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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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    Adrian Deubtar
     
    Obwohl Maurice O’Bannon ohne größeres Aufsehen verstarb, änderte sein Tod alles. Der Terraner war auf einmal verschwunden, und als Adrian ihn schließlich in sich zusammen gesunken hinter einer Reihe spitz aufragender Felsen fand, lebte er bereits nicht mehr. Doc Robertson untersuchte die Leiche kurz und zuckte mit den Schultern.
    »Ohne O’Bannon haben wir jetzt 26 Infizierte«, bilanzierte er resignierend. »Bei keinem zeigt sich eine Immunreaktion, die Anlass zur Hoffung geben würde. Vier der Erkrankten sind nicht mehr in der Lage weiterzumarschieren. Ich bin alles andere als ein Pessimist, Sir, aber wenn wir nicht bald Unterschlupf und vor allem Nahrung finden, wird sich …«
    »Danke, Doc!«, unterbrach Adrian den Arzt scharf. »Mir ist der Ernst der Lage bewusst.«
    »Natürlich, Sir. Entschuldigen Sie mich«, sagte Hektor Robertson steif und ging.
    Maurice O’Bannon wurde noch am selben Abend bestattet. Die Zeremonie war kurz, und die drei Männer, die der Kommandant anwies, den Körper mit Steinen zu bedecken, gehorchten nur widerwillig. In ihren Augen spiegelte sich dieselbe Furcht, die inzwischen so gut wie alle Überlebenden erfasst hatte. Die Furcht, sich anzustecken und damit ebenfalls zu den Todgeweihten zu gehören. Was Adrian schon länger befürchtet hatte, trat jetzt ein: Das Gefüge der Gruppe brach auseinander.
    Der erste Vorfall ereignete sich einige Stunden später, als Adrian anhalten ließ und befahl, das Nachtlager aufzuschlagen. Die Infizierten hatte sich bereits in den Tagen zuvor abgesondert und marschierten nicht nur getrennt, sondern campten auch rund hundert Meter abseits ihrer Kameraden. Lediglich Doc Robertson und Adrian selbst wagten sich in ihre Nähe; ersterer, um so gut es ging medizinische Hilfe zu leisten, letzterer, um Trost und Zuspruch zu spenden.
    Lautes Geschrei schreckte den Kommandanten aus einem leichten Schlummer in den er gesunken war. Elvia, eingehüllt in eine hauchdünne Isolierdecke, schlief tief und fest unter der aufgespannten Folie, die zumindest den größten Teil des Regens abhielt. Adrian sprang auf die Beine und lief in die Richtung, aus der er den Tumult vernahm. Eine Schar von rund zwanzig Personen hatte sich um ein loderndes Feuer versammelt. Es war einer jener seltenen Glücksfälle gewesen, dass Lukas Bonfeld-Heroe ein Päckchen mit mehreren tausend antiken Zündhölzern aus der wracken EX-856 hatte retten können. Moderne Feuerzeuge, so behauptete der Fremdrassenpsychologe, verfälschten den Geschmack seiner geliebten Zigaretten. Adrian hatte die Zündhölzer an sich genommen, zumal Lukas ohnehin nichts mehr hatte, was er damit anstecken konnte, und wachte persönlich darüber, dass sie trocken und unversehrt blieben. Im Moment waren sie einer der wertvollsten Schätze der Gruppe.
    Das Feuer brannte im Schutz eines primitiven, aus Felsen gebauten Ofens, der dafür sorgte, dass die Wärme gleichmäßig in eine Richtung abstrahlte. Die Versammelten, ausschließlich Männer, hatten einen Halbkreis gebildet. In seiner Mitte standen sich Zac Penrose, ein Chemiker aus der Fraktion der Gesunden, und Timothy Blake, ein Hyperstrukturmechaniker, der vor drei Tagen die ersten Symptome der Pilzinfektion gemeldet hatte, gegenüber. Blake hielt einen brennenden Ast in der Rechten, Penrose hatte einen scharfkantigen Stein in der Hand.
    »Was geht hier vor?«
    Adrian Deubtar stellte sich demonstrativ zwischen die beiden Streithähne und fixierte sie abwechselnd mit finsterem Blick.
    »Sir«, rief der Chemiker. »Der Dreckskerl wollte sich an unseren Vorräten vergreifen. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er sich am Schloss einer der Isolierboxen zu schaffen gemacht hat.«
    »Du elender Lügner«, stieß Blake hervor und machte einen Schritt nach vorn. »Unser Feuer ist ausgegangen und ich wollte lediglich das hier …«, er deutete auf den brennenden Ast, »… um es wieder anzuzünden. Sie können gerne mitkommen und sich davon überzeugen, Sir.«
    »Wen nennst du hier einen Lügner, du Bastard?« Penrose hob drohend die Hand mit dem Stein darin.
    »Schluss damit!«
    Der unbändige Zorn, der Adrian plötzlich packte, überraschte ihn selbst. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, doch es kostete ihn gewaltige Anstrengung.
    »Legen Sie den Stein weg, Zac«, befahl er scharf. »Ich werde mich nicht wiederholen.«
    Penrose zog lautstark die Nase hoch und leckte sich die Lippen. Dann öffnete er seine Faust, und der Felsbrocken fiel mit einem

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