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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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dazu bewogen hatte, ausgerechnet in die Explorerflotte einzutreten. Als Pilotin war sie zweifellos eine Kapazität erster Güte und während der gemeinsamen Nächte in seiner Kabine hatte sie ihm eine Reihe weiterer Qualitäten offenbart. Ihren akademischen Anspruch allerdings konnte die Arbeit auf einem Explorer seiner Meinung nach unmöglich befriedigen.
    Wenn Adrian sie danach fragte, zuckte sie nur mit den Schultern und warf ihm irgendeinen klugen Spruch an den Kopf. »Die Philosophie soll uns helfen, die Welt zu verstehen, Ad«, sagte sie zum Beispiel. »Also muss man die Welt beobachten und seine Schlussfolgerungen ziehen. Und ist die Welt nicht überall?«
    »Datenabgleich beendet«, riss ihn Monique Morizur wieder in die Wirklichkeit zurück. »Wir haben schon jetzt eine Übereinstimmung von über 80 Prozent.«
    »Wir warten trotzdem bis zum Ende der Simulation.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Adrian Deubtar legte beide Hände auf die breite Lehne des Kontursessels, hinter dem er stand, und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Hauptbildschirm. Die Erde war längst zu einem leblosen Klumpen kochender Lava geworden und die Sonne hatte ihre Grenzen bis über die Umlaufbahn des Mars hinaus erweitert. Das Solsystem existierte praktisch nicht mehr; war zu einer riesigen Wolke interstellaren Gases geworden, in deren Zentrum ein sterbender Stern seine letzten Wasserstoffvorräte verfeuerte. Immerhin: Bis es in der Realität so weit war, würden noch rund zwölf Milliarden Jahre vergehen und natürlich würde der Prozess nicht knapp acht Minuten wie die im Zeitraffer ablaufende Simulation, sondern in Wahrheit viele hundert Millionen Jahre dauern.
    »Drei … zwei … und … aus!« Elvia daHuck zählte die letzten Sekunden laut herunter. Das rote Leuchten machte dem üblichen, in der Zentrale herrschenden Halbdunkel Platz, als die Projektion erlosch und die Panoramagalerie wieder das umgebende Weltall zeigte.
    »Sieht gut aus, Sir.« Monique Morizur klang aufgeregt, was höchst selten vorkam.
    »Die Synchronisation ist statistisch valide und die Datenkongruenz liegt bei 97,81 Prozent. Das ist phantastisch!«
    »Sehe ich genau so«, nickte Adrian. »Gute Arbeit, Leute. Monique, überspielen Sie alle Aufzeichnungen in die Hauptpositronik und legen Sie ein zusätzliches Backup in die Externspeicher. Elvia, bring uns bis auf ein halbes Lichtjahr an den größten der angemessenen Subcluster heran. Darko, ich will, dass Sie mich umgehend informieren, wenn sich da drüben etwas tut, egal was es ist. Noch Fragen?«
    In schneller Folge trafen die Klarmeldungen ein. Adrian Deubtar ließ sich zufrieden vor seiner Kommandokonsole nieder und überflog routinemäßig die Logbucheinträge der Abteilungsleiter. Die EX-856 war ein umgebauter Schwerer Kreuzer der TERRA-Klasse. Ihre 200 Meter durchmessende Kugelzelle bestand aus doppelwandigem Terkonitstahl und war in fünfzehn Decks unterteilt. Die bei militärischen Einheiten dieser Größe gängige Transformkanone in der Polkuppel war entfernt und durch ein mit allen Schikanen ausgestattetes Observatorium ersetzt worden. Gleichzeitig hatte man sämtliche Jäger und Zerstörer ausgelagert und den so gewonnenen Raum in zusätzliche Labors verwandelt.
    362 Wissenschaftler mit insgesamt einundfünfzig unterschiedlichen Fachrichtungen, darunter so exotische Disziplinen wie Halbraummeteorologie, 5-D-Ethik, Astro-Pathologie oder Hypnosuggestiv-Didaktik, arbeiteten und forschten in zwölf Haupt- und dreiundzwanzig Nebenabteilungen. Hinzu kamen die achtzehn Angehörigen des Technischen Personals, die rund um die Uhr dafür sorgten, dass das Schiff so funktionierte wie es funktionieren sollte.
    Ja, Adrian hatte allen Grund, stolz auf ihre kleine Gemeinschaft zu sein. Er befehligte die Männer und Frauen – in der Hauptsache Terraner – bewusst mit einer gewissen Freizügigkeit und ließ ihnen weit mehr Spielraum, als es die Dienstanweisungen vorgaben. Es waren die ihm oftmals stupide erschienene Disziplin und das einem unflexiblen Regelwerk folgende Leben an Bord eines Raumschiffs der Solaren Flotte gewesen, die ihn dazu veranlasst hatten, sich für das Explorerprojekt zu melden. Mit seinen zweiundvierzig Jahren gehörte er damals zu den jüngsten Bewerbern, denen man jemals das Kommando über einen Forschungskreuzer übertragen hatte.
    Adrian störte es nicht, wenn man den Stiefeln seiner Mitarbeiter ansah, dass sie nicht täglich geputzt und blank poliert wurden oder wenn der

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