Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
sich aus einer unsichtbaren Vertiefung.
»Mr. Adams«, hörte Rhodan jemanden sagen. Er konnte das Gesicht des Anrufers nicht erkennen, doch die Stimme verriet ihm sofort, um wen es sich handelte.
»Ist der Großadministrator noch bei Ihnen?«
»Was gibt es, Galbraith«, rief Perry Rhodan, bevor der GCC-Chef antworten konnte. Homer G. Adams drehte den Bildschirm so, dass Rhodan den Solarmarschall sehen konnte.
»Nachricht von Quinto-Center, Chef«, kam Deighton sofort zur Sache. Er wirkte blass, was aber auch an dem schwarzen Haar liegen konnte, das das schmale Gesicht mit den hohen Wangenknochen umrahmte.
»Laut Decaree Farou gibt es nach wie vor keine Spur von Atlan. Sowohl die USO als auch die Solare Abwehr haben nicht die geringsten Hinweise auf den Aufenthaltsort des Lordadmirals gefunden. Eine Rückmeldung von Mr. Tekener steht noch aus, doch wenn er etwas in Erfahrung gebracht hätte, dann hätte er bereits Kontakt aufgenommen.«
»Wie lange können wir das Verschwinden Atlans noch geheim halten?«, fragte Perry Rhodan.
»Die Strategen im Center arbeiten bereits an einer glaubwürdigen Geschichte. Auch der Einsatz eines der verfügbaren Doubles wird diskutiert. Ein paar Wochen dürfte das noch funktionieren, aber dann …«
»Die ESHNAPUR?«, erkundigte sich der Großadministrator knapp.
»Ebenfalls nach wie vor unauffindbar«, sagte Deighton. »Sie ist jetzt seit zwei Wochen überfällig. Wir müssen davon ausgehen, dass …«
»So weit sind wir noch nicht«, unterbrach ihn Rhodan. »Trotzdem ist die Lage alles andere als rosig und wir sollten unsere nächsten Schritte sehr gründlich überlegen. Die Berichterstattung über die Geschehnisse in Kunshun wurde von gewissen politischen Kreisen rücksichtslos hochgespielt und nach allen Regeln der Kunst ausgeschlachtet. Das allgemeine Vertrauen in die Solare Administration ist laut den Umfragen um mehr als fünf Prozentpunkte gesunken. Sie wissen, dass ich mir nie viel aus solchen Statistiken gemacht habe, aber wir dürfen auch nicht die Augen vor den Entwicklungen verschließen. Terra ist das Herz des Imperiums, und nur wenn dieses Herz kräftig und von allen deutlich vernehmbar schlägt, können wir unsere Position aufrechterhalten.«
»All das ist mir bewusst, Perry«, sagte der Solarmarschall steif.
Rhodan lächelte. Dann kratzte er sich mit dem Zeigefinger an der kleinen Narbe auf dem rechten Nasenflügel.
»Entschuldigen Sie, Galbraith. Ich rede, als stünde ich in der Solar Hall und gäbe meine Regierungserklärung ab. Tun Sie, was Sie können. Sie haben sämtliche Vollmachten. Ich lüge die Öffentlichkeit wahrhaftig nicht gerne an, aber in diesem Fall sehe ich keine Alternative.«
»Sie sollten sich keine Vorwürfe machen, Sir«, sagte Deighton.
»Das tue ich aber«, widersprach der Großadministrator. »Lügen haben eine höchst verderbliche Eigenschaft: Sie kehren früher oder später zu dem zurück, der sie verbreitet. Deshalb habe ich Zeit meines Lebens versucht, sie zu vermeiden.«
»Wie Sie meinen, Chef«, entgegnete der Solarmarschall nur.
»Das wäre dann wohl alles«, beendete Perry Rhodan das Gespräch und erhob sich von seinem Platz. »Wenn Sie mich nun entschuldigen, meine Herren. In einer halben Stunde startet die MARLON nach Siga. Der terranische Kulturattaché in Mirettil wäre vermutlich wenig erbaut, wenn ich mich verspäte. Schließlich musste ich meinen Besuch bereits zwei Mal wegen dringenderer Angelegenheiten verschieben.«
»Gute Reise«, hörte der Großadministrator Homer G. Adams und Galbraith Deighton noch nahezu zeitgleich sagen. Dann schloss sich das Türschott hinter ihm.
Kapitel 23
1. Dezember 2919
Adrian Deubtar
Die Diskusschiffe kamen mitten in der Nacht. Adrian wurde durch lautes Geschrei geweckt und es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich daran erinnerte, wo er war. In den letzten Jahren fiel es ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Die Arthrose in den Knien, die Schmerzen in Rücken und Hüften, das Sodbrennen und die Kurzatmigkeit taten ein Übriges – mit 96 Jahren war er nun einmal kein junger Mann mehr.
Die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete sich und Benjamin stürmte in den Raum. Er war bereits vollständig angekleidet. In seinem Gürtel steckten zwei Pistolen, die klobige Flinte hielt er mit beiden Händen vor der Brust.
»Steh auf, Vater«, rief er beunruhigt. »Wir haben ungebetenen Besuch.«
Adrian schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.
Weitere Kostenlose Bücher