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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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dumpfen Schlag zu Boden.
    »Und Sie, Timothy«, wandte sich der Kommandant an Blake, »gehen ruhig und gesittet zu den anderen zurück und zünden das Feuer wieder an. Haben wir uns verstanden?«
    »Wenn er es überhaupt noch bis zu seinen kranken Brüdern und Schwestern schafft«, zischte Zac mit einem bösen Grinsen. »Wenn Sie mich fragen, Sir, sollten wir unsere kostbaren Reserven nicht an die da drüben verschwenden. In ein paar Tagen hat sich das Problem ohnehin erledigt.«
    Ohne zu überlegen holte Adrian aus und schlug zu. Er legte all seine Wut, seine Enttäuschung und den in den langen Wochen auf Interlude angestauten Frust in diesen Schlag und noch in derselben Sekunde, in der seine Faust ins Gesicht seines Gegenübers krachte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Penrose flog zurück und stürzte zu Boden. Blut schoss aus seiner Nase und spritzte auf die Kombination. Einige der anderen Männer wichen instinktiv zurück, andere starrten Adrian nur ungläubig an. Die meisten mochten wohl genauso wie Zac Penrose denken, sprachen es allerdings nicht offen aus.
    Der Chemiker kam stöhnend und auf die Ellbogen gestützt wieder hoch, betastete seine Nase und starrte dann mit großen Augen auf seine blutverschmierte Hand.
    »So lange ich hier noch etwas zu sagen habe«, erklärte Adrian Deubtar mit ruhiger Stimme, »werde ich solche Geschmacklosigkeiten nicht dulden. Die da drüben , wie Sie es so feinsinnig formulieren, Mr. Penrose, sind unsere Kameraden und Freunde. Sie haben mindestens so viel Angst wie jeder andere. Ich sage Ihnen etwas, meine Herren: Vielleicht werden wir alle auf diesem Planeten sterben, doch wenn es so sein sollte, dann möchte zumindest ich es mit Anstand tun!«
    Er trat an den nach wir vor auf den Boden hockenden Mann heran und streckte die Hand aus.
    »Ich entschuldige mich für meinen Ausbruch«, sagte er. »Ich hatte kein Recht, Sie zu schlagen, Zac, und es tut mir leid.«
    Für einen Moment sah es so aus, als würde der Chemiker die Geste ignorieren, dann jedoch entspannten sich seine Züge und er ließ sich von Adrian aufhelfen.
    »Schon gut, Sir«, murmelte er. »Ich hatte es verdient.«
    Er ging zu dem bescheidenen Haufen Brennholz hinüber, das in der Hauptsache aus den Resten einer in dieser Gegend spärlich wachsenden Strauchart bestand, griff sich eine Handvoll und nickte Timothy Blake zu, der noch immer mit seinem brennenden Ast auf der Stelle verharrte.
    »Komm schon, Tim«, sagte Zac Penrose. »Lass uns dieses beschissene Feuer wieder anzünden, bevor es der Regen wegspült.«
    Adrian sah den beiden Männern hinterher, wie sie nebeneinander zum Lager der Infizierten hinüber schritten. Die übrigen Zuschauer zerstreuten sich schnell. Der Kommandant blieb noch mindestens eine Minute stehen und sah in die Nacht hinaus. Die fremden Sterne, die am Himmel standen und sich dort zu unbekannten Konstellationen gruppierten, machten ihm bewusst, wo er sich befand. Interlude war ihm fremd und würde es immer bleiben.

 
    Kapitel 10
     
     
    9. Mai 2867
    Adrian Deubtar
     
    Am Morgen hatten sie den vierzehnten Toten gefunden. 56 weitere Frauen und Männer waren infiziert. Die Konzentrate waren ausgegangen und die Vitamintabletten und Nährstoffpflaster würden noch zwei Tage reichen. Der Wettlauf mit der Zeit ging in die entscheidende Runde – und es sah ganz danach aus, als würden sie ihn verlieren.
    In den vergangenen 48 Stunden hatte ihr Tross Kurs auf einen markanten Höhenzug gehalten, der sich über einige hundert Kilometer von Osten nach Westen erstreckte und an den sich Adrian dunkel erinnerte. Die wenigen Bilder der Oberfläche, die er von ihrem Absturz im Gedächtnis behalten hatte, reichten nicht einmal für eine grobe Orientierung aus, doch die Gebirgskette schwirrte wie ein lästiges Insekt in seinen Gedanken und ließ ihn auch im Schlaf nicht los. Je näher sie den Bergen kamen, desto überzeugter war er davon, dass sich dahinter das verbarg, was sie suchten. Die Frage war nur: Wie viele von ihnen würden einen kräftezehrenden Aufstieg und den nachfolgenden Treck ins Tal überstehen?
    Das Gelände wurde bereits unmerklich steiler, was das ohnehin stetig sinkende Marschtempo weiter verringerte. Inzwischen kämpfte so gut wie jeder mit dem einen oder anderen Handicap. Blasen an den Füßen, schmerzende Gelenke und Rücken, Abschürfungen aufgrund von Stürzen, Durchfall, verstauchte Knöchel, aufgerissene Lippen und raue Haut – die Liste war lang. Hinzu

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