Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
auf jedem Förderplaneten die Verantwortung innehat. Malotuffok jedoch war allein.
Woher willst du das wissen? , protestierte ich. Vielleicht war er nur die Vorhut. Vielleicht sind die anderen Gremiumsmitglieder später zu ihm gestoßen.
Natürlich sind sie das , erklärte der Logiksektor geduldig. Schließlich hat der Lotse am Raumhafen dieses Gremium namentlich erwähnt. In Shareens Schilderung sprach Malotuffok jedoch durchweg nur von sich. Ich brauche Arrachieda . Meine Schiffe werden die Sklaven bringen . Ich und Dahagmata werden herrschen. Zieh nun noch die Aussage Waheijathius in Betracht, dass auf Shahimboba einiges im Argen liegt.
Du glaubst also, dieser Malotuffok arbeitet auf eigene Rechnung?
Zumindest steht für mich fest, dass die Sinterbuckel nicht die gängigen Werkzeuge der Illochim sind, wenn es um die Kontrolle ihrer Arbeitskräfte geht. Wir wissen, dass das Arrachieda üblicherweise mit Raumschiffen abtransportiert wird und nicht auf dem Förderplaneten verbleibt. Malotuffok hortet das Zeug also. Er hat sogar die Förderquoten erhöht und setzt seit einigen Jahrzehnten mehr Shahms ein, als er ernähren kann. Warum? Wozu benötigt er diese gigantischen Erzmengen?
»Träumen Sie?«
Die energische Stimme Shareen Deubtars beendete das stumme Zwiegespräch zwischen mir und dem Logiksektor. Ich versuchte ein Lächeln.
»Ihr Extrasinn, nicht wahr?«, fragte sie, noch bevor ich etwas sagen konnte. Ich nickte.
»Sie wissen erstaunlich gut über mich, die USO und vermutlich auch über die allgemeine Situation in der Milchstraße Bescheid, Ms. Deubtar, obwohl Sie Ihr ganzes Leben in dieser Mine verbracht haben. Ich nehme deshalb an, dass Sie Möglichkeiten besitzen, um regelmäßig an Informationen zu gelangen.«
»Die Deubtars wissen, was sie wissen müssen, Lordadmiral.«
»Deubtars?«
»So nennen sich jene, die sich nicht mit Gefangenschaft und Erniedrigung abfinden wollen. Zu Ehren meines Urgroßvaters Adrian und meines Großvaters Benjamin.«
»Was ist nach dem Tod Adrian Deubtars geschehen?«
Shareen stand auf und ging zum Bücherregal hinüber. Sie zog einen der Bände hervor, blätterte durch die vergilbten Seiten und hielt plötzlich ein dünnes Blatt Papier in der Hand. Es war alt und an den Rändern verkohlt und eingerissen. Vorsichtig, so als würde sie einen arkonidischen Sphärenkristall in den Händen halten, entfaltete sie das Papier und legte es vor mir auf den Tisch.
»Das ist der Brief, den Adrian Deubtar vor über hundertachtzig Jahren seinem Sohn Benjamin hinterließ. Lesen Sie ihn.«
Ich beugte mich über das Dokument, das lediglich aus einem guten Dutzend handgeschriebener Zeilen bestand. Die Stille im Raum schien mit einem Mal erdrückend, und mit jedem Satz, den ich las, lastete sie noch ein bisschen schwerer auf meinen Schultern:
Lieber Ben, wenn du das liest, habe ich bereits getan, was getan werden musste. Vielleicht bist du jetzt noch nicht in der Lage nachzuvollziehen, warum ich gegangen bin, aber ich bin sicher, dass du mich eines Tages verstehen wirst.
Ich beneide dich nicht um das, was vor dir liegt. Was immer die Fremden auf Interlude wollen: Sie sind offensichtlich bereit, es sich ohne Rücksicht und mit Gewalt zu nehmen, und deshalb dürfen wir es ihnen nicht freiwillig geben. Du bist klug genug, um zu wissen, was das bedeutet.
Wenn ich in ein paar Tagen nicht zurückgekehrt bin, dann darfst du mir auf keinen Fall folgen. Dann müssen du und die anderen das Tal verlassen und einen Ort suchen, an dem sie überleben können. Ihr müsst beobachten und Informationen sammeln, so schwer es auch fallen mag.
Vielleicht haben die Fremden tatsächlich eine Schwäche, die ihr irgendwann ausnutzen könnt. Vielleicht aber auch nicht. Dann gebieten es die Vernunft und deine Verantwortung für die Sicherheit der Gruppe, dass du die richtigen Entscheidungen triffst, denn sie werden auf dich hören.
Ich möchte nicht, dass du allzu sehr um mich trauerst. Ein paar Tränen wird dir dein alter Vater sicherlich wert sein, aber übertreibe es nicht. Das Schicksal, das ich so oft verleugnet habe, hat es mir nie übelgenommen und war gnädig zu mir. Ich wünschte nur, du hättest deine Mutter kennenlernen können. Sie wäre so stolz auf dich gewesen. Ebenso stolz wie ich es bin.
Ich hatte ein langes und gutes Leben und neben Elvia warst du der wichtigste Teil davon. Väter können die Liebe zu ihren Söhnen manchmal nicht so deutlich ausdrücken, denn über das
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