uns wird diese Verantwortung freiwillig abgeben.«
    »Manchmal wundere ich mich«, sagte Decaree und strich ihr schweißnasses Haar glatt, »dass du, so alt und so erfahren, sozusagen noch immer an der vordersten Front kämpfst.«
    Ich zuckte mit den Schultern und antwortete nach kurzem Nachdenken: »Ich hatte meist keine Wahl.« Nachdem wir uns geküsst hatten, setzte ich hinzu: »Außerdem wäre mir mein Leben ziemlich schnell langweilig geworden.«
    »Im Augenblick ist es recht spannend und vielversprechend«, murmelte sie, setzte das Glas ab und legte ihre Arme um meine Schultern. Ich schob den hinderlichen Zellaktivator auf den Rücken und zwang mich, das aufgeregt blinkende Signal nicht zu beachten.
    Zwei Stunden später, als Decaree schlief, ging ich auf Zehenspitzen zum Schreibtisch. Die drei Handbreit dicke Platte war aus dem schwarzschimmernden Gestein geschnitten worden, aus dem auch der Asteroid bestand. Mit abgerundeten Kanten und poliert ruhte der tonnenschwere Stein auf zwei Arkonstahlzylindern.
    Ich aktivierte den Bildschirm des Receivers und las den entschlüsselten Text: Dringend. Privat. Spezialcode: Homer G. Adams in Terrania City, GCC-Headoffice, wünscht dringend mit LA Atlan zu sprechen. Er bittet, ihn umgehend zu kpntaktieren.
    Der Chef der General Cosmic Company also. Adams, der Bucklige mit dem großen Kopf, das Finanzgenie des Imperiums. Etwa die Hälfte der Gelder, die der genialische Halbmutant mit seiner Organisation erwirtschaftete, gingen an die USO. Ich grinste und dachte daran, dass er indirekt auch unseren Champagner finanziert hatte. Ein Blick auf die Leuchtziffern der Uhr zeigte: vier Uhr morgens in Quinto-Center. Ich verzichtete darauf, nachrechnen zu lassen, wie spät es jetzt in Terrania City sein mochte und sagte so leise wie möglich: »Nachrichtenabteilung, bitte.«
    Meine Informationen sagten aus, dass Perry Rhodan, Reginald Bull und Julian Tifflor sich derzeit nicht auf Terra aufhielten. Das Gesicht Hoya Kisdos, des Chefs der heutigen Nachtschicht, erschien in den Farbwirbeln des Holovid.
    »Sir?«, sagte er und hob fragend die Brauen. »Handelt es sich um den Anruf von Homer Adams?«
    »Genau um diesen«, erwiderte ich und beugte mich vor, um leiser reden zu können. »Ist es eine Botschaft, oder möchte er mit mir nur über das Wetter in Terrania sprechen?«
    »Er will eine Direktverbindung und bittet dringend, ihn zu jeder Zeit zurückzurufen, ohne Rücksicht darauf, ihn zu wecken.«
    »Also – wecken Sie ihn. Ich warte.«
    »Sofort, Sir.« Er verschwand aus dem Holo, und ich hörte ihn im Hintergrund reden. Was wollte Adams von mir? Ging es um etwas Persönliches oder brauchte er die Hilfe der USO? Ich schlüpfte in den weichen Morgenmantel und wartete geduldig. Nach etwa zehn Minuten, einigen kurzen Unterbrechungen von Umschaltungen und den mehrfach getätigten positronischen Kodierungen und Chiffrierungen der Hypersendung sowie deren endgültigen Umsetzung in der Center-Dechiffrierzentrale zeigte sich Adams’ charakteristischer Kopf mit dem schütteren Blondhaar und dem vagen Blick aus blassgrauen, großen Augen.
    »Ich grüße dich, Atlan«, sagte er und strich die linke Braue glatt. »Danke, dass du so schnell Zeit für mich gefunden hast.«
    »Für dich, Homer, jederzeit und gern«, antwortete ich wahrheitsgetreu. »Bei welchen Sorgen kann ich dir helfen?«
    Der älteste noch lebende Terraner, Halbmutant und Aktivatorträger , flüsterte der Extrasinn, überflüssigerweise.
    Adams hob die Hand, als wolle er mit kurzen, dicken Fingern winken oder auf sich aufmerksam machen.
    »Ich brauche deine Hilfe in einer wichtigen, schwierigen Sache. Sonst hätte ich nicht angerufen. Galbraith Deightons Leute helfen mir zwar, aber er selbst ist verhindert. Von den Mutanten weilt auch keiner auf Terra. Aber du, mit deiner Erfahrung, du könntest mir helfen. Hast du

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