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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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dass sie ihre Wassermassen so hoch und weit zu schleudern imstande waren, dass es so gut wie keinen Rückfluss gab. Der Nachschub für das Reservoir erfolgte über den Grundwasserspiegel.
    Darko umrundete die Quelle einmal und trat dann bis an den Rand des Sinterkegels heran, der die Mündung des Geysirs bildete. Der Kanal durchmaß mindestens vierzig Zentimeter. Der Terraner wischte sich über die Augen. Die Luft war unglaublich schwül. Zudem war der Regen wieder stärker geworden.
    Seit der ebenso schmerzhaften wie beinahe tödlichen Episode in der Zentrale der EX-856, als er von den mysteriösen, aus seiner Steuerkonsole herausschießenden Silberfäden getroffen worden war, litt er unter diffusen Beschwerden, die sich als nicht eindeutig zu lokalisierendes Druckgefühl am ganzen Körper äußerten. Manchmal schien jeder einzelne Quadratzentimeter seiner Haut in Flammen zu stehen, dann wieder taten nur die Verbrennungen weh, die er im Gesicht erlitten hatte und die längst vernarbt waren. Die Schmerzen verschlimmerten sich immer dann, wenn es regnete – und das tat es auf Interlude beinahe ständig.
    Irrte er sich, oder schimmerte das Gestein um den Sinterkegel leicht rötlich? Nein, er irrte sich nicht. An mehreren Stellen schien der Boden porös zu sein, eine beinahe blasenartige Struktur zu besitzen. In seinem Rücken hörte er seine beiden Begleiter rufen. Er drehte sich um. Odonobe und Palin waren rund vierhundert Meter entfernt. Was sie riefen, konnte Darko nicht verstehen. Dabei winkten sie aufgeregt mit den Armen.
    »Schon gut, schon gut«, brummte der Ortungsoffizier und winkte lässig zurück. »Ich bin gleich fertig.«
    Er ließ sich auf die Knie sinken und tastete sich behutsam an die Kanalmündung heran. Der umgebende Fels war warm, jedoch nicht heiß. Er würde also problemlos eine Probe des rötlichen Gesteins nehmen können. Mit geübtem Griff öffnete er das schmale, schwarze Metalletui an seinem Gürtel und holte den kleinen Geologenhammer daraus hervor. Mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand strich er über die raue Oberfläche des Sinterkegels. Aussehen und Charakter des Materials erinnerten ihn an Hämatit, ein auf vielen Planeten der Milchstraße vorkommendes Mineral aus der Klasse der Oxide. Allerdings stimmten Glanz und Farbe nicht überein.
    Das Gestein erwies sich als ungewöhnlich hart. Er musste kräftig ausholen und mehrfach fest zuschlagen, bevor sich drei kleinere Brocken lösten. Darko betrachtete die Bruchstücke auf seiner Handfläche. Das rötliche Schimmern war jetzt verschwunden und die Proben sahen aus wie ganz normales Granit.
    Der Hobbygeologe schüttelte den Kopf und ließ seine Beute in der Brusttasche der Kombination verschwinden. Er wollte gerade aufstehen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Dort, wo er soeben mit seinem Hammer drei winzige Löcher in den Fels gehauen hatte, schob sich ein ein Millimeter dicker Wurm aus dem Stein. Bislang war man auf Interlude noch auf keinerlei tierisches Leben gestoßen, auch wenn die Evolutionsbiologen unter den Gestrandeten fest davon überzeugt waren, dass der Riesenozean nur so vor Tieren wimmeln müsse.
    Darko beugte sich tief hinunter, um den Wurm besser sehen zu können. Dessen Körper war durchgehend transparent und unter der gallertartigen Haut verlief eine Reihe von langen, hauchdünnen Fasern, etwa so dick wie ein menschliches Haar. Das Tier bewegte den vorderen Teil seines Körpers ruckartig hin und her, so als wolle es sich orientieren. Allerdings konnte der Ortungsoffizier keinerlei Sinnesorgane ausmachen.
    »Wahnsinn«, flüsterte Darko und nestelte aufgeregt an seinen Gürteletui, das neben Hammer, Meißel und einigen unzerbrechlichen Glasplaströhrchen zur Aufbewahrung von Proben auch eine Pinzette enthielt. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken. Wie konnte dieser Wurm hier existieren? Wie schützte er sich gegen die mörderischen Temperaturen? Wovon ernährte er sich? Und wie, um alles in der Welt, bewegte er sich durch festes Gestein?
    »Keine Angst, Kleiner« sagte Darko und näherte sich mit der Pinzette dem sich nach wie vor wie im Takt einer unbekannten Melodie wiegenden Wurm.
    »Ich will dir nicht wehtun.«
    Kurz bevor der Terraner zupacken konnte, erstarrte das Tier in der Bewegung – und war eine Sekunde später im Boden verschwunden.
    »Verdammter Mist!«
    Darko zog erneut den Hammer hervor und führte einige weitere Schläge gegen den Sinterkegel. Es gelang ihm zwar, ein paar

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