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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Stelle bin ich umgekehrt. Ich hab gerechnet, gepeilt, nachgedacht – irgendwo dahinter ist Hades 4. Das Flussbett, in dem ich den Sarkophag gefunden habe. Wollen wir uns über diesen See wagen?«
    Wir sammelten uns. Rationen und gekühlte Getränke in Dosen wurden ausgeteilt. Die ölig anmutende Oberfläche des Sees – er war vielleicht 100 Meter breit und länger als 200 Meter – schluckte das Licht unserer Scheinwerfer. Es hätte mich nicht gewundert, wenn aus diesem Gewässer röhrende Saurier oder Urzeithaie aufgetaucht wären.
    »Mit den Antigravtriebwerken und großer Vorsicht«, empfahl ich. »Wissen Sie, aus welcher Art Flüssigkeit dieser finstere Swimmingpool besteht?«
    Tristan schüttelte schweigend den Kopf.
    Ich verzichtete darauf, meinen Finger einzutauchen und den Geschmack zu prüfen.
    Ich schaute inn Nachims schmutziges Gesicht und fragte leise: »Riskieren wir’s?«
    »Zurück, wenn’s zu gefährlich wird?«
    »Selbstverständlich, Spezialist.«
    Unsere Scheinwerfer enthüllten in der starren Fläche des Sees einzelne Formen, die wie bizarre Statuen ebenso reglos aus der Flüssigkeit aufragten. Ich zählte in unserer unmittelbaren Nähe allein zwei Dutzend. Inzwischen hatte ich es aufgegeben, über den ehemaligen Zweck all dieser unterirdischen Großanlagen nachzudenken; es machte keinen Sinn. Die »Statuen« oder Gruppen von Figuren, ebenso schwarz wie der See, waren allesamt kaum größer als doppelt mannsgroß. Ich hob den Arm, legte demonstrativ meine Hand auf den Kolben des Desintegrators und murmelte: »Auf alle Fälle, Nachim, schussbereit, ja?«
    »Mit Vergnügen«, antwortete er, hustete und spuckte aus.
    Der USO-Spezialist bewegte die Steuerung des Triebwerks und schwebte zwei Meter in die Höhe. Ich folgte ihm, als er, von einem halben Dutzend Scheinwerferstrahlen begleitet, geradeaus flog. Als wir uns der ersten Statuengruppe näherten, begannen unerwartete Vorgänge anzulaufen. Dutzende Stellen dieser undeutlichen Formen leuchteten wie Eulenaugen auf. Fadendünne Laserstrahlen zuckten nach allen Seiten. Sie trafen irgendwo auf Spiegel, wurden reflektiert, in wahnwitzige Spektren zerlegt, blitzten in kaum nachvollziehbaren Intervallen, änderten ihre Farben. Aus unsichtbaren Schallquellen zwitscherten obendrein kryptische Vogelstimmen, drang Froschgequake und schrilles Schnattern aus allen Richtungen an unsere Ohren.
    Plötzlich erklang zwischen Trommelschlägen und Fanfarenstößen eine donnernde, künstlich erzeugte Stimme: »Ich … kenne … alle … Ratten … und Geckorats beider Ufer … und jage sie … bis sie … ausgestorben … sind.«
    »Wahnsinn!«, ächzte ich und schwebte an Nachims Seite, die Waffe in der behandschuhten Rechten, durch das optische und akustische Chaos.
    Dann brüllte ich: »Wir sind keine Ratten. Flar! Aktiviere die verdammten Robots und schick sie hinter uns her! Alle Scheinwerfer an!«
    »Verstanden, Chef! Sofort!«
    Wir landeten auf einer kleinen, runden Plattform am Rand der Anlage und warteten. Das Team sammelte sich an der Kante dieses eigentümlichen Sees. Ich vermisste zumindest Reste mächtiger Pumpen und Steuermechanismen, von denen damals die riesigen Wassermengen bewegt worden waren. Aber vielleicht ergab die Suche in den Archiven, die Adams und ich in allen Abteilungen der Stadtverwaltung angeordnet hatten, ein zufriedenstellendes Ergebnis. Der erste Roboter kam in drei Metern Höhe über dem Wasserspiegel auf uns zugeschwebt. Sämtliche Scheinwerfer waren aktiviert. Ihr Licht spiegelte sich in der schwarzen Oberfläche des Sees. In der Lichtflut konnten wir deutlichere Einzelheiten erkennen. Nichts davon stimmte uns zuversichtlich.
    »Ein wahrer Hort der Schönheit«, murmelte ich. »Allein schon deshalb sollte das Stadtviertel samt Gewölbe abgerissen werden.«
    »Ich bin Ihrer Meinung«, antwortete mein Nachbar, ohne den Robot und jene Teile der Unterwelt aus den Augen zu lassen, die dessen Scheinwerfer aus jahrhundertelanger Finsternis rissen. Er lachte rau. »Die MEINLEID-Connection befleißigt sich einer stark abweichenden Meinung.«
    Die Decke gliederte sich in verschieden große Flächen, die tief herunter hingen. Jedes waagrechte Areal war bewachsen. Die Fäden, Bärte und Zöpfe sahen wie bleiche Wurzeln aus, ebenso die Teile, die als reglose Vorhänge herunterhingen. Moos wucherte an Pfeilern und Wänden, an anderen Deckenteilen senkten sich lange Stalaktiten dem Wasser entgegen. Schnüre und Taue aus rätselhaftem Stoff

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