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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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– huschte hin und her, eine zweite Gestalt – eine seiner Assistentinnen – stand daneben und wartete auf Anweisungen.
    »Doc?« rief Adrian angsterfüllt. »Ich bin da. Kann ich etwas tun?«
    Er erhielt keine Antwort. Statt dessen klang auf einmal ein hoher, kläglicher Schrei durch den Raum. In der nachfolgenden Stille glaubte der Kommandant ein qualvolles Wimmern zu hören. Ohne es bewusst zu registrieren, legte er den kurzen Weg bis zur Pritsche zurück und trat hinter den Vorhang.
    Als erstes sah er das Neugeborene. Es lag mit knittrigem Gesicht und am ganzen Körper mit Blut und Schleim bedeckt auf einer Decke, die winzigen Fäustchen wie ein Boxer vor das Kinn gepresst. Doc Robertson hatte die Nabelschnur bereits durchtrennt und stand wieder über Elvia gebeugt, die Adrian von seiner Position aus nicht erkennen konnte.
    Die Assistentin wischte das Kind – es war ein Junge – sauber und wickelte es dann in ein breites, weißes Tuch. Sie trug das strampelnde Bündel hinüber zur Pritsche. Adrian folgte ihr.
    Die Euphorie, die der Anblick seines Sohnes kurzzeitig in ihm ausgelöst hatte, verflog sofort, als er das Blut sah. Doc Robertsons Kittel, die Folien und Tücher, mit denen der untere Teil der Pritsche abgedeckt war, Elvias Beine, die unter einer dünnen Decke hervorragten – alles war voll Blut. Selbst auf dem Holzboden hatte sich eine große, rote Lache gebildet, die noch immer anwuchs.
    Der Arzt beachtete ihn nicht. Die Haare hingen ihm wirr in die Stirn, auf seiner Oberlippe glänzte der Schweiß. Offenbar versuchte er verzweifelt, die Blutung zu stoppen. Er rief der Assistentin irgendetwas zu, das Adrian nicht verstand, woraufhin diese das Baby hastig auf Elvias Brust legte und damit begann, eine Spritze aufzuziehen.
    Elvias Gesicht war schneeweiß, doch als sie Adrian erkannte, lächelte sie. Er versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber er schaffte es nicht. Die Tränen schossen aus seinen Augen und spülten alle guten Vorsätze hinweg. Er wollte stark sein, wollte ihr zeigen, wie unendlich dankbar er ihr war, wollte ihr sagen, wie sehr er sie liebte, doch es ging nicht. Der Schmerz war so überwältigend, so allumfassend, dass er neben sich nichts und niemand anderen duldete.
    »Pass gut auf ihn auf, Ad«, flüsterte die Pilotin kaum verständlich.
    Adrian schüttelte den Kopf, griff nach Elvias rechter Hand. Sie war eiskalt, so kalt wie ihre Lippen, als er sie zum letzten Mal küsste. Dann schloss die Pilotin ihre Augen, und Adrian wusste, dass sie sie nie mehr öffnen würde.
    Behutsam nahm er das Kind in die Arme. Es schien ihn mit seltsam skeptischem Blick anzusehen, so als wäre es sich noch nicht so recht darüber im Klaren, was es von ihm zu erwarten hatte.
    Als Adrian Deubtar vor die Hütte trat, hatten sich dort fast sämtliche Überlebenden versammelt. Es dauerte lange, bis er endlich sprechen konnte, doch das störte niemanden. Sie standen einfach alle da, so als wüssten sie genau, was geschehen war, und dass ihr Kommandant sie jetzt noch dringender benötigte. Es war der Moment, in dem Adrian begriff, daß sie schon längst keine einfache Explorerbesatzung mehr waren, kein unkoordinierter Haufen hochqualifizierter Wissenschaftler, in dem sich jeder nur auf sich selbst und seine akademische Laufbahn konzentrierte. Das gemeinsame Schicksal hatte sie zusammengeschweißt, hatte eine tiefe gegenseitige Verbundenheit entstehen lassen, die weit über bloßes Mitgefühl hinausging. Sie waren einander Vertraute, Gefährten, Helfer und Tröster, bereit, für die Gemeinschaft und jedes einzelne ihrer Mitglieder einzustehen.
    Was Adrian vor ihrem Aufbruch gesagt hatte, war auf wunderbare Weise Realität geworden. Die Kraft und die Zuversicht jedes einzelnen trug zur Kraft und zur Zuversicht aller bei. Und niemals zuvor hatte Adrian diese Kraft deutlicher gespürt wie in diesem Augenblick. Sie schwebte über den Köpfen der Anwesenden, war beinahe körperlich greifbar. Sie floss auf ihn über und in ihn hinein, und wenn sie den Schmerz, den er spürte, auch nicht lindern konnte, so machte sie ihn doch erträglicher.
    »Elvia hat uns verlassen«, sagte der Kommandant schließlich und seine Stimme klang fester und klarer als jemals zuvor. »Aber sie hat uns allen ein wunderbares Geschenk gemacht: Meinen Sohn Benjamin.«

 
    Kapitel 15
     
     
    11. Juni 3103
    Atlan
     
    Zunächst war es nichts weiter als eine Ahnung gewesen, ein unangenehmes Gefühl, das sich irgendwo in den Tiefen meines

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