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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unverwechselbar machte. Wir sahen Meereswesen mit Flossen und Kiemen, die an Land gegangen waren und sich mit Terranern – Homo sapiens? – paarten, erkannten komplizierte Kopulationen und die Ergebnisse, die Mischwesen waren: Wassermänner, Nixen und Nöcken, insgesamt zwei Dutzend Figurinen. Drei davon schilderten grausame Folterungen und Menschenopfer.
    »Und das alles gehört etwa zur Vergangenheit dieses Planeten?«, fragte Delis Loscon laut. Ich hob die Schultern. Havedge klatschte in die Hände und rief:
    »Selbstverständlich. Das sind alles Gegenstände aus dem Mesolithikum. Fraglos! Kein Zweifel.«
    Ich wandte mich um und ergänzte: »Mesolithikum. Mittelsteinzeit. Von terranischen Forschern festgelegt auf etwa 10.000 bis rund 4500 vor der Zeitenwende, vor Christi Geburt. Vager Beginn der Sesshaftigkeit. Ackerbau und Fischerei, aber dennoch meist Nomadentum von Jägern und Sammlern.«
    »Exakt!«, bestätigte Havedge, dessen Aufregung sich zu steigern schien.
    Loscon pfiff durch die Zähne und grinste anerkennend. In meinem Unterbewusstsein formierten sich jetzt einige Dutzend zentraler Fragen. Doch nicht jetzt! Anderes war wichtiger. Mit einer langen Pinzette zog Havedge eines der Röllchen aus dem Airgel. Eine Frage durchzuckte mich. Airgel im Mesolithikum? Völlig undenkbar. Ebenso Papier oder Papyrus.
    Jetzt hast du deine absolute Sensation, Arkonide! rief mein Extrasinn. Du solltest dich freuen! Aber du wirst ja wieder alles der Prüfung der Wahrscheinlichkeit unterziehen, den einen oder anderen Fehler bemerken und trotzdem die falschen Schlüsse ziehen. Sieh ganz genau hin! Befrage deine Erinnerungen!
    Ich beabsichtigte genau dies zu tun. Behutsam rollte Havedge das erste Papierröllchen auf. Erschrocken mussten wir zusehen, wie die schwarzen Keilschriftzeichen nacheinander verblassten und sich das dünne Material des Blattes in fingerkuppengroße Stücke zersetzte.
    »Luftsauerstoff und Licht«, stöhnte der Kurator und fuhr mit den Fingern durch seinen Bart. »Sie zerstören dieses Papier. Unwiderruflich dahin …«
    Ich wusste, dass ungefähr 3500 vor der Zeitenwende im Land am Hapi oder Nil die Papyrusblätter aus dem Mark der gleichnamigen Pflanze »erfunden« worden waren. Shafadu nannte König Narmer die Schreibblätter. Aber vor uns zerfiel kein Papyrus, auch kein Pergament. Es war etwas anderes, dünn wie Birkenrinde. Das zweite Röllchen schien aus einem anderen Material zu bestehen. Es war dünner und weißer, glänzte und zerfiel nicht. Ganze Kolonnen einer Schrift, die aus längeren und kürzeren Keilen bestand, bedeckten das Blatt. Havedge brachte aus einem Schreibtischfach eine ungeputzte Glasplatte zum Vorschein und legte sie auf das Blatt. Delis, Nachim, die Leibwächter und ich betrachteten die unlesbaren Zeichen.
    »Zehntausend vor Christi«, sagte ich nachdenklich und leise. »Zwei Jahrtausende später fiel ich in meinem Schutzbunker, der Kuppel, in den ersten Tiefschlaf. Ich war dabei, als die alten Rômet – so nannten sich die Ur-Ägypter selbst – das Schreiben lernten, auf Papyrus. Aber die Keilschrift der Babylonier sah anders aus, und diese Art Papier gab es damals an keinem Ort des Planeten. Alles, was ich weiß, ist: Das hier ist nicht auf Larsaf III entstanden.«
    Insgesamt fünf Blätter befanden sich in dem Würfel. Zwei davon zerfielen vor unseren Augen, trotz weiterer Glasscheiben. Drei Stück konnten wir retten. Der Luftsauerstoff beschädigte die vierundzwanzig Figürchen nicht, aber das Airgel löste sich rückstandslos auf.
    Ich setzte hinzu: »Und das weiß ich mit absoluter Sicherheit.«
    »Sie sind der Fachmann für Extraterrestrier, die noch vor den Druuf den Planeten heimgesucht haben sollen«, sagte ich zu Museumsdirektor Havedge, der die Figuren in einer Reihe aufgestellt hatte. »Mein Roboter Rico, der den Planeten beobachtete, während ich schlief, hätte mich geweckt, wenn er eine solche Kultur entdeckt hätte. Hätte. Hat er aber nicht. Ebenso wenig wie ich. Unzerstörbare Folie?«
    Ohne dass wir darüber geredet hatten, würden wir unsere Funde selbstverständlich von Wissenschaftlern untersuchen lassen. Die USO verfügte über ein Heer solcher Berater.
    »Es gibt unzählige Zeichen und Merkwürdigkeiten, die scheinbar isoliert nebeneinander bestehen«, erklärte Havedge stirnrunzelnd. »Manchmal muss man einige miteinander kombinieren. Natürlich braucht es dazu spekulative Intelligenz und einen gehörigen Schuss Fantasie.«
    »Daran sollte es

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