Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
löste, wie das Fleisch unter der Einwirkung der Flammen verkohlte, wie die Knochen spröde wurden und …
Reiß dich zusammen!
Der scharfe Impuls des Extrasinns brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
»Komm schon!«, schrie ich unbeherrscht und versetzte Trilith zwei schallende Ohrfeigen. »Willst du nach allem, was man dir angetan hat, einfach aufgeben? Willst du, dass alles umsonst war? Wehr dich endlich! Zeig mir, dass du nicht nur große Töne spucken, sondern auch kämpfen kannst. Beweise, dass du deinen Zellaktivator verdient hast!«
Mit einem Stöhnen kam Trilith zu sich. Aus ihren Nasenlöchern und den Ohren lief Blut. Sie schlug meine Arme beiseite und stemmte sich in die Höhe.
Ich dagegen war am Ende und sackte zusammen wie ein Ballon, aus dem man sämtliche Luft gelassen hatte. Mein Körper bestand nur noch aus Schmerz. Ohne den Zellaktivator wäre ich wahrscheinlich längst nicht mehr am Leben gewesen. Das eiförmige Gerät pulsierte im Takt meines arhythmisch pochenden Herzens, hatte jedoch auf Dauer keine Chance gegen die ohne Pause anrollenden Wellen aus Mentalenergie.
Ich konnte nicht sehen, was Trilith tat, ob sie überhaupt etwas tat, doch ich spürte plötzlich, dass sich etwas veränderte. Die Schmerzen ließen nach.
Ich sah flüchtig zu den zwei Sujadin hinüber. Waheijathiu und Gasuijamuo schien es ebenfalls besser zu gehen und sie waren bereits dabei, sich gegenseitig auf die kurzen Beine zu helfen. Ich beeilte mich gleichfalls aufzustehen.
Erst jetzt fiel mir die absolute Stille auf, die mit einem Mal herrschte. Das leise Summen weit entfernt arbeitender Maschinen, das Plätschern und Rauschen, das den gesamten Wasserpalast erfüllte und das man irgendwann nicht mehr bewusst wahrnahm, das Knacken und Klicken, das aus der Richtung des Tanks kam, all das war plötzlich nicht mehr zu hören. Ich musste unwillkürlich an einen der seltenen arkonidischen Winter denken, wenn in einigen Gebieten meiner Heimat Schnee fiel und die Temperatur unter den Gefrierpunkt sank. Für mich hatte es nie eine perfektere Stille gegeben, als die, die man an einem kalten Wintertag auf der Hochebene von Mainarak oder in den Erholungszentren des Mentraki-Gebirges auf Arkon I erleben konnte.
Trilith stand hoch aufgerichtet am vorderen Ende des Balkons, der von einem hüfthohen Geländer abgeschlossen wurde. Ich näherte mich ihr vorsichtig. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war eine starre Maske.
Malotuffok dagegen hatte die schwarzen Nickhäute geöffnet. In seiner Miene spiegelte sich eine Mischung aus Verwunderung und Entsetzen. Zwischen diesen beiden so ungleichen Wesen tobte ein stummer Kampf, dessen Natur ich nicht verstand, nicht verstehen konnte . Der Navigator und die Psi-Kämpferin waren in diesen Momenten auf eine Weise verbunden, die selbst ich, der ich schon ausreichend Erfahrungen mit Psi-Kräften und geistiger Beeinflussung aller Art gesammelt hatte, nicht nachzuvollziehen vermochte.
Das Bellen, das die seltsam irreale Lautlosigkeit unvermittelt durchbrach, klang dumpf und irgendwie traurig. Malotuffok bewegte die breiten Lippen wie ein Fisch auf dem Trockenen, der nach Luft schnappte. Seine Schwanzflosse schlug ungestüm nach rechts und links. Immer wieder stieß er mit dem großen Kopf gegen die Tankwandung.
Trilith hatte die Hände um die obere Querstange des Balkongeländers geschlossen. Ihr Griff war so fest, dass ihre Fingerknöchel schneeweiß hervortraten. Ich hatte keine Ahnung, wie lange sich die beiden Kontrahenten auf diese Weise gegenüber standen, doch als es schließlich vorbei war, war ich vorbereitet.
Trilith fiel ohne Vorwarnung. Von einer Sekunde auf die andere brach sie einfach zusammen, doch ich war da und fing sie auf. Ich wusste, dass der Einsatz ihrer Paragabe jedes Mal eine tiefgreifende Erschöpfung zur Folge hatte. Angesichts der Belastungen, denen sie bereits vor dem Duell mit Malotuffok ausgesetzt gewesen war, erschien es mir ratsam, sie so schnell wie möglich in die Krankenstation der GAHENTEPE zurückzubringen.
Ich ließ die Frau vorsichtig zu Boden sinken, zog meine Weste aus und legte sie ihr unter den Kopf. Ihr Atem ging stoßweise. Hinter mir hörte ich die Trippelschritte der Sujadin auf dem Stahlplastboden. Waheijathiu und Gasuijamuo schauten gewohnt gleichgültig auf Trilith herab.
»Seid ihr zufrieden?«, fragte ich bitter. »Euer Plan hat funktioniert und ihr seid sicher stolz auf euch.«
Die beiden Illochim hielten es
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