Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
wir so gut wie keine gesichelten Erkenntnisse haben. Die Folgen wären möglicherweise verheerend, insbesondere in einer politisch so instabilen Galaxis wie der unseren.
Als ich einige Minuten später wieder zu den Versammelten zurückkehrte, spürte ich die vielen erwartungsvollen Blicke, die auf mir ruhten. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. Dann stellte ich mich direkt vor die beiden Sujadin.
»Ich werde wiederkommen«, sagte ich scharf. »Unangekündigt. Und wenn ich das tue, erwarte ich, dass man mir lückenlosen Einblick in alle Datenspeicher und unbeschränkten Zugang zu jedem beliebigen Ort auf diesem Planeten gewährt.«
»Du bist jederzeit herzlich willkommen.« Wie immer übernahm Waheijathiu die Gesprächsführung. »Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass während deines Aufenthalts jedem deiner Wünsche entsprochen wird.«
Ich nickte langsam. Dann trat ich so nahe an den Navigator heran, dass unsere Nasenspitzen kaum mehr als einen halben Meter voneinander entfernt waren.
»Lass mich ehrlich zu dir sein, Waheijathiu«, sagte ich leise. »Ich vertraue dir nicht. Ich bin sicher, dass du und dein Kumpan ein falsches Spiel spielen. Noch weiß ich nicht, was ihr vorhabt, aber ich werde es herausfinden. Wenn du mit den anderen Illochim in Kontakt trittst – und beleidige meine Intelligenz nicht, indem du leugnest, es zu tun – dann sag ihnen, dass die Milchstraße mein Spielplatz ist. Sag ihnen, dass sie sich vorsehen sollen, denn ich werde es nicht dulden, dass auch nur ein einziger weiterer Bewohner dieser Galaxis entführt und versklavt wird. Vielleicht glaubst du, dass das jetzt alles nur eine leere Drohung ist, dass die Illochim den Völkern der Milchstraße überlegen sind und deshalb machen können, was sie wollen. Ich rate dir, es nicht darauf ankommen zu lassen. Du wärst nicht der erste, der diesen Fehler bereut. Ich drohe selten, aber wenn ich es tue, meine ich es ernst.«
»Dein Argwohn macht mich traurig, Atlan, doch ich muss ihn respektieren.« Waheijathiu warf die langen Arme in einer vollendet menschlichen Geste zurück.
»Ich freue mich dennoch auf unsere nächste Begegnung, denn wenn du dann siehst, was wir hier auf Shahimboba erreicht haben, änderst du deine Meinung womöglich. Die Illochim mögen die Öffentlichkeit scheuen, aber sie haben gute Gründe dafür.«
Ich wandte mich wortlos ab und schickte mich an, die Lagerhalle zu verlassen. Auf halbem Weg spürte ich eine Berührung an meiner Schulter. Es war Shareen Deubtar. Ich blieb stehen.
»Ich danke Ihnen, Lordadmiral«, sagte sie leise.
»Und ich wünsche Ihnen viel Glück, Ms. Deubtar.«
»Eine Frage habe ich noch«, sagte sie mit einem Lächeln.
»Nur zu.« Ich lächelte zurück.
»Ist ein Sonnenuntergang am Goshun-See tatsächlich ein Anblick, der die Seele zum Leuchten bringt?«
Ich musste lachen.
»Woher haben Sie das?«
»Von Ihnen«, antwortete die Terranerin. »Sie haben es vor 47 Jahren in einem Interview im SOL Magazine gesagt. Einer der letzten für Bauland Mokos bestimmten Shahms hatte die Ausgabe dabei.«
»Nun«, sagte ich langsam. »In diesem Fall gilt dasselbe wie für die Beurteilung von anderen Menschen: Verlassen Sie sich nicht auf die Aussagen Dritter. Wenn ich das nächste Mal hier bin, werde ich Sie nach Terra mitnehmen, und Sie können sich mit eigenen Augen überzeugen.«
»Ist das ein Rendezvous?«, fragte Shareen keck.
»Darauf können Sie wetten«, antwortete ich grinsend.
Kapitel 36
30. Juni 3103
Atlan
»Du bist sehr schweigsam.«
In der Zentrale der GAHENTEPE herrschte das übliche Halbdunkel. Trilith stand vor der Steuerkonsole und zupfte ab und zu an einer der Quastenschnüre. Auf dem Nebelschirm glitzerten die Sterne der Milchstraße.
Wir waren vor wenigen Stunden von Shahimboba gestartet; ich konnte die Heimkehr kaum noch erwarten. Trilith hatte zugestimmt, mich ins Solsystem zu fliegen. Bevor ich nach Quinto-Center zurückkehrte, wollte ich Homer G. Adams aufsuchen. Mit ihm hatte schließlich vor fast drei Monaten alles begonnen.
»Ich habe über einiges nachzudenken«, sagte Trilith.
»Es tut mir leid, dass unser kleines Abenteuer für dich nicht so erfolgreich verlaufen ist, wie du gehofft hast.«
»Das sagtest du bereits.«
»Was wirst du jetzt tun?«, fragte ich.
»Weitersuchen.« Trilith zuckte die Schultern. »Nach den Hohrugk, nach den Illochim, vor allem aber nach mir selbst.«
»Und du willst es allein tun, nehme ich
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