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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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garantieren seit fast zwei Jahrhunderten Loyalität und Hingabe unter den Sklaven. Eine zusätzliche Beobachtung ist somit unnötig, abgesehen davon, dass sie aufgrund der in den Minen nicht einsetzbaren Überwachungstechnik auch nur schwer umzusetzen wäre.
    Fünf Minuten später führte uns Shareen Deubtar ins Innere einer in den Fels geschlagenen Unterkunft, die im Gegensatz zu all den Provisorien, die ich bislang kennengelernt hatte, einen fast schon luxuriösen Eindruck erweckte. Sie bestand aus einem großen, von Gaslampen beleuchteten Raum, in dessen Mitte ein abgeplatteter Steinblock als Tisch diente. Acht Stühle, Wandfächer, einige Schränke, eine mit Tüchern verhängte Schlafnische und ein metallener Kessel mit klarem Wasser in einer Ecke erzeugten eine schlichte, aber durchaus wohnliche Atmosphäre.
    Während sich die Sujadin stumm an die dem Eingang gegenüberliegende Wand stellten und sich Trilith leise stöhnend auf einen der Stühle fallen ließ, nahm ich ein schmales Regal in Augenschein, auf dem sich eine Reihe von noch auf Papier gedruckten Romanen und Gedichtbänden stapelten. Die kleine Sammlung erstreckte sich von Klassikern wie den Bühnenwerken des Terraners Antor Uwerius über die »Zwergenlyrik« des siganesischen Autorenduos Lym und Ekdar Cascardin bis hin zur gekürzten Taschenbuchausgabe der »Bücher des kristallenen Wassers«, vor vielen Jahrtausenden von Moraht-Them, dem berühmtesten Philosophen meines Volkes geschrieben.
    Es waren allerdings nicht die alt und gebraucht aussehenden Bücher, die meine Neugier anzogen, sondern ein vergilbtes Foto in einem hölzernen Rahmen. Es zeigte einen hochgewachsenen Mann und eine eher zierliche Frau in der Uniform der Explorerflotte. Im Hintergrund waren die typischen Konsolen und Bildschirmgalerien einer Raumschiffzentrale zu erkennen.
    »Ihre Eltern?«, fragte ich.
    »Urgroßeltern«, antwortete Shareen Deubtar. »Adrian Deubtar und Elvia daHuck. Sie strandeten vor über zweihundert Jahren mit der EX-856 auf Shahimboba, lange bevor die Diskusschiffe kamen.«
    »Dann sind Sie also …«, setzte ich an.
    »… auf diesem Planeten geboren. Im Bauland Mokos, ja. Wie viele andere übrigens auch.«
    »Bei allen Göttern Arkons«, flüsterte ich erschüttert. Erst in diesen Sekunden begriff ich, was hier wirklich geschah, welches ungeheuerliche Verbrechen die Illochim an Hunderttausenden unschuldiger Wesen begingen.
    »Ja, Lordadmiral«, sagte Shareen Deubtar verbittert. »Die Freiheit, die Sie da draußen in der Galaxis angeblich so heroisch verteidigen, gilt hier nichts. Unser Kampf ist nicht der Ihre. Wir haben keine höheren Ziele. Uns geht es einzig und allein ums Überleben. Die von den Automaten gelieferten Nahrungskonzentrate waren vor einigen Jahrzehnten noch für alle ausreichend, doch dann brachten die Diskusschiffe immer neue Shahms. Die Geburtenrate stieg sprunghaft an; die verfügbaren Nahrungsmittel taten es nicht.
    Im Bauland Mokos liegt die Säuglingssterblichkeit bei über sechzig Prozent. Todesursache Nummer eins ist Erschöpfung. Trotz der Kontrolle durch die Schichtleiter ist der von den Sinterbuckeln erzeugte Zwang zu stark. Immer wieder siegt die Gier nach ein paar Stunden Glück über die Vernunft. Wer in den Minen fünfzig Terrajahre alt wird, gilt als Greis. Und jetzt verraten Sie mir, was Sie und Ihre fabelhafte USO dagegen zu tun gedenken.«
    Ich atmete tief ein und wieder aus. Shareen Deubtar hatte die von den jahrelangen Strapazen in den Stollen gezeichneten Hände zu Fäusten geballt. Ihre Lippen zitterten.
    »Was immer ich auch sage, Ms. Deubtar. Es wird das Unrecht, das Ihnen und all den anderen auf Shahimboba widerfahren ist, nicht wiedergutmachen. Wir können jedoch zusammenarbeiten und versuchen, die Situation zum Guten zu wenden. Sagen Sie mir, was Sie wissen und lassen Sie uns diesen Wahnsinn gemeinsam beenden.«
    Die Terranerin zögerte, schien etwas sagen zu wollen, brach dann jedoch ab. Wortlos ging sie zu dem großen, wassergefüllten Kessel hinüber und griff mit dem rechten Arm hinein. Als sie ihn wieder herauszog, lagen auf ihrer Handfläche etwa ein Dutzend millimeterdünner Würmer von rötlicher Farbe, die sich träge bewegten. Shareen Deubtar nahm zwei von ihnen zwischen Daumen und Zeigefinger, den Rest warf sie in den Kessel zurück. Weiterhin schweigend steckte sie die beiden Würmer in den Mund, kaute kurz und schluckte sie dann hinunter.
    »Was …?«, setzte ich an, doch Shareen schüttelte so

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