Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
Gesicht, und ihm wurde klar, dass sie das, was sie sagte, auch so meinte.
    »Ich habe vor vier Tagen die erste geraucht, danach zwei weitere, weil ich Lukas nicht vor den Kopf stoßen wollte. Er hat mir ein paar seiner selbst gebastelten Sargnägel überlassen, um sich für das Papier zu bedanken, dass ich ihm gegeben habe. Tut mir leid, Lukas, aber die Dinger schmecken einfach nur scheußlich.«
    Adrian wandte sich an den Funkoffizier, der dem Dialog mit offenem Mund gefolgt war.
    »Das Moos, das du für die Zigaretten verwendest«, stieß der Kommandant hervor. »Hast du es hier schon gefunden?«
    »Ja … äh, es wächst hier in rauen Mengen«, brachte der Angesprochene verdutzt hervor, »aber ich … also ich experimentiere derzeit mit einigen weit vielversprechenderen Pflanzen, die geschmacklich und …«
    »Stell mit Monique Suchtrupps zusammen«, fiel ihm Adrian ins Wort. »Ihr habt vollkommen freie Hand und könnt uneingeschränkt auf sämtliche Ressourcen zurückgreifen. Beruft euch einfach auf mich. Ich will, dass ihr so schnell so viel wie möglich von diesen Zigaretten produziert. Lukas, wie viele hast du vorrätig?«
    »Schätzungsweise … zehn, vielleicht fünfzehn«, antwortete Lukas. »Zwei habe ich gleich hier …«, er zog die beiden unförmigen Papierröllchen aus der Innentasche seiner Jacke und hielt sie Adrian hin, »… der Rest liegt bei meinen Sachen im Zelt.«
    »Bring sie mir«, sagte der Kommandant und riss ihm die Zigaretten aus der Hand. »Los! Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Verstanden!«, rief Monique und zerrte den immer noch verwirrt wirkenden Lukas mit sich.
    Adrian suchte als erstes Doc Robertson auf. Der Arzt lag in seinem Zelt auf dem Rücken und starrte teilnahmslos an die fleckige Plane, die sich über ihm spannte. Sein Atem ging röchelnd. Noch immer schliefen die meisten Überlebenden in behelfsmäßigen Unterkünften, da der Bau von Holzhütten nicht nur aufwendig, sondern auch sehr zeitintensiv war.
    Der Kommandant steckte eine der beiden Zigaretten zwischen die blassen Lippen des Arztes, zog ein Päckchen Streichhölzer hervor und zündete sie an.
    »Inhalieren Sie, so tief Sie können, Doc«, forderte er Robertson auf. »Ich weiß, es klingt vollkommen verrückt, aber womöglich rettet diese Zigarette Ihr Leben!«
    Der Mediziner unterbrach diese Therapie ständig wegen starker Hustenanfälle. Adrian wartete ungeduldig, bis Hektor Robertson den letzten Zug gemacht hatte, und ging dann einige Zelte weiter zu Thuram Rydberg, wo sich die ganze Prozedur wiederholte.
    Den Rest des Tages verbrachte der Kommandant mit der Koordination der Operation Glimmstengel , wie er sie bei sich nannte. Während der Großteil der Frauen und Männer Moos sammelte, war der Rest damit beschäftigt, die Pflanzen zu zerkleinern, über rasch entfachten Feuern zu trocknen und schließlich zu Zigaretten zu verarbeiten. Währenddessen erstellte Elvia daHuck eine Art Rangliste der Infizierten, um später zu gewährleisten, dass die dringendsten Fälle zuerst behandelt werden konnten.
    Adrian war überall und nirgends. Seine Nervosität steigerte sich von Minute zu Minute, und er wusste, dass es seiner Crew nicht anders ging. Immer wieder suchte er die Zelte von Doc Robertson und Thuram Rydberg auf, doch der Zustand der beiden Schwerkranken änderte sich nicht. Sie lagen einfach nur da und schienen auf den Tod zu warten.
    Die Dunkelheit war bereits einige Stunden alt, als Monique und Lukas die Fertigstellung der ersten fünfzig Zigaretten meldeten. Kurz darauf schlug Dr. Hektor Robertson im Beisein Adrians die Augen auf. Seinem eigenen Vernehmen nach ging es ihm besser, also ordnete der Kommandant die Verteilung der Zigaretten an. Selbst wenn sie wider Erwarten doch nicht wirken sollten, ging er damit nur ein geringes Risiko ein; schließlich rauchte Lukas Bonfeld-Heroe das farblose Moos schon seit Wochen.
    Im Morgengrauen fiel Adrian in einen tiefen, traumlosen Schlaf und als er erwachte, blickte er in das lächelnde Gesicht Elvias, die vor ihm auf dem Boden hockte. Die Sonne stand im frühen Nachmittag.
    »Und?«, fragte er nur. Die Pilotin strich ihm mit der linken Hand zärtlich über Stirn und Wange.
    »Es funktioniert«, sagte sie leise. »Es ist … ein Wunder, Ad.«
    »Nein.« Der Kommandant schüttelte energisch den Kopf und richtete sich auf. »Wunder ist nur ein anderes Wort für das Ergebnis harter Arbeit und eine Mahnung, auch dann weiterzumachen, wenn Kämpfen scheinbar keinen

Weitere Kostenlose Bücher