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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Chance, die Illochim persönlich kennenzulernen, um keinen Preis entgehen lassen würde.
    »Ich hoffe sehr«, sagte ich ernst, »dass du deinen Entschluss nicht schon bald bereuen musst.«

 
    Kapitel 4
     
     
    22. März 2867
    Adrian Deubtar
     
    Die blaugrüne Kugel Terras schwebte gestochen scharf und dreidimensional im Zentrum der Bilderfassung. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar die kaum merkliche Rotation des Planeten erkennen.
    Über dem europäischen Kontinent hatte sich eine mächtige Wolkenformation gebildet, deren Ausläufer sich bis tief in den Kaukasus und ein gutes Stück nach Asien hinein erstreckten. Vermutlich hatte NATHAN, der lunare Großrechner der Menschheit, der unter anderem auch die Satelliten der Wetterkontrolle koordinierte, für den Nachmittag eine breite Regenfront vorgesehen. Die imaginäre Kamera bewegte sich nach links und die Erde driftete langsam zur Seite, bis die faustgroße Scheibe Sols sichtbar wurde. Das Zentralgestirn glühte in mattem Orange, ein Effekt der positronischen Filter, der die Beobachter in der Zentrale der EX-856 vor den negativen Folgen der Sonnenstrahlung schützen sollte. War es schon auf Terra – und somit von der viele hundert Kilometer dicken Erdatmosphäre geschützt – gefährlich, direkt in die Sonne zu schauen, so galt das für den freien Raum um so mehr.
    Die Katastrophe begann unmerklich, beschleunigte ihren Verlauf dann aber rasant. Zunächst änderte sich nur die Farbe der Sonnenscheibe, sie wurde um einige Nuancen dunkler. Ein argloser Zuschauer mochte den Eindruck gewinnen, dass es sich dabei lediglich um eine Verzögerung in der automatischen Anpassung der optischen Sensoren handelte, doch Kommandant Adrian Deubtar wusste es besser.
    Von einem Augenblick auf den anderen verdoppelte Sol ihre Größe. Es sah aus, als würde sie auf den Betrachter zuspringen. Nach zehn Sekunden hatte sie bereits das fünfzigfache ihres ursprünglichen Durchmessers erreicht, weitere dreißig Sekunden später überschritt die Ausdehnung vierhundert Sonnenradien. Der inzwischen in düsterem Rot strahlende Ball nahm jetzt fast die gesamte Fläche des Zentralschirms ein.
    »Leuchtkraft liegt bei 2300 L«, meldete Gonzalo Pavaree, Zweiter Wissenschaftsoffizier und an der Akademia Terrania graduierter Astrophysiker. »Venus und Merkur existieren nicht mehr. Masseverlust durch Sonnenwind: 38 Prozent und damit geringfügig über den Prognosen. Oberflächentemperatur 2500 Kelvin.«
    »Die Bahnverschiebung Terras beträgt 124 Bogensekunden«, gab Darko Loevej bekannt. Der schmächtige Ortungsoffizier mit der pechschwarzen Haarmähne klang überrascht. »Chilly hat recht. Es kommt tatsächlich zu einer orbitalen Verwerfung.«
    »Natürlich habe ich recht«, rief Monique Morizur aus dem Hintergrund und fuhr sich zum wiederholten Mal an diesem Tag mit der rechten Hand über die spiegelblanke Glatze.
    »Die Ausdehnung der äußeren Gasschichten ist so gewaltig, dass ihre Dichte exponentiell abnimmt. Der dadurch entstehende Partikelfluss erreicht Geschwindigkeiten von mehreren tausend Sekundenkilometern und bringt das Gravitationsfeld der Erde zum Vibrieren. Und wenn du mich noch einmal Chilly nennst, hast du vier Wochen Strafdienst im Observatorium!«
    »Kommt du mich dort besuchen?«, fragte Darko.
    »Das genügt, Mr. Loevej«, sagte Adrian Deubtar scharf. »Ich möchte Sie bitten, Ihre öffentlichen Auslassungen während der Zentralwache auf Dienstliches zu beschränken und sich ansonsten auf Ihre Aufgaben zu konzentrieren.«
    »Verzeihen Sie, Sir«, erwiderte der Gescholtene. »Meine Schwäche für kahlköpfige Frauen ist mal wieder mit mir durchgegangen.«
    Es fiel dem Kommandanten nicht leicht, aber er schaffte es, das Lächeln zu unterdrücken. Der Rest der Zentralbesatzung war weniger zurückhaltend. Selbst Monique verzog die vollen Lippen zu einem nachsichtigen Lächeln. Natürlich war ihr der Spitzname bekannt, mit dem sie die Besatzung des Explorers belegt hatte und der darauf anspielte, dass sie selbst bei moderaten Temperaturen schnell ins Frieren kam. Loevej war jedoch der einzige an Bord, der es wagte, ihn auch dann zu benutzen, wenn sie anwesend war.
    »Wie lange noch?«, erkundigte sich Deubtar.
    »T minus zwei Minuten und acht Sekunden«, meldete Elvia daHuck vom Pilotenpult. Ihr wissenschaftliches Spezialgebiet, auf dem sie zwei Doktortitel besaß, war die Theoretische Philosophie. Der Kommandant hatte schon oft darüber nachgedacht, was die zierliche Frau

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