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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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aus und wartete, bis sich sein Gleichgewichtssinn an die herrschenden Verhältnisse gewöhnt hatte.
    Dann erst registrierte er den gewaltigen, eiförmigen Behälter in der Mitte des Raums. Auch das wannenartige, etwa fünf Meter lange und gut zwei Meter hohe Objekt war teilweise durchsichtig und mit Wasser gefüllt. Aus der Unterseite des Eies ragte ein ganzes Bündel von verschieden dicken Schläuchen, die im Boden verschwanden. Hinter dem glasähnlichen Material bewegte sich ein massiger, dunkler Schatten träge hin und her.
    Der Terraner machte ein paar Schritte in den Saal hinein, um besser sehen zu können. Aus einigen der Schläuche strömte eine ölige, leicht trübe Flüssigkeit in den Behälter hinein, wo sie sich schnell verteilte. Nach wie vor war kein Laut zu hören. Selbst das Glucksen des Wassers wurde von den Saalwänden und dem Material des Tanks vollständig absorbiert.
    Das Wesen, das schließlich in Adrians Blickfeld geriet, war eindeutig amphibisch und erinnerte ihn auf den ersten Blick an einen Delfin. Der schlanke, knapp zwei Meter lange und äußerst elegant wirkende Körper endete in einer breiten, zweifach geteilten Schwanzflosse. An der Unterseite des Rumpfes saßen vier kräftige Paddelbeine mit gut ausgeprägten Zehen. Der für den grazilen Körper zu große Kopf wirkte wie eine Kreuzung aus Walross und Hammerhai und wurde vor allem durch den breit ausladenden Kiefer mit den seitlichen Atemschlitzen geprägt. Ein überraschend ausdrucksstarkes Gesicht ließ auf hohe Intelligenz schließen.
    Der Fremde schwamm mit zwei kurzen Schlägen seiner Schwanzflosse so nahe an die Behälterwand heran, dass Adrian die hauchfeinen Barthaare erkennen konnte, die an beiden Seiten des breitlippigen Mundes aus der grauen Haut wuchsen. Zwei kreisrunde, wach blickende Augen mit kaum erkennbaren Pupillen musterten ihn aufmerksam.
    Das Bellen war so laut und kam so überraschend, dass der Terraner erschrocken zusammenzuckte.
    »Warum bist du allein?«, sagte eine Stimme, die sich erstaunlich künstlich und unpersönlich anhörte, auf Interkosmo. Moderne Translatoren hatten normalerweise einen warmen und angenehmen Klang.
    »Ich bin Adrian Deubtar«, gab er zurück. »Wo sind meine Freunde?«
    Ein kurzes, kehliges Bellen hallte durch den Raum.
    »Freunde?«
    »Die anderen, die wie ich sind«, erklärte Adrian. »Eure Roboter haben sie weggebracht. Wo sind sie?«
    »Sie werden vorbereitet.«
    »Was bedeutet das? Worauf werden sie vorbereitet?«
    »Auf ihre Aufgabe«, sagte die Kunststimme. Sie war schwer zu verstehen, da das Bellen – offenbar die Originalsprache des Wesens – nach wie vor extrem laut war.
    »Sie sind die ersten. Sie werden Arrachieda fördern und glücklich sein.«
    Adrian lachte spöttisch. »Glücklich? Wohl kaum. Du willst sie zu Sklaven machen, doch dazu hast du kein Recht.«
    »Warum nicht?«, wollte der Fremde wissen und blinzelte. Die Nickhäute, die sich dabei über seine Augen schoben, waren pechschwarz.
    Adrian atmete tief ein und wieder aus. War die Frage ernst gemeint oder machte sich sein Gegenüber nur über ihn lustig?
    »Niemand darf über andere bestimmen und sie zwingen, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen«, sagte er trotzdem.
    »Das verstehe ich nicht. Es ist nicht logisch.«
    »Dann werde ich es dir erklären. Lass meine Freunde frei und wir können miteinander sprechen. Wir können bestimmt viel voneinander lernen. Wir können …«
    »Nein!« Das Bellen hallte wie ein Schuss durch den Saal.
    »Ich brauche Arrachieda. Viel Arrachieda. Du und die anderen, ihr seid die ersten. Mehr werden kommen. Meine Schiffe werden sie bringen. Sie werden Arrachieda fördern und glücklich sein.«
    »Wenn du das wirklich glaubst«, entgegnete Adrian bitter, »dann weißt du nicht, was Glück wirklich bedeutet. Glück ist die Freiheit, tun und lassen zu können, was man will, und diese Freiheit ist unsterblich. Du kannst sie unterdrücken, einsperren oder vorübergehend lähmen, doch sie wird immer wieder erwachen und jedes Mal stärker und mächtiger sein als zuvor.«
    »Deine Worte ergeben keinen Sinn«, sagte die Kunststimme. »Glück ist ein physiologischer Zustand, die An- oder Abwesenheit bestimmter chemischer Substanzen in einem biologischen System, die den subjektiven Eindruck des Wohlbefindens auslösen. Die Art des Stimulus ist dabei unerheblich.«
    »Du irrst dich«, beharrte Adrian trotzig. »Empfindungen kann man nicht einfach ein- und ausschalten. Ein Lebewesen ist mehr

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