Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
Verstandes eingenistet hatte und mich nicht zur Ruhe kommen ließ. Natürlich war mir klar, dass Trilith mir nicht alles sagte, was sie wusste – weder über sich selbst noch über die Illochim. Wahrscheinlich hätte ich an ihrer Stelle ganz ähnlich gehandelt. Sie misstraute mir, weil sie in ihrem Leben zu oft getäuscht, verführt und belogen worden war.
Doch da war noch etwas anderes, etwas, das man nicht greifen konnte und das doch in jeder Sekunde präsent schien. Ich weigerte mich zu glauben, dass Trilith in den neun Monaten seit unserem umstrittenen Auseinandergehen nicht mehr herausgefunden hatte als diese dürftigen Fakten, die sie mir freiwillig präsentierte. Was meinen Argwohn, hintergangen zu werden, jedoch schließlich in Gewissheit verwandelte, war die Eröffnung, dass wir Shahimboba erst am 15. Juni erreichen würden.
»Du erwartest hoffentlich nicht, dass ich mich so einfach damit abfinde«, stellte ich sie in der Zentrale zur Rede. Wie üblich stand sie breitbeinig vor der Steuerkonsole und zupfte an den Quastenschnüren.
»Eine Woche für eine Strecke von ein paar zehntausend Lichtjahren? Komm schon, Trilith! Wofür brauchst du so viel Zeit?«
»Ich möchte nichts überstürzen«, lautete die Antwort. »Shahimboba ist eine Welt der Illochim. Nach Aussage von Waheijathiu wurde dort die GAHENTEPE gebaut und es steht zu vermuten, dass der Planet entsprechend abgesichert ist. Ich möchte nichts riskieren und mich vorsichtig nähern, die Lage sondieren, beobachten. Als Lordadmiral der USO solltest du mit dieser Art des Vorgehens vertraut sein.«
»Als Lordadmiral der USO weiß ich vor allem, wann man mir Lügen auftischt«, sagte ich wütend und deutete auf den Nebelschirm. »Wir fliegen nicht nur im Schneckentempo, sondern auch in die falsche Richtung. Ich verstehe vielleicht die Technik der GAHENTEPE nicht, aber ich habe Augen im Kopf. Hat dein zögerliches Vorgehen etwas mit den Gatusain zu tun?«
»Und wenn es so wäre?«
»Dann möchte ich es wissen.«
Trilith Okt ließ von den Quastenschnüren ab und drehte sich zu mir um. Sie suchte meinen Blick und ich wich ihr nicht aus.
»Ich würde einiges dafür geben, wenn ich jetzt deine Gedanken lesen könnte«, sagte sie nach einer kurzen Pause.
»Wechsle nicht das Thema«, reagierte ich scharf. »Warum fliegen wir Shahimboba nicht direkt an?«
»Du hast es nie verwunden, dass ich dir den Zellaktivator praktisch vor der Nase weggeschnappt habe, nicht wahr?«, ließ sie sich nicht beirren. »Gibst du mir die Schuld am Tod deines Freundes Lemy Danger?«
»Wenn ich dir auf diese Frage eine ehrliche Antwort gebe«, erwiderte ich, »verrätst du mir dann, warum wir hier draußen sinnlos hin und her kreuzen?«
»Woher weiß ich, dass deine Antwort ehrlich ist?«
»Woher weiß ich , dass du mich nicht nur deshalb an Bord deines Schiffes duldest, weil du glaubst, dass ich dir aus irgendeinem Grund von Nutzen bin?«, entgegnete ich ruhig. »Genau darum geht es, Trilith. Es wird der Tag kommen, an dem es nicht mehr ausreicht, dass du dich nur auf dich selbst verlässt. Jemandem zu vertrauen, birgt stets das Risiko in sich, enttäuscht zu werden. Du fragst mich, ob ich dich für den Tod Lemy Dangers verantwortlich mache? Nein, das tue ich nicht. Lemy hat mehr als acht Jahrhunderte gelebt, länger, als es sich jeder Terraner oder Arkonide auch nur erträumen könnte. Er ist gestorben, weil seine Zeit gekommen war, genau so, wie auch meine oder deine Zeit einmal kommen wird. Glaub einem Mann, der dieses Ding …«, ich klopfte auf jene Stelle meiner Brust, an der der Zellaktivator hing, »… schon ein paar Jahrtausende länger als du trägt: Es wird nicht leichter! Ob du die Unsterblichkeit verdienst, ob man sie sich überhaupt verdienen muss, das entscheide nicht ich. Aber mit der Zeit wirst du anfangen, dir Fragen zu stellen. Nicht heute, nicht morgen, nicht in zehn oder zwanzig Jahren, aber eines Tages wird es soweit sein. Spätestens dann wirst du froh sein, wenn du nicht die einzige bist, die dir bei der Suche nach den Antworten zur Seite steht.«
Trilith hatte mir ohne äußerliche Regung zugehört. Jetzt beobachtete ich, wie sich ihre Lippen von einem satten Rosa hin zu einem tiefen Blau verfärbten. Ich hatte bislang nicht herausgefunden, ob diese Farbänderungen einem Muster folgten, ob also bestimmte Farben einer bestimmten Gemütslage zuzuordnen waren, oder ob es ein rein zufälliger Prozess war.
»Ich will nicht ausschließen, dass du
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