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Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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…«
     
     
    Ein Gleiter der AVIGNON hatte die drei Männer am Rand des Viertels abgesetzt. In Kunshun brodelte der Aufruhr. Tristan führte die Spezialisten über den Dächern der Häuser zu Olgej Zaras Wohnung. Die Tür war verschlossen, ebenso die halb transparenten Glassitplatten ihres winzigen Balkons. Tristan betätigte ein Dutzend Male, zuletzt mit Dauerton, den Türsummer. Niemand öffnete, der winzige Holoschirm blieb leer. »Lassen Sie mich ans Schloss«, brummte Milon Taffy, hantierte mit einem positronischen Kodegeber, und zehn Sekunden später klickte die Verriegelung.
    Tristan stürmte in die Wohnung, sah sich um und rief: »Olgej ist nicht hier. Aber sie hat gearbeitet!«
    Das große Zentralholo arbeitete und zeigte abgehackte Szenenfolgen. Die Kontrollfarbfelder fast aller Nebengeräte blinkten und leuchteten. Eine Dose Energiegetränk stand zwischen den Keyboards und der Halterung des VR-Handschuhs. Eine zweite lag auf dem verwüsteten Teppich und war ausgelaufen. Der alte Ledersessel war um neunzig Grad von der Arbeitsplatte weggeschwenkt. Der Raum stank förmlich nach den Ausdünstungen der positronischen Geräte, die offensichtlich alle mit Hochlast rechneten und speicherten und Energie verbrauchten.
    »Was hat sie gearbeitet? Woran?« Spezialist Taffy, der in einem schnellen Rundgang durch die Wohnung keine relevanten Spuren der Bewohnerin gefunden hatte, betrachtete bewundernd die positronische Ausstattung. »Darf ich?«
    Tristan zuckte mit den Schultern und machte auffordernde Bewegungen. Milon Taffy setzte sich vor die Keyboards, probierte einige Schaltungen und sah, dass die akustische Befehlsannahme aktiviert war. Dann begann er in das winzige Mikrofon zu murmeln, und seine Finger huschten über die Tasten. Ein gestochen scharfer Kartenausschnitt der südlichen Stadtbezirke erschien im Hologramm.
    Von irgendwoher wisperte ein Lautsprecher mit Olgejs Stimme: »Ich arbeite für Greta. Für Anulphe. Sie waren plötzlich da … jeder gehorcht ihnen …«
    In der Karte blinkten verschiedenfarbige Leuchtpunkte.
    Milon sagte kurz: »Ich stelle Kopien her. Das wird den Chef interessieren.«
    Mit sicherem Griff fand er, ohne zu suchen, eine Schublade voller Datenträger und schob einige in die Aufnahmeschlitze. Die folgenden Bilder im Zentralhologramm zeigten gewalttätige und verstörende Vorgänge. Eine Polizeistation brannte, die Löschroboter wurden mit einem Hagel verschiedener Geschosse empfangen. Ein MEINLEID-Kämpfer stellte einen Projektor auf.
    »Ich musste es tun …«, sagte Olgej verzagt.
    Milon begann leise zu fluchen und erklärte: »Sie hat Störprogramme entwickelt und gesendet. Seht euch die Roboter an!«
    Die Maschinen blieben stehen oder führten sinnlose Handlungen aus. Unter dem Geschrei und Jubel der Angreifer brannte die Station aus.
    Übergangslos rief Tristan: »Die Airjet fehlt! Olgej muss mit ihr weggeflogen sein.«
    »Oder Baluchman und Anulphe«, schränkte Connaire ein. Er sprach leise in sein Minikom, während Tristan ratlos in der Wohnung umherlief und Taffy versuchte, herauszufinden, woran Olgej Zara gearbeitet hatte. Die Positroniken arbeiteten summend, das Holo zeigte, wie sich die Kommandos verteilten, nachdem sie von Orloff und Gale ihre Befehle bekommen hatte.
    Die MEINLEID-Aktivisten erhielten ihren nächsten Treffpunkt von Olgej genannt. Greta gab Olgej die genauen Daten durch, den Zeitpunkt, die Plätze und Straßenkreuzungen, und Olgej sendete die Informationen an eine der willkürlich zusammengekommenen Gruppen. Dann erschienen dort entweder Greta oder Simmi und hielten ihre aufpeitschenden Reden.
    Wieder ertönte Olgejs Stimme.
    »Ich fühle mich so schwach, so ausgelaugt. Aber Greta kann niemand widerstehen …«
    Greta, hoch aufgeschossen und keine dreißig Jahre, mit wallendem Blondhaar, war zielbewusst und schien, ebenso wie Simmi, jede noch so winzige Einzelheit des Stadtplans im Kopf zu haben, samt aller denkbarer Verstecke und Fluchtmöglichkeiten. Ihre mitreißende Eloquenz kannte keinen Widerspruch. Die Kunshuner lauschten ergriffen, jubelten ihr zu und rannten davon, um die Anordnungen in Taten umzusetzen.
    Eine andere Bildfolge: Ein Polizeigleiter näherte sich einem Platz, auf dem ungefähr zweihundert Kunshuner, Frauen und Männer jeden Alters, zu einer Rampe hinaufblickten, auf der Simmi Orloff stand und redete. Sein langes blaues Haar flatterte im Wind, seine Augen lagen in tiefen Höhlen. Er trug ein Headset und einen kleinen Verstärker.

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