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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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klopfte mit den Handknöcheln, dann mit einem Skalpell dagegen. Die schwachen und die stärkeren Laute bewiesen, dass das Material zwar wie Metall klang, aber nicht besonders dick zu sein schien. Der Salzwassergeruch war vergangen.
    »Nicht schütteln!«, sagte ich leise. »Überlassen Sie mir die Linse?«
    »Gern, Sir. Hier.«
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit nicht auf die sechs Seiten des Würfels, sondern auf die zwölf Kanten, und zwang mich zur Geduld. Langsam führte ich die Linse entlang der Kanten, aber trotz des grellen Lichts und der vielfachen Vergrößerung konnte auch ich weder einen Spalt entdecken, noch einen anderen Hinweis darauf, ob und wie der Würfel zu öffnen war. Ich stand auf, rieb meine tränenden Augen und sagte: »Wenn wir mit Gewalt versuchen, den Würfel zu öffnen, besteht die große Gefahr, den Inhalt teilweise oder ganz zu zerstören. Vielleicht wehrt sich etwas da drinnen, wenn wir die Hülle aufsägen, aufschneiden oder gar mit Ultraschall oder dem Desintegrator vorgehen. Tomografie? Gammastrahlen? Also, was nun …?«
    »Dieser schnurrbärtige Museumskurator, Havedge, vielleicht weiß der einen Rat?«, murmelte Nachim und kratzte sich am Haaransatz. Ich zuckte hilflos mit den Schultern und blickte Nachim an, der seinerseits den Würfel anstarrte, als wollte er ihn beschwören, sich zu öffnen. Wir zermarterten unsere Hirne, um einen Ausweg zu finden. Hartnäckig schwieg der Extrasinn. Mein Minikom summte.
    »Ja? Wo gibt’s Schwierigkeiten?«
    »Im Gegenteil. Mister Loscon und zwei Leibwächter sind mit dem Luxusgleiter angekommen«, meldete der Posten in der Bodenschleuse.
    »Moment«, sagte ich und griff nach den Klemmen, in denen der Würfel langsam rotierte. »Ein Zeichen des Mittagshimmels, Nachim. Delis soll uns zu Havedge begleiten.«
    »Einverstanden. Aber … ich denke an das Feldbett in seinem Büro und die abgewetzte Einrichtung. Meinen Sie, dass er dieses Rätsel lösen kann? Ausgerechnet dieser Mystiker …?«
    Ich nahm die Kassette unter den Arm und murmelte: »Blinde Hühner und nahrhafte Körner, die feinsten Steaks wenig gescheiter Fleischer – wer weiß? Wir haben ja auch die Karte von ihm. Los! Mehr als blamieren können wir uns nicht.«
    Wir verließen mit langen Schritten den Laderaum, schwebten abwärts und begrüßten Loscon und seine Sicherheitskräfte. Auf dem Weg zum Terrania Museum der Unerklärlichen Funde servierte einer der schweigsamen Muskelmänner frische Camána, mit Sahne und uraltem Single Malt.

 
    Kapitel 14
     
    Auch heute war das Museum ohne einen einzigen Besucher. Nur eine riesige Hummel brummte durch die Länge des Ausstellungsraums und prallte gegen das Fenster. Schweigend, wie im Fieber, hörte Cleany Havedge zu, was wir ihm berichteten. Ich gab ihm die Karte der Fundorte zurück. Wie verzückt starrte der Kurator die Kassette an, berauschte sich förmlich an der Art des Auffindens und darüber, dass wir einen zweiten Sarkophag geborgen hatten. Meine Blicke wanderten über die Wände, die Vitrinen, den altersschwachen, unaufgeräumten Schreibtisch und die reichlich obskure Ausstattung des Raums. In einem Regal stand ein ausgestopfter terranischer Hund im Raumanzug, daneben ein Unither, der im Rüssel ein Samuraischwert schwang.
    »Sie sind Spezialist für derlei dubiose Fundstücke«, sagte Nachim leicht genervt. Schweigend standen die Leibwächter an der Tür; Delis las irgendwelche Texte von seinem Handheld ab. Havedges Blicke wanderten von einem seiner Besucher zum anderen, zurück zur Kassette, die auf einem Hocker stand, dann verkroch er sich förmlich in sich selbst, schloss die Augen und atmete schwer. Mich beschlich wieder einmal das Gefühl, einem Scharlatan oder einem Freak aufgesessen zu sein, der sich weit jenseits der Grenzwissenschaften aufhielt.
    »Ich will Sie nicht verärgern, Lordadmiral. Und noch einmal: Tausend Dank für Ihre Sendung aus dem Schiff! Mir kamen die Tränen, als ich Ihre Arbeit las. Aber … mir fällt nur eine Lösung ein.«
    »Wir hören. Unsere Zeit, Kurator, ist angesichts der Umstände einigermaßen kostbar«, mahnte Nachim mit unverkennbar scharfem Unterton. »Wie lautet Ihre pfiffige Lösung.«
    Havedge verfiel plötzlich in die Mimik und den Tonfall eines Schamanen. Seine Stimme sank um eine halbe Oktave. Er beachtete uns nicht, als er zu raunen begann: »Alles, was die Altvorderen verschlossen, können die Nachfahren öffnen. Es war eine Zeit, in der die Sonne Wärme selbst dort spendete, wo

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