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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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oberste Knopf der Dienstkombination offen blieb. Er legte keinen gesteigerten Wert auf Äußerlichkeiten und akzeptierte es, wenn Darko Loevej ab und an ein paar Minuten zu spät zur Zentralwache erschien oder während der Nachtschicht ein kleines Nickerchen machte.
    Das änderte sich allerdings schlagartig, wenn er bemerkte, dass man seine Großzügigkeit ausnutzte. Faulenzerei, Inkompetenz und die persönliche Vorteilnahme auf Kosten anderer tolerierte er auf keinen Fall, und wer glaubte, dass sein nachsichtiges Führungsverständnis auf Unentschlossenheit oder Willensschwäche zurückzuführen war, der bereute diese Einschätzung sehr schnell.
    »So eine Konstellation habe ich noch nie gesehen, Sir«, hörte er Gonzalo Pavaree neben sich sagen. Der Astrophysiker hatte sein Messpult verlassen und war neben den Kommandanten getreten.
    »Diese Ansammlung von Roten Riesen ist in der gesamten Milchstraße einmalig. Ich frage mich, wie sie entstanden ist.«
    »Möglicherweise werden wir genau das herausfinden, Gonzalo«, lächelte Adrian. Die Tatsache, dass er sämtliche Besatzungsmitglieder mit Vornamen ansprach war eine weitere Besonderheit seines persönlichen Kommandostils. Im Gegenzug überließ er es seinen Untergebenen selbst, ob sie seinem Beispiel folgten, und auch bei ihm, Adrian, die persönliche Anrede bevorzugten. Unter der Mannschaft der EX-856 herrschte jedoch eine stillschweigende Übereinkunft, dieses Privileg nicht in Anspruch zu nehmen. Es war ihre Art zu zeigen, dass man seine Interpretation von Befehlsgewalt schätzte, seinen Status als Anführer aber gleichzeitig uneingeschränkt anerkannte.
    »Jedenfalls steht fest, dass auch Sol eines Tages als Roter Riese enden wird«, fasste Pavaree das Ergebnis des soeben abgeschlossenen Versuchs zusammen. »Durch die gewonnenen Daten können wir unser Modell weiter verfeinern.«
    Die EX-856 hatte den ungewöhnlichen Sonnencluster im zentrumsnahen Bereich des Scutum-Crux-Spiralarms bereits vor mehreren Wochen entdeckt. Der größte Subcluster umfasste 27 Sonnen innerhalb eines Gebiets von 800 Kubiklichtjahren; allesamt Rote Riesen, also Hauptreihensterne wie auch Sol einer war, die am Ende ihrer natürlichen Entwicklung angekommen waren.
    Wie die Gruppierung entstanden war, blieb ein Rätsel. Es galt inzwischen als gesichert, dass die solare Genese, also jener Vorgang, den Adrian gerade am Beispiel des Solsystems im Zeitraffer auf dem Hauptschirm verfolgt hatte, simultan verlaufen war. Sämtliche Sterne des Clusters hatten praktisch gleichzeitig gezündet und die Entwicklung zum Roten Riesen begonnen. Die Spekulationen der Astronomen an Bord des Explorers reichten derzeit von einem bislang unbekannten Naturphänomen über die Superwaffe eines mysteriösen außergalaktischen Volkes bis hin zum reinen Zufall.
    »Der Abstand zur definierten Clustergrenze beträgt jetzt zehn Lichtjahre.« Elvia klang ruhig und zuversichtlich wie immer. Sie hatte die EX in manueller Steuerung übernommen und die positronisch aufbereiteten Orterdaten auf die Panoramagalerie geschaltet. Acht der 27 Sonnen lagen im unmittelbaren Erfassungsbereich. Wenn eine von ihnen Planeten besessen hatte, dann waren diese längst im Glutorkan der einstigen Katastrophe vergangen – mit einer Ausnahme: Schon kurz nach der Ankunft in diesem Raumsektor hatten die Instrumente ein namenloses Sechs-Planeten-System ausgewiesen. Die äußere Welt lag nach den Angaben der Experten innerhalb der Biosphäre, hatte aber kein intelligentes Leben hervorgebracht. Adrian hatte die Katalogisierung und nähere Erforschung des Systems auf später verschoben und angeordnet, sich zunächst um die Erfassung der Sonnencluster zu kümmern.
    »Beschleunige auf eine Million Licht«, meldete die Pilotin.
    Knapp zwei Lichtjahre pro Minute , rechnete Adrian Deubtar in Gedanken um. In den Tiefen des Kreuzers fuhren die Fusionsmeiler für einige Minuten höhere Leistung, um den zusätzlichen Energiehunger des Kalupkonverters zu stillen. Trotz Schallisolierung und Vibrationsdämpfer fühlte der Kommandant das Erwachen seines Schiffes, spürte, wie es atmete und die Muskeln spielen ließ. Es war jedes Mal ein erhebender Augenblick.
    Auf dem Hauptschirm stand der Zielstern als düsterrote Kugel, die beständig größer wurde. Die ihn umgebende Gashülle verlieh ihm eine strahlende Aureole, die immer wieder von nebelartigen Strukturen durchzogen wurde. Adrian wusste natürlich, dass es sich dabei um hocherhitztes Plasma handelte,

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