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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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wurden.
    »Jemand feuert auf uns!« Darko Loevej hatte Mühe, seine Panik zu verbergen. »Drei Volltreffer jeweils unter- und oberhalb des Ringwulstes. Vakuumeinbruch auf den Decks sechs bis neun. Noch ein oder zwei solcher Salven und wir sind Geschichte!«
    Über die Bedienelemente des Orterpults tanzten silbrige Fäden. Sie sahen aus wie von einem heftigen Wind bewegtes, antikes Lametta. Noch bevor der Kommandant den Mann warnen konnte, hatte Loevej die Hand ausgestreckt, um die Hauptstromzufuhr zu unterbrechen.
    Sein Schrei hallte durch die Zentrale, zitterte durch die nach heißem Metall und verschmorter Isolierung stinkende Luft und brach abrupt ab. Die Silberfäden sprangen von der Konsole auf den Ortungsoffizier über, wimmelten über Brust, Arme, Schultern und Gesicht. Loevejs Züge waren zur schmerzverzerrten Grimasse erstarrt und die Haut hatte eine hellgraue Farbe angenommen, warf an Wangen und Kinn hässliche Blasen. Aus Nase und Ohren ringelten sich hauchdünne Rauchfäden.
    Lukas Bonfell-Heroe reagierte am schnellsten. Der Funkoffizier und Fremdrassenpsychologe, dessen Reich die unmittelbar neben dem Orterpult gelegene Komstation war, sprang auf und versetzte dem Kontursessel seines Kameraden einen heftigen Tritt. Das Sitzmöbel kippte um und Darko Loevej stürzte zu Boden. Durch den unterbrochenen Kontakt mit seinem Kontrollpult war damit zwar auch der an Elmsfeuer erinnernde Tanz der Silberfäden beendet, doch schon ein flüchtiger Blick auf den reglos daliegenden Mann genügte, um zu erkennen, dass er wahrscheinlich schwere Verletzungen davongetragen hatte.
    Adrian Deubtar traf die schwerste Entscheidung seines Lebens innerhalb weniger Sekunden. Mit der flachen Hand aktivierte er das in die rechte Armstütze seines Sessels eingelassene Sensorfeld. Eine versiegelte Klappe öffnete sich und gab den breiten, schwarzen Notschalter frei. Das Zischen defekter Leitungen, das Zirpen und Piepsen der Konsolen und die Stimmen der Zentralbesatzung traten in den Hintergrund, als der Raumalarm durch das Schiff heulte. Überall in der EX-856 schlossen sich Sicherheitsschotte und zergliederten die Kugelzelle des Explorers in eine Vielzahl autarker Sektionen. Sensible Bereiche wie Labors, in denen leicht entzündliche Chemikalien, potentiell gefährliche Strahlung oder anderweitig risikobehaftete Substanzen zum Einsatz kamen, wurden zusätzlich gesichert und evakuiert. Die Meiler der Notstromversorgung liefen an und pumpten Millionen Gigawatt in die Speicherbänke. Da sie ihre Energie mittels der Kernfusion, also der Verschmelzung von Wasserstoff- zu Helium-Atomen gewannen, waren sie von dem geheimnisvollen Effekt, der das Schiff in seinen Klauen hielt, nicht betroffen.
    Ein schriller Pfeifton signalisierte dem Kommandanten, dass die Positronik alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen hatte. Elvia daHuck drehte den Kopf Ihre Blicke trafen sich und für ein paar wertvolle Sekunden schien die Zeit still zu stehen. Elvia nickte ihm aufmunternd zu, obwohl sie wissen musste, dass das, was Adrian im Begriff war zu tun, die EX-856 mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein Wrack verwandeln würde.
    »46,5 Prozent Licht, Ad«, sagte die Pilotin. »Viel Glück!«
    »Wir brauchen mehr als Glück«, erwiderte der Kommandant tonlos. »Wir brauchen ein Wunder!«
    Dann legte er den Notschalter um.
     
     
    Die Mindesteintrittsgeschwindigkeit für den Linearflug lag bei fünfzig Prozent Licht. Seit Perry Rhodan vor mehr als siebenhundertfünfzig Jahren mit der FANTASY, dem ersten terranischen Raumschiff mit Linearantrieb, gestartet war, hatte sich an dieser Grundvoraussetzung nichts geändert. Heere von Technikern, Ingenieuren und Experten aller Fachgebiete hatten seitdem versucht, jene magische Grenze zu unterschreiten und den Antrieb so zu modifizieren, dass auch geringere Eintrittsgeschwindigkeiten einen sicheren Flug garantierten, doch nicht einmal Genies wie Arno Kalup oder Geoffrey Abel Waringer waren erfolgreich gewesen.
    Zwar konnte der Übergang in den Halbraum auch bei weniger als der halben Lichtgeschwindigkeit erfolgen, doch war ein solcher mit erheblichen Risiken verbunden. Abgesehen von dem immensen Energieaufwand für den Aufbau des Kompensatorfeldes, das den Raumer in die Librationszone brachte und dort hielt, bestand die Gefahr, dass das Schiff aufgrund der gewaltigen Materialbelastung und der energetischen Wechselwirkungen beim Dimensionsübergang schlicht und einfach auseinanderbrach. Adrian Deubtar hatte

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